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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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schon passieren, wenn wir zusammenbleiben?«
    »Eine ganze Menge. Zum Beispiel…«
    »Sei still!«
    Der Dekan öffnete die Tür der Bibliothek. Dahinter erstreckte sich
    warme, samtene Stille. Manchmal ließ ein Buch die Blätter rascheln oder
    zerrte an seiner Kette.
    Silbriges Licht glühte von der Kellertreppe, gelegentlich ertönte ein
    »Ugh«.
    »Er klingt nicht sonderlich aufgeregt«, meinte der Quästor.
    Die Zauberer schlichen die Treppe hinunter. Unten war die Tür nicht
    zu übersehen – strahlendes Licht ging von ihr aus.
    Die Zauberer betraten den Keller.
    Und hielten den Atem an.
    Das Etwas hockte auf einem Podium in der Mitte des Raums. Kerzen
    umringten es.
    Ein Ding, das die Musik Mit Steinen Drin symbolisierte.

    Eine große, dunkle Gestalt schlitterte um die Ecke des Hiergibt’sal es-
    Platzes, beschleunigte und sauste durch das Tor der Unsichtbaren Uni-
    versität.
    Nur der Zwergengärtner Modo bemerkte sie, als er glücklich seine mit
    Mist beladene Schubkarre durchs Zwielicht rol te. Ein schöner Tag ging
    zu Ende. Für ihn waren die meisten Tage schön.
    Vom Konzert beziehungsweise dem Freien Festival wußte er nichts.
    Ebensowenig von der Musik Mit Steinen Drin. Modo erfuhr nur selten
    von Dingen, weil er überhaupt nicht zuhörte. Er mochte Kompost. Ab-
    gesehen davon gefielen ihm Rosen, weil man sie mit Kompost düngen
    konnte.
    Modo war von Natur aus zufrieden und stellte sich den Anforderun-
    gen, die Gartenarbeit in einer von Magie bestimmten Umgebung mit sich
    brachte. Er bekam es nicht nur mit Blattläusen und Mehltau zu tun, son-
    dern auch mit Geschöpfen, die irgendwo auf der Lauer lagen und über
    mehr Tentakel als Beine verfügten. Die Rasenpflege konnte recht pro-
    blematisch werden, wenn Wesen aus anderen Dimensionen darüber
    hinwegkriechen durften.
    Jetzt hastete jemand über den Rasen und durch den Eingang der Bibliothek.
    Modo warf einen Blick auf die Spuren. »Ach du liebe Zeit!«

    Die Zauberer atmeten wieder.
    »Donnerwetter«, sagte der Dozent für neue Runen.
    »Ein… heißer Ofen«, brummte der Oberste Hirte, ohne zu wissen, was
    ihm ausgerechnet diese Worte auf die Zunge legte.
    » Das nenne ich Musik Mit Steinen Drin«, seufzte der Dekan. Er trat vor und trug dabei den verzückten Gesichtsausdruck eines Geizkragens
    in einer Goldmine.
    Der Kerzenschein flackerte über eine Menge Schwarz und Silber.
    »Donnerwetter«, wiederholte der Dozent für neue Runen. Es klang fast
    wie eine Beschwörung.

    »He, ist das nicht mein Nasenhaarspiegel?« fragte der Quästor und
    brach damit den Bann. »Ja, ich bin ganz sicher: Es ist mein Nasenhaar-
    spiegel…«
    Das Schwarze war tatsächlich schwarz, doch beim Silbernen zeigten
    sich Kompromisse. Es bestand aus Spiegeln, glänzendem Blech, Rausch-
    gold, Lame und Draht, den der Bibliothekar irgendwo aufgetrieben und
    passend gebogen hatte.
    »… ein silberner Rahmen… Was ist das auf dem zweirädrigen Karren?
    Lächerlich. Das Ding fällt bestimmt um, verlaßt euch drauf. Und ich
    frage mich, wo das Pferd angespannt werden soll.«
    Der Oberste Hirte klopfte ihm sanft auf die Schulter.
    »Quästor? Ein Wort unter Zauberern und Kumpeln, wenn du gestat-
    test.«
    »Ja? Was denn?«
    »Wenn du nicht sofort still bist… Ich glaube, der Dekan wäre fähig, dich umzubringen.«
    Der Apparat verfügte über zwei hintereinander angeordnete Räder,
    zwischen ihnen war ein Sattel angebracht, davor ein Rohr mit einer
    komplizierten doppelten Wölbung. Ganz offensichtlich sollte jemand
    danach greifen, der im Sattel saß.
    Der Rest war… dies und das: Knochen, Zweige, wie von Dohlen ge-
    sammelter Tand. Über dem vorderen Rad war ein Pferdeschädel befe-
    stigt. Überal hingen Federn und Perlen.
    Eigentlich war das Etwas kaum mehr als ein Haufen Gerümpel, doch
    wie es da im flackernden Kerzenschein stand, gewann es eine Art organi-
    sche Qualität. Es wirkte nicht in dem Sinne lebendig, aber dynamisch
    und beunruhigend und mächtig genug, den Dekan vibrieren zu lassen.
    Eine seltsame Aura umgab die Maschine. Ihre Ausstrahlung wies darauf
    hin, daß sie al ein durch ihre Existenz mindestens neun Gesetze brach
    und gegen, dreiundzwanzig Richtlinien verstieß.
    »Hat er sich verliebt?« fragte der Quästor.
    »Laßt es fahren!« entfuhr es dem Dekan. »Es soll fahren! Das Schicksal
    hat es dazu bestimmt!«

    »Was ist es überhaupt?« erkundigte sich der Professor für unbestimmte Studien.
    »Ein Meisterwerk«, antwortete der Dekan. »Ein

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