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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Lebensunterhalt, indem er Leuten folgte –
    bis sie ihn dafür bezahlten, ihnen nicht mehr zu folgen. Er hatte einen Hund, der zum Geruch des Stinkenden Alten Ron beitrug: ein graubrauner Terrier mit einem halb zerrissenen Ohr und häßlich kahlen Stel en
    am dürren Leib. Der Köter bellte mit einem alten Hut zwischen den
    kariösen Zähnen, und die Gruppe verdankte ihm eine erhebliche Zu-
    nahme ihrer Erwerbskraft. Die Leute sind Tieren gegenüber großzügiger
    als bei Menschen.
    Henry Husten verdiente sein Geld, indem er an Ort und Stelle verharr-
    te. Wenn jemand ein wichtiges gesel schaftliches Ereignis vorbereitete,
    schickte er ihm eine Anti-Einladung, begleitet von einem großzügigen
    Almosen. Das sol te gewährleisten, daß Henry Husten nicht erschien.
    Andernfal s bestand die Gefahr, daß er bei einer Hochzeitsfeier auf-
    tauchte und die Gäste unterhielt, indem er ihnen seine verschiedenen
    Hautkrankheiten zeigte. Außerdem hatte er einen massiv klingenden
    Husten.
    Er trug ein Schild mit der Aufschrift: »Für etwas Gelt binne ich berei-
    tig, dir niche nach Hause zu folgigen. Hust. Hust.«
    Arnold Seitwärts hatte keine Beine, was ihn jedoch kaum zu belasten
    schien. Er hielt Passanten an den Knien fest und fragte sie: »Kannst du

    einen Cent wechseln?« Anschließend nutzte er die unweigerlich folgende
    akute Verwirrung aus.
    Und dann der Entenmann. Eine Ente hockte auf seinem Kopf. Nie-
    mand erwähnte sie. Niemand lenkte die Aufmerksamkeit darauf. Sie
    schien ein eher unwichtiges Detail zu sein, so wie Arnolds fehlende Bei-
    ne, der unabhängige Geruch des Stinkenden Alten Ron und Henry Hu-
    stens eruptives Spucken. Doch al diese Dinge kratzten an Tods Bewußt-
    sein und ließen ihn nicht völlig zur Ruhe kommen.
    Er fragte sich, wie er das Thema zur Sprache bringen sol te.
    ICH MEINE, DER ENTENMANN MUSS ES DOCH WISSEN,
    ODER? dachte er. ES SIND JA KEINE SCHUPPEN ODER SO…
    Die Bettler waren übereingekommen, Tod den Namen »Eintönig« zu
    geben. Der Grund dafür blieb ihm schleierhaft. Al erdings gehörte er zu
    den Leuten, die eine ganze Stunde lang mit einer Tür reden konnten.
    Viel eicht hatte der Name etwas damit zu tun.
    Ron und seine Kol egen verbrachten ihre Tage damit, unsichtbar durch
    die Straßen zu wandern. Leute, die sie nicht sahen, machten einen weiten
    Bogen um sie und warfen ihnen gelegentlich Münzen zu. Herr Eintönig
    paßte gut in diese Runde. Wenn er Passanten um Geld bat, konnten sie
    ihm diese Bitte kaum abschlagen.

    In Skrote gab es keinen Fluß. Der Ort existierte nur deshalb, weil es nach
    einer bestimmten Strecke Land einen Ort geben mußte.
    Er hatte zwei Straßen in Form eines Kreuzes, eine Taverne, einen
    Saatgutladen, eine Schmiede, mehrere Scheunen und einen Mietstal ,
    dessen Name ein erstaunliches Maß an Phantasie bewies: SETHS
    MIETSTALL.
    Nichts rührte sich. Selbst die Fliegen schliefen. Zwei Schatten waren
    der einzige Verkehr auf den beiden Straßen.
    »Ich dachte, dies Kuhdorf ist«, sagte Klippe, als sie in einem von Fur-
    chen durchzogenen und von Schlaglöchern übersäten Bereich hielten,
    der vermutlich den zentralen Platz bildete.
    »Vermutlich ist die Kuh gestorben«, spekulierte Asphalt.

    Glod erhob sich auf dem Karren und breitete die Arme aus. »Hallo,
    Skrote!« rief er.
    Das Namensschild am Mietstall löste sich vom letzten Nagel und lan-
    dete im Staub.
    »Das gefällt mir so sehr am Leben auf der Straße«, sagte Glod. »Man
    sieht interessante Orte und lernt faszinierende Leute kennen.«
    »Wahrscheinlich erwacht Skrote abends zum Leben«, vermutete As-
    phalt.
    »Ja«, brummte Klippe. »Ja, das ich mir vorstel en kann. Dies genau die
    Art von Dorf ist, dessen Bewohner nachts werden lebendig. Möglicher-
    weise al e Leute an der Kreuzung begraben sind, mit einem Pflock im
    Herzen. Vielleicht trinkt man hier kein Bier, sondern Blut.«
    »Nun, ich könnte jetzt ein blutiges Steak vertragen…«, meinte Glod.
    Sie sahen zur Taverne. Die abgeblätterte Farbe ließ den Namen Zum
    fröhlichen Kohl erahnen.
    »Ich fürchte, die Aussichten stehen nicht besonders gut«, sagte As-
    phalt.
    In der düsteren Taverne saßen einige Personen, in verdrießliches
    Schweigen gehül t. Der Wirt bediente die Reisenden, und sein Verhalten
    wies darauf hin, daß er ihnen einen gräßlichen Tod wünschte, sobald sie
    sein Lokal verlassen hatten. Das Bier schmeckte so, als wäre es bestrebt,
    den Wunsch des Wirts zu erfül en.
    Die Band nahm an einem Tisch

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