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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Stuhl.
    »Oh«, wiederholte Lias.
    Eine Saite rol te sich zusammen, dabei erklang ein trauriges Geräusch.
    Es war, als hätte man ein Kätzchen sterben sehen.
    »Ich habe sie beim jährllichen Sänger- und Dichterfest in Llamedos
    gewonnen«, sagte Imp.
    »Kann man sie irgendwie reparieren?« fragte Glod nach einer Weile.
    Imp schüttelte den Kopf.
    »In meiner Heimat gibt es niemanden mehr, der zu einer sol chen Re-
    paratur imstande wäre.«
    »Mag sein. Aber in der Straße Schlauer Kunsthandwerker…«
    »Es mir tut sehr leid. Es mir tut wirklich leid viel. Weiß gar nicht, wieso das Ding plötzlich da lag.«
    Imp versuchte vergeblich, einige Einzelteile zusammenzufügen. Nein,
    ein Musikinstrument ließ sich nicht reparieren. Er hatte öfter gehört, wie
    die alten Barden darüber sprachen. Musikinstrumente besaßen eine Seele.
    Wenn sie zerbrachen, entkam der Geist in ihnen, flog fort wie ein Vogel.

    Was man anschließend wieder zusammenfügte, war nur ein Ding, eine
    Ansammlung von Holz und Draht. Sicher, es erzeugte Töne, und viel-
    leicht konnte man damit ein ungeübtes Ohr täuschen, aber… wenn je-
    mand von einer hohen Klippe herabstürzt und wenn man ihn nach dem
    Aufpral wieder zusammenflickt – wer rechnet dann ernsthaft damit, daß
    der Betreffende wieder lebendig wird?
    »Äh, viel eicht können wir dir eine andere Harfe besorgen«, sagte Glod.
    »In Hinten gibt es einen kleinen Musikladen, der…«
    Er sprach nicht weiter. Natürlich gab es hinter der Unsichtbaren Universität einen kleinen Musikladen. Es hatte ihn immer gegeben.
    »Hinten«, wiederholte er, um ganz sicher zu sein. »Ein Musikladen.
    Hinten. Ja. Schon seit Jahren .«
    »Eine sol che Harfe kann man dort sicher nicht kaufen«, meinte Imp.
    »Bevor der Harfenbauer das Hol z anrührt, muß er zwei Wochen llang in
    einer Höhlle hinter einem Wasserfal ll sitzen, geklleidet in einen Umhang
    aus Ochsenlleder.«
    »Warum?«
    »Keine Ahnung. So verllangt es die Tradition. Der Künstller muß sein
    Bewußtsein von allllem Ballllast befreien.«
    »Wie dem auch sei«, sagte Glod. »Sicher finden wir in dem Laden etwas
    anderes. Wir gehen dort einkaufen. Richtige Musiker brauchen Musikin-
    strumente.«
    »Ich habe kein Gelld mehr«, sagte Imp.
    Glod klopfte ihm auf die Schulter. »Und wenn schon. Du hast Freun-
    de. Wir helfen dir. Ist doch klar.«
    »Wir haben unser ganzes Gel d für diese Mahl zeit ausgegeben«, ent-
    gegnete Imp. »Jetzt sind unsere Taschen lleer.«
    »Du siehst die Dinge aus einer ziemlich negativen Perspektive«, warf
    Glod dem Barden vor.
    »Mag sein. Lleider gibt es keine andere.«
    »Mir fällt schon was ein«, versprach Glod. »Ich bin ein Zwerg. Wir
    kennen uns mit Geld aus. Geld liegt mir praktisch im Blut.«
    »Wie wär’s dann mit einem Aderllaß?«

    Es war fast dunkel, als sie den Laden erreichten – das Haus stand den
    hohen Mauern der Unsichtbaren Universität direkt gegenüber. Offenbar
    handelte es sich um jene Art von Musikgeschäft, das gleichzeitig als
    Pfandleihe fungiert. Irgendwann in seinem Leben muß jeder Musiker
    sein Instrument verpfänden, wenn er essen und in einem Bett schlafen
    möchte.
    »Hast du jemals hier gekauft was?« fragte Lias.
    »Nein, ich… glaube nicht«, erwiderte Glod.
    »Hat geschlossen der Laden«, vermutete Lias.
    Glod klopfte an die Tür. Nach einer Weile öffnete sie sich einen Spalt,
    gerade weit genug, um einen schmalen Streifen vom Gesicht einer alten
    Frau zu zeigen.
    »Wir möchten was kaufen, Gnäfrau«, sagte Imp.
    Das sichtbare Auge musterte ihn von Kopf bis Fuß.
    »Bist du ein Mensch?«
    »Ja, Gnäfrau.«
    »Na schön.«
    Das einzige Licht im Laden spendeten einige Kerzen. Die Alte floh
    hinter den Tresen und spähte argwöhnisch nach Anzeichen dafür, daß
    sie heimtückisch im Bett ermordet werden sollte.
    Das Trio bewegte sich vorsichtig zwischen Waren, die zum größten
    Teil nicht eingelöste Pfandstücke zu sein schienen. Musiker litten per-
    manent an Geldmangel; es gehörte einfach zum Leben als Musiker. Imp
    sah Kriegshörner, Lauten, Trommeln…
    »Dies ist nur Gerümpell«, flüsterte er.
    Glod strich Staub von einem trompetenartigen Gegenstand, setzte ihn
    an die Lippen und blies hinein. Es erklang ein Geräusch wie… vom
    Geist einer mehrmals gebratenen Bohne.
    »Ich schätze, hier steckt irgendwo eine tote Maus drin.« Der Zwerg
    blickte in die dunklen Tiefen des Instruments.
    »Es war alles in Ordnung damit, bevor du hineingeblasen hast«,

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