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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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kletterte ein wenig unbeholfen aus dem Ankh und auf die Mole an der Schlechten Brücke. Dort verharrte die Gestalt eine Zeitlang, während Schlamm von ihr herabtropfte und eine Lache zu ihren Füßen bildete.
    Die Brücke war recht hoch. Man hatte Gebäude auf ihr errichtet, und dadurch war der eigentliche Weg über den Fluß recht schmal. Die Brücken der Stadt waren als Bauplätze äußerst beliebt. Sie erleichterten nicht nur die Abwasserbeseitigung, sondern boten auch leichten Zugang zum Trinkwasser.
    Unter der Schlechten Brücke glühte das rote Auge eines Feuers. Die Gestalt wankte dem Licht entgegen.
    Mehrere Personen, die dort saßen, drehten sich um und sahen dem Fremden neugierig entgegen.
     
    »Das ist ein Bauernkarren«, sagte Glod. »Einen Bauernkarren erkenne ich auf den ersten Blick. Auch dann, wenn man ihn blau gestrichen hat. Außerdem ist es ein alter Bauernkarren.«
    »Mehr könnt ihr euch nicht leisten«, erwiderte Asphalt. »Ich hab frisches Stroh hineingelegt.«
    »Ich dachte, wir mit der Postkutsche fahren«, sagte Klippe.
    »Oh, Herr Schnapper meinte, Künstler von eurem Kaliber sollten kein öffentliches Transportmittel benutzen«, entgegnete Asphalt. »Außerdem meinte er, ihr würdet die Kosten scheuen.«
    »Was hältst du davon, Buddy?« fragte Glod.
    »Mir ist es gleich«, murmelte der junge Mann.
    Glod und Klippe wechselten einen Blick.
    »Wenn du mit Schnapper redest und etwas Besseres verlangst…«, sagte der Zwerg hoffnungsvoll. »Er würde bestimmt nicht ablehnen.«
    »Das Ding hat Räder«, stellte Buddy fest. »Es ist in Ordnung.«
    Er kletterte auf den Karren und ließ sich im Stroh nieder.
    »Herr Schnapper hat neue T-Shirts machen lassen.«
    Asphalt spürte, daß sich die allgemeine Atmosphäre durch einen ausgeprägten Mangel an Fröhlichkeit auszeichnete. »Für die Tournee. Auf dem Rücken sind all die Orte genannt, die ihr besucht. Sieht hübsch aus, nicht wahr?«
    »Ja«, bestätigte Glod. »Wenn uns die Musikergilde den Kopf nach hinten dreht, können wir sehen, wo wir gewesen sind.«
    Asphalts Peitsche knallte über den Pferden. Sie fielen in einen gemütlichen Paßgang, der folgende Botschaft vermittelte: Ein sentimentaler Trottel, der die Peitsche nur zum Schein schwingt, kann uns nicht dazu bringen, schneller zu laufen.
     
    »Verdammtermistundzugenäht! Verdammtermistundzugenäht!« sagte der grotzige Mann. »Verdammtermistundzugenäht. Er ist eine gelbe Glaus, ist er. Zehntausend Jahre! Verdammtermistundzugenäht.«
    IM ERNST?
    Tod entspannte sich.
    Sechs Personen saßen am Feuer und erwiesen sich als unbeschwert und gesellig. Eine Flasche wurde herumgereicht. Eigentlich war es eine Büchse, und Tod hatte noch nicht herausgefunden, was sie enthielt. Ebensowenig wußte er über den Inhalt der größeren Büchse Bescheid, in der es seltsam blubberte. Darunter brannte ein Feuer, genährt von alten Stiefeln und Schlamm.
    Die kleine Büchse erreichte ihn. Er gab sie möglichst taktvoll weiter und lehnte sich ruhig zurück.
    Leute ohne Namen. Personen, die ebenso unsichtbar waren wie er selbst, für die der Tod immer eine Möglichkeit darstellte. Hier konnte er eine Zeitlang bleiben.
     
    » Freie Musik«, knurrte Herr Clete. »Und gratis noch dazu! Welcher Idiot musiziert umsonst? Man läßt wenigstens einen Hut herumgehen, damit das Publikum einige Münzen hineinlegt. Wo bleibt denn sonst der Sinn des Ganzen?«
    Er starrte so lange auf die Dokumente, daß Klatschmaul höflich hustete.
    »Ich überlege«, verkündete Herr Clete. »Verflixter Vetinari. Er meint, es sei die Aufgabe der Gilden, dem Gildengesetz Geltung zu verschaffen…«
    »Wie ich hörte, verlassen sie die Stadt«, sagte Klatschmaul. »Beginnen mit einer Tournee. Auf dem Land, wie ich hörte. Dort gilt unser Gesetz nicht mehr.«
    »Auf dem Land«, sagte Herr Clete. »Ja. Eine gefährliche Gegend, das Land.«
    »Und ob«, pflichtete ihm Klatschmaul bei. »Zum Beispiel gibt’s dort Rüben.«
    Herrn Cletes Blick fiel auf die Rechnungsbücher der Gilde. Nicht zum erstenmal dachte er daran, daß zu viele Leute ihr Vertrauen in Eisen und Stahl setzten, obwohl einige der besten Waffen aus Gold bestanden.
    »Ist Lord Witwenmacher noch immer Oberhaupt der Assassinengilde?« fragte er.
    Die anderen Musiker wirkten plötzlich nervös.
    »Assassinen?« erwiderte Herbert »Cembalo« Schlurfer. »Wir haben noch nie zuvor die Assassinen um Hilfe gebeten. Dies ist unsere Angelegenheit. Keine andere Gilde darf sich

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