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Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Rolf Torring 129 - Unter Indianern

Titel: Rolf Torring 129 - Unter Indianern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Warren
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daß wir hier eingedrungen sind," erwiderte Rolf sehr höflich. „Wir fanden den Eingang offen und kamen durch den Gang in das Gewölbe, weil wir Professor Membro, einen Bekannten von uns, der in der Gegend hier verschwunden ist, in der Höhle vermuteten."  
      „Professor Membro ist hier," sagte der Indianer mit großer Sachlichkeit. „Er drang hier ein, weil er die Gebeine meiner Vorfahren untersuchen wollte. Er befindet sich in meiner Gewalt, und wenn der Tag kommt, den die Götter bestimmen werden, soll er geopfert werden. Auch Ihnen kann ich nicht helfen — Sie sind in meiner Gewalt, ich lasse Sie nicht mehr frei. Da Sie aber nicht wußten, was Sie hier vorfinden würden, will ich Ihnen keine großen Qualen des Wartens auf einen bestimmten Tag zumuten: Sie werden bald in die ewigen Jagdgründe fahren. Draußen wartet Ihr Begleiter, meine Herren. Mit ihm wartet eine junge Squaw. Wenn die beiden die Höhle auch betreten sollten, müssen sie den Weg alles Irdischen ebenfalls rasch gehen. Folgen Sie mir bitte! Aber machen Sie keine unbedachten Bewegungen! Meine Tiere könnten das falsch verstehen. Zunächst darf ich Sie bitten, mir Ihre Waffen auszuhändigen! Sie brauchen sie nicht mehr. Hier sind Sie ganz sicher!"  
      Der Indianer stand plötzlich vor uns. Trotz seines Alters wirkte er außerordentlich geschmeidig und schien über besondere Körperkräfte zu verfügen. Mit zwei, drei raschen Griffen hatte er uns die Waffen aus dem Gurt gezogen, die er auf den Sockel des Häuptlings legte, als wolle er sie seinem Vorfahren zum Geschenk machen. Um uns kümmerte er sich nicht weiter, wir wurden ja von den Raubkatzen scharf bewacht.  
      „Löschen Sie Ihre Lampen!" sagte der Indianer ruhig und zündete eine Fackel an.  
      Glücklicherweise nahm er uns die Lampen nicht ab. Er schritt uns voraus und führte uns durch einen Seitengang, der in einem Raum endete, den er wie den Eingang der Höhle durch einen Felsblock verschließen konnte. Der Indianer lehnte die Fackel ein paar Augenblicke gegen die Wand des Ganges. Da sahen wir einen Menschen liegen und wußten sofort, daß das nur Professor Membro sein konnte.  
      „Bleiben Sie hier!" sagte der Indianer, als er uns in den Raum hineingeführt hatte und schon wieder, die Fackel aufnehmend, beim Türblock war.  
      Wenige Sekunden später waren wir mit dem Fremden in dem Raum eingeschlossen. Wir ließen unsere Taschenlampen aufflammen.  
      Der Fremde sah uns sehr verwundert an und fragte:  
      „Woher kommen Sie denn?"  
      „Von Ihrer Tochter, Herr Professor!" antwortete Rolf mit der gleichen Ruhe, die aus der Stimme des Indianers geklungen hatte.  
      „Ich bin tatsächlich Professor, Professor Membro," fuhr der Fremde fort, der nicht gleich zu fassen schien, was hier vor sich gegangen war. „Hat der Indianer meine Tochter auch gefangen?"  
      „Noch nicht," erwiderte ich, „aber es wird vielleicht nicht mehr lange dauern."  
      „Wie lange sind Sie schon gefangen, Herr Professor?" fragte Rolf.  
      „Sechs Wochen, meine Herren! Ein Bekannter, ein Herr Raster, machte mir die Mitteilung, daß sich hier ein altes Indianergrab befände. Er muß gewußt haben, was mir hier bevorstehen würde. Persönliche Gründe veranlassten ihn wohl, mich aus dem Leben da draußen, aus dem Leben in unserer Welt auszuschalten."  
      „Wir wissen Bescheid," sagte Rolf. „Das hängt mit Ihrer Tochter zusammen, die nicht Rasters Frau werden wollte."    
      Rolf nannte meinen und seinen Namen. Wir schüttelten uns die Hände.  
      Professor Membro meinte, daß er sich sehr freue, uns kennen zu lernen, wenn er auch nicht verschweigen wolle, daß es ihm weit mehr Freude bereitet hätte, uns außerhalb seines Gefängnisses begrüßen zu können.  
      Damit war unsere gute Stimmung vollauf wiederhergestellt.  
      „Wir wollen den Kopf nicht hängen lassen," sagte Rolf. „Draußen vor dem Indianergrab haben wir einen Begleiter, der uns sicher nicht im Stich lassen wird."  
      Anschließend erzählte ich von Pongo, seiner Körperkraft, seiner Klugheit und seinen Erlebnissen.  
      Dann sprachen wir von den Verteidigungsmöglichkeiten, die der Indianer hatte: im Grunde waren es nur die beiden Jaguare; mit denen nahm es Pongo, wenn es sein mußte, allein auf, sogar ohne sie zu töten. Professor Membro berichtete, daß er den Eingang zur Höhle ebenfalls offen gefunden und nicht etwa gewaltsam geöffnet hätte. Er war auf die gleiche Weise in

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