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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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bestimmt
    einen anständigen Allerwertesten, kein Zweifel.«

    »Nein… nein… nein, Erzkanzler«, erwiderte Ponder behutsam. »Ich
    bin ziemlich sicher, daß der Dekan etwas anderes zum Ausdruck bringen
    wol te. Er meinte, daß wir den schrecklichen, kreischenden Dingen eine Lektion erteilen sol ten, wenn sie es tatsächlich wagen, durch einen Riß in der Realität zu uns zu kriechen.«
    »Ja, und genau da liegt das Problem«, brummte Ridcul y. »Die Unge-
    heuer aus den Kerkerdimensionen bestehen fast nur aus Klauen und
    Tentakeln. Ich fürchte, bei den Biestern müßten wir lange nach einem
    anständigen Allerwertesten suchen.«
    »Vielleicht«, räumte Ponder unglücklich ein.
    »Unter solchen Umständen wäre es vermutlich besser, sie in irgendeine
    Körperstelle zu treten.«

    Bei der Messingbrücke schloß Tod zum Rattentod auf.
    Niemand hatte Albert angerührt. Wer im Rinnstein lag, wurde fast
    ebenso unsichtbar wie Henry Husten.
    Tod rol te die Ärmel hoch. Seine Hand strich durch den Stoff von Al-
    berts Jacke, als bestünde sie nur aus Dunst.
    DUMMER ALTER NARR, HAT SIE IMMER MITGENOMMEN,
    murmelte er. MUSS GEFÜRCHTET HABEN, DASS ICH IRGEND
    ETWAS DAMIT ANSTELLE. SO EIN UNFUG…
    Er zog die Hand zurück und balancierte auf der Fingerspitze ein ge-
    wölbtes Stück Glas mit etwas Sand.
    VIERUNDDREISSIG SEKUNDEN, sagte Tod. Er reichte das Glas
    der Ratte. SUCH EINEN GEGENSTAND, DER DAS HIER
    AUFNEHMEN KANN. UND LASS DEN SPLITTER NICHT
    FALLEN.
    Er stand auf und beobachtete die Welt.
    Das Gong-blong-glong einer leeren Bierflasche ertönte, als der Rattentod wieder aus der Geflickten Trommel trat.
    Vierunddreißig Sekunden Sand neigten sich darin hin und her.
    Tod zerrte seinen Diener auf die Beine. Für Albert verstrich keine Zeit.
    Seine trüben Augen blickten ins Leere, während die Körperuhr darauf

    wartete, wieder in Gang gesetzt zu werden. Wie ein billiger Anzug hing
    er am Arm seines Herrn.
    Tod nahm die Flasche von der Ratte entgegen und neigte sie vorsich-
    tig. Ein wenig Leben rieselte.
    WO IST MEINE ENKELIN? fragte er. GIB MIR AUSKUNFT.
    NUR VON DIR KANN ICH ES ERFAHREN.
    Alberts Lider klappten nach oben.
    »Sie versucht, den Jungen zu retten, Herr!« antwortete er. »Sie weiß
    nicht, was das Wort ›Pflicht‹ bedeutet…«
    Tod hielt die Flasche wieder gerade, und Albert erstarrte.
    IM GEGENSATZ ZU UNS, NICHT WAHR? bemerkte Tod bitter.
    WIR BEIDE WISSEN GENAU, WAS ES MIT DER PFLICHT AUF
    SICH HAT.
    Er nickte dem Rattentod zu.
    KÜMMERE DICH UM IHN.
    Er schnippte mit den Fingern.
    Nichts geschah. Abgesehen davon, daß es klickte.
    ÄH. DAS IST SEHR PEINLICH. SIE HAT EINEN TEIL MEINER
    MACHT. DERZEIT BIN ICH OFFENBAR NICHT IMSTANDE
    ZU… ÄH…
    Der Rattentod quiekte hilfsbereit.
    NEIN. DU KÜMMERST DICH UM IHN. ICH WEISS, WOHIN
    SIE UNTERWEGS SIND. DIE GESCHICHTE WIEDERHOLT
    SICH GERN.
    Tod sah zu den Türmen der Unsichtbaren Universität empor, die hin-
    ter den Dächern aufragten.
    IRGENDWO IN DIESER STADT GIBT ES EIN PFERD, DAS
    ICH REITEN KANN.

    »Aufgepaßt. Da kommt was…« Ridcully starrte zur Bühne. »Wer ist das
    denn?«
    Ponder hielt Ausschau.

    »Ich glaube… sie könnten Menschen sein, Erzkanzler.«
    Die Menge stampfte jetzt nicht mehr mit den Füßen. Sie beobachtete
    das Geschehen in verdrießlicher Dies-taugt-hoffentlich-was-Stille.
    Crash trat mit einem breiten, schwitzenden und irren Grinsen vor.
    »Vermutlich platzen sie gleich in der Mitte auf, und dann kommen ir-
    gendwelche gräßlichen Geschöpfe zum Vorschein«, sagte Ridcully hoff-
    nungsvoll.
    Crash hob die Gitarre und spielte einen Akkord.
    »Meine Güte!« entfuhr es Ridcul y.
    »Was?«
    »Das klang genau wie eine Katze, die mit zugenähtem Hintern auf die Toilette geht.«
    Ponder wirkte erschrocken. »Soll das etwa heißen…«
    »Nein. Aber so würde es klingen. Da bin ich ganz sicher.«
    Das Publikum wartete unsicher.
    »Hal o, Ankh-Morpork!« sagte Crash. Er nickte Abschaum zu, der die
    Trommel beim zweiten Versuch traf.
    Uhnd andere Kapel en spielte das erste und gleichzeitig letzte Lied. Jedes Mitglied der Gruppe bewies dabei ein ausgeprägtes Maß an Individuali-tät. Crash versuchte es mit »Anarchie in Ankh-Morpork«; Jimbo war wie
    gelähmt, weil er sich nicht im Spiegel sehen konnte – er spielte die einzi-
    ge Seite aus Blert Zupfguts Gitarrenfibel, an die er sich erinnerte: das
    Inhaltsverzeichnis; Noddys Finger steckten zwischen Saiten fest.
    Was Abschaum betraf: Melodien und Namen von Liedern

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