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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bläulich, und sie wirkten ein wenig verschwom-
    men, als könnten sie sich nicht entscheiden, ob sie ganz Teil der Wirk-
    lichkeit werden wollten.
    Der Barde hob das Instrument dicht vor den Mund und raunte: »Imp.«
    Die Saiten summten.
    Dann bemerkte er das Kreidezeichen. Es war fast vol ständig verblaßt.
    Vielleicht war es nicht einmal ein Zeichen, nur ein Kreidestrich…

    Glod schien jetzt richtig in Fahrt gekommen zu sein. Zwerge galten als
    besonders hartnäckige Feilscher, die in Scharfsinn und geschäftstüchtiger
    Unverschämtheit nur alten Frauen nachstanden. Imp versuchte, den
    Verhandlungen zu folgen.
    »Nun gut«, sagte Glod gerade. »Abgemacht?«
    »Abgemacht«, erwiderte die Alte. »Und spuck dir bloß nicht auf die
    Finger, bevor wir uns die Hände schütteln. Das ist unhygienisch.«
    Glod wandte sich an Imp. »Ich glaube, ich bin ganz gut klargekom-
    men.«
    »Freut mich. Jetzt hör mal …«
    »Hast du zwölf Dollar?«
    »Was?«
    »Ein echter Gelegenheitskauf.«
    Hinter ihnen rumste es. Lias erschien und rol te eine ziemlich große
    Trommel. Zwei Becken steckten unter seinem Arm.
    »Ich habe doch gesagt, daß ich kein Gel d mehr habe«, flüsterte Imp.
    »Ja, aber… nun, alle sagen, daß sie kein Geld haben. Ist doch nur vernünftig. Es wäre ziemlich dumm, dauernd darauf hinzuweisen, daß man
    Geld hat, oder? Hast du wirklich kein Geld?«
    »Nein!«
    »Nicht mal zwölf Dollar?«
    »Nein!«
    Lias lud Trommel, Becken und einen Haufen Notenpapier auf dem
    Tresen ab.
    »Wieviel alles kostet zusammen?« fragte er.
    »Fünfzehn Dol ar«, antwortete die Alte.
    Lias seufzte und richtete sich auf. Einige Sekunden lang starrte er ins
    Leere, dann rammte er die Faust gegen seinen eigenen Unterkiefer. Er
    tastete mit einem Finger in seinen Mund und holte etwas hervor…
    Imp riß die Augen auf.

    »Laß mich mal sehen.« Glod griff nach dem Etwas, ohne daß der Troll
    Widerstand leistete. Eine Zeitlang betrachtete er das Objekt aufmerksam.
    »He, das sind mindestens fünfzig Karat!«
    » Das wil ich nicht«, protestierte die Alte. »Es kommt aus dem Mund eines Trolls!«
    »Du ißt doch Eier, oder?« erwiderte Glod. »Nun, jeder weiß, daß Trol -
    zähne aus hochkarätigen Diamanten bestehen.«
    Die alte Frau nahm den Zahn entgegen und begutachtete ihn im Ker-
    zenlicht.
    »Wenn wir ihn zu einem Juwelier in der Unvergleichlichen Straße
    brächten…«, sagte Glod. »Er würde uns bestimmt bestätigen, daß der
    Zahn zweihundert Dollar wert ist.«
    »Hier beträgt sein Wert genau fünfzehn Dollar«, entgegnete die Alte.
    Wie durch Zauberei verschwand der Diamant in einer ihrer Taschen.
    Anschließend lächelte die Ladeninhaberin.
    »Warum konnten wir ihr den Zahn nicht wieder abnehmen?« fragte
    Glod, als sie das Geschäft verlassen hatten.
    »Weill sie eine hillfllose allte Frau ist«, sagte Imp.
    »Eben. Genau das meine ich.«
    Glod sah zu Lias auf.
    »Du hast den ganzen Mund vol er Diamanten?«
    »Ja.«
    »Weißt du, ich bin mit der Miete zwei Monate im Rückstand…«
    »Du beffer nicht einmal daran denkft«, sagte der Trol .
    Hinter ihnen schloß sich die Tür.
    »Kopf hoch, ihr al e«, wandte sich Glod an seine Begleiter. »Morgen ar-
    rangiere ich unseren ersten Auftritt. Keine Sorge. Ich habe gute Verbin-
    dungen in dieser Stadt. Wir drei… wir sind eine Band .«
    »Wir haben nicht einmal zusammen geübt«, gab Imp zu bedenken.
    »Und wenn schon«, sagte Glod. »Wir improvisieren einfach. Willkom-
    men in der Welt professionel er Musik.«

    Mit Geschichte konnte Susanne nicht viel anfangen. Sie war immer so
    langweilig: Dumme Leute stellten immer wieder die gleichen dummen
    Dinge an. Wie konnte man das interessant finden? Ein König war so gut
    wie jeder andere…
    Die Klasse erfuhr gerade von einem Aufstand, bei dem Bauern ver-
    sucht hatten, ihre Existenz als Bauern zu beenden. Die Adeligen gewan-
    nen, was dazu führte, daß die Existenz der Bauern tatsächlich endete,
    und zwar ziemlich schnel . Wenn sie sich die Mühe gemacht hätten, lesen
    zu lernen und sich mit historischen Unterlagen zu befassen, wäre ihnen
    klargeworden: Mit Sensen und Heugabeln läßt sich kaum etwas gegen
    Armbrüste und Breitschwerter ausrichten.
    Eine Zeitlang hörte Susanne mit halbem Ohr zu, bis sie sich schließlich
    zu sehr langweilte, ein Buch hervorholte und aus dem Blickwinkel der
    Welt verschwand.
    QUIEK!
    Susanne blickte zur Seite.
    Neben ihrem Pult stand eine winzige Gestalt auf dem Boden. Die

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