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Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse

Titel: Rolf Torring 122 - Tibetanische Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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hatten die Höhle erreicht und konnten uns von dem beschwerlichen Ritt ausruhen.  
      Die Höhle war so tief, daß wir die vier Pferde im Hintergrund unterbringen konnten. Sie war so warm, als ob sie beheizt würde. Rolf erklärte uns, daß er das vorher gewußt hätte.  
      Bis zum Einbruch der Nacht war noch eine Stunde Zeit. Nachdem ich mein Pferd gefüttert und mein Gepäck gut untergebracht hatte, ging ich noch einmal vor die Höhle, um mir die Landschaft anzusehen. Jetzt konnte ich das Fernglas zur Hand nehmen; mein erster Blick galt der Höhe über uns. Als Rolf das sah, kam er heraus und fragte nach dem Grunde, aus dem ich nach oben blicke. Ich erzählte ihm meine Wahrnehmung. Schweigend hörte er zu, und als ich meinen Bericht schloß, daß ich mich sicher getäuscht hätte, meinte er ernst:  
      „Du wirst dich nicht getäuscht haben. Komm mit in die Höhle! Ich will euch jetzt alles erzählen."  
      Wir hatten uns gut mit Decken versorgt und breiteten sie als Unterlage etwa drei Meter vom Eingang der Höhle entfernt aus, um noch bei Tageslicht das Abendbrot einzunehmen. Maha, den wir mitgenommen hatten, hatten wir eine Decke vor den Eingang der Höhle gelegt. Er legte sich darauf, nachdem er von Pongo seine Fleischration erhalten hatte.  
      Dann begann Rolf seinen Bericht:  
      „Euch ist bekannt, daß ich auf Professor Hunters Wunsch noch einmal zu ihm ging, ehe wir die Reise antraten. Der Professor hat mir etwas anvertraut, das ich euch erst hier mitteilen sollte. Das war die Bedingung, die er an seine Erzählung knüpfte. Ich habe euch also nicht absichtlich etwas bisher verschwiegen.  
      Professor Hunter erzählte mir von einem alten Kloster in der Nähe des Gutsa-Sees, das er zwar nicht persönlich kenne, über das er aber in alten Büchern gelesen habe. Es soll das ,Kloster der eingemauerten Mönche' sein. Den Chroniken zufolge müßte das Kloster hier in der Nähe liegen. Schon lange war es der Wunsch des Professors, Nachforschungen darüber anzustellen, ob das Kloster wirklich existiere.  
      Von einem alten Mönch, dem er einmal das Leben gerettet hatte und der ihm stets in Dankbarkeit zugetan war, erfuhr der Professor Näheres über das Kloster. So wurde ihm dieser Weg beschrieben, aber der Mönch tat dabei sehr geheimnisvoll und nannte ihn nur den 'geheimnisvollen Pfad'. Was hier geheimnisvoll ist, hat Professor Hunter nie erfahren.  
      Im alten Kloster soll es viele Geheimnisse geben. Zwar wird über tibetanische Geheimnisse seit Jahrhunderten viel gesprochen und geschrieben, aber richtig hat wohl noch kein Mensch etwas über diese Geheimnisse erfahren.  
      Das alte Kloster zu betreten, ist Fremden streng verboten. Trotzdem wollte sich Professor Hunter nicht davon abhalten lassen, den Versuch zu wagen.  
      Der alte Mönch hatte ihm zum Beispiel erzählt, daß die eingemauerten Mönche, wenn sie ein hohes Alter erreicht haben, das Kloster verlassen dürfen, aber nur, um auf die höchste Bergspitze hinaufzusteigen, wo sie Gott näher seien. Wer hinauf wandert, stellt sich oben auf, regungslos, das Gesicht nach Osten gewendet, in die Richtung also, wo mit dem erwachenden Morgen die ersten Sonnenstrahlen aufblitzen. Der Mönch muß sich fest auf den Scheitelpunkt des Berges stellen, den linken Fuß um die Wade des rechten Beines schlagen, beide Arme zum Himmel heben, die Finger beider Hände spreizen und in dieser fakirhaften Stellung möglichst unbeweglich stehenbleiben. Es ist selbstverständlich, daß seine Glieder bald eine starre, krampfhafte Unbeweglichkeit annehmen. Die Augenlider fallen allmählich herab. So soll der in Andacht Versunkene lange Zeit auf dem Bergesgipfel stehenbleiben, Zeit, Hitze, Kälte, Regen und Sturm trotzend, während seine Haut langsam wie die einer Mumie zusammenschrumpft. Immer soll er auf einem Bein stehen, das andere dagegen würde so steif, daß er es nicht mehr herunternehmen könnte.  
      Es ist möglich, daß diese märchenhafte Erzählung wirklich nur ein Märchen ist. Aber etwas Wahres kann ja daran sein!  
      Um den Mund soll ab und zu noch ein Muskel zucken. Und das Auge soll verraten, daß das Leben noch nicht aus dem Körper entflohen ist."  
      „Alter Mönch muß doch essen," meinte Pongo, der aufmerksam wie wir Rolfs Bericht gelauscht hatte.  
      „Mönche des Klosters bringen den statuenhaft dastehenden, schon fast zu Heiligen gewordenen Mönchen Essen, das sie ihnen einflößen," fuhr Rolf fort. „Das ist aber

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