Rollende Steine
einmal bei Frau WaWa Wumm. Und die verstand es, Appetit bei ihren Zuschauern zu wecken. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, Unterwäsche auf ihre Bühne zu werfen. Man erwartete vielmehr, daß sie Unterwäsche von der Bühne warf.«
»Da es noch etwas anderes gibt«, sagte Klippe. »Wir vier sind in diesem Zimmer, aber nur drei von uns sprechen.«
Buddy sah auf.
»Die Musik ist wichtig«, murmelte er.
»Es ist keine Musik«, erwiderte Glod. »Gewöhnliche Musik wirkt sich anders aus. Sie sorgt nicht dafür, daß die Leute sich so fühlen, als hätte man sie durch die Mangel gedreht. Ich habe so sehr geschwitzt, daß ich bald meine Weste wechseln muß.« Er rieb sich die Nase. »Und dann sah ich ins Publikum und dachte: Die dort unten haben Eintritt bezahlt, um uns zu hören. Bestimmt sind mehr als zehn Dollar zusammengekommen.«
Asphalt hob einen Zettel.
»Ich habe das hier auf dem Boden gefunden«, sagte er. »Es ist eine Eintrittskarte.«
Glod las sie.
»Ein Dollar fünfzig?« brachte er ungläubig hervor. »Sechshundert Personen haben anderthalb Dollar Eintritt bezahlt? Das sind insgesamt… vierhundert Dollar!«
»Neunhundert«, korrigierte Buddy monoton. »Wie dem auch sei: Es geht nicht ums Geld.«
»Es geht nicht ums Geld? Das sagst du immer wieder! Was bist du eigentlich für ein Musiker?«
Draußen erklang gedämpftes Gebrüll.
»Möchtest du nach dieser Erfahrung in irgendeinen Keller zurückkehren, um dort für sechs oder sieben Zuhörer zu spielen?« fragte Buddy. »Wer ist der berühmteste Hornist aller Zeiten?«
»Bruder Bein«, antwortete Glod sofort. »Das ist allgemein bekannt. Er stahl das Altargold aus Offlers Tempel, fertigte daraus ein Horn und spielte magische Musik, bis ihn die Götter erwischten und ihn bestraften, indem sie…«
»Ja«, sagte Buddy. »Aber wenn du jetzt nach draußen gehst und die Leute nach dem Namen des berühmtesten Hornisten fragst… Erinnern sie sich dann an irgendeinen sündigen Mönch oder bejubeln sie Glod Glodson?«
»Sie…«
Glod zögerte.
»Na bitte«, fuhr Buddy fort. »Denk darüber nach. Ein Musiker muß gehört werden. Du kannst jetzt nicht Schluß machen. Niemand von uns kann das.«
Glod deutete auf die Gitarre.
»Es liegt an dem Ding. Es ist zu gefährlich.«
»Ich werde damit fertig!«
»Mag sein. Aber wo soll das alles enden?«
»Es kommt nicht darauf an, wie etwas endet«, sagte Buddy. »Wichtig ist, wie man zum Ende gelangt.«
»Das klingt sehr elvisch…«
Die Tür sprang auf.
»Äh«, begann Schnapper, »wenn ihr nicht sofort für eine Zugabe auf die Bühne kommt, sitzen wir alle in tiefer, brauner…«
»Ich kann jetzt nicht mehr spielen«, entgegnete Glod. »Ich habe Atemnot, weil mir Geld fehlt.«
»Ich habe euch doch zehn Dollar versprochen.«
»Zehn Dollar in Ordnung sind«, meinte Klippe. »Für jeden von uns.«
Schnapper hatte nicht damit gerechnet, mit weniger davonzukommen. Er gestikulierte vage.
»Das ist eure Dankbarkeit, was?« fragte er. »Ihr wollt mich unbedingt in den Ruin treiben, wie?«
»Wenn du dabei Hilfe brauchst…«, grollte Klippe.
»Na schön, na schön, dreißig Dollar«, sagte Schnapper. »Dafür muß ich aufs Abendessen verzichten.«
Klippe sah zu Glod, der noch immer die Sache mit dem berühmtesten Hornisten der Welt verdaute.
»Viele Zwerge und Trolle im Publikum sind«, meinte Klippe.
»Sollen wir ›Tiefe Höhle, hoher Berg‹ spielen?« schlug Glod vor.
»Nein«, sagte Buddy.
»Was dann?«
»Mir fällt schon was ein.«
Das Publikum strömte auf die Straße. Die Zauberer umringten den Dekan und schnippten mit den Fingern.
»Juchhu-juchhe«, sang der Dekan glücklich.
»Es ist nach Mitternacht!« verkündete der Dozent für neue Runen. Auch er schnippte mit den Fingern. »Und es ist mir völlig gleich! Was machen wir jetzt?«
»Wir könnten was essen«, meinte der Dekan.
»Ja, genau«, pflichtete ihm der Professor für unbestimmte Studien bei. »Immerhin haben wir das Abendessen versäumt.«
»Wir haben das Abendessen versäumt?« entfuhr es dem Obersten Hirten verblüfft. »Potzblitz! Das kommt von der Musik Mit Steinen Drin! Was früher wichtig für uns war, verliert nun an Bedeutung!«
»Nein, ich meinte…« Der Dekan zögerte. Als er jetzt darüber nachdachte, wußte er nicht mehr genau, was er meinte. »Es ist ein langer Weg zurück zur Universität«, räumte er ein. »Ich schlage vor, wir trinken unterwegs einen Kaffee oder so.«
»Und essen ein oder zwei
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