Rollende Steine
waren für
ihn Dinge, die hauptsächlich anderen Leuten zustießen. Er konzentrierte
sich auf den Rhythmus. Die meisten Personen müssen das nicht extra,
doch Abschaum empfand es sogar als mühsam, in regelmäßigen Abstän-
den mit den Händen zu klatschen. Deshalb spielte er in seiner eigenen
kleinen Welt und merkte gar nicht, daß es dem Publikum erging wie ei-
ner schlecht verdauten Mahlzeit: Es kam hoch und klatschte auf die
Bühne.
Feldwebel Colon und Korporal Nobbs patrouillierten am Deosil-Tor. Sie
teilten eine kameradschaftliche Zigarette und lauschten dem fernen
Dröhnen des Konzerts.
»Klingt nach einer großartigen Nacht«, sagte Feldwebel Colon.
»Und ob.«
»Klingt auch nach Schwierigkeiten.«
»An denen wir zum Glück nicht beteiligt sind.«
Ein Pferd trabte mit klappernden Hufen durch die Straße, und ein Rei-
ter versuchte mühsam, auf dem Rücken des Rosses zu bleiben. Als es
näher kam, erkannten die beiden Wächter das zur Grimasse verzerrte
Gesicht von Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin Schnapper. Er ritt mit der
würdevol en Eleganz eines Kartoffelsacks.
»Hat ein Karren das Tor passiert?« fragte Schnapper.
»Welchen meinst du?« erwiderte Feldwebel Colon.
»Welchen ich meine? Wie sol ich das denn verstehen?«
»Wir haben zwei Karren gesehen«, sagte Colon. »Im ersten saßen zwei Trolle. Und im zweiten, dicht hinter dem ersten, hockte ein gewisser
Herr Clete. Von der Musikergilde…«
»O nein!«
Schnapper trieb das Pferd wieder an und verschwand in der Nacht.
»Was ist denn los mit ihm?« fragte Nobby.
»Vermutlich schuldet ihm jemand einen Cent«, antwortete Feldwebel
Colon und stützte sich auf seinen Speer.
Charakteristische Geräusche wiesen darauf hin, daß sich ein zweites
Pferd näherte. Die Wächter preßten sich an die Wand, als es vorbeiga-
loppierte.
Es war groß und weiß. Der schwarze Umhang der Reiterin wehte,
ebenso ihr Haar. Wind zischte, und schon war die Gestalt draußen in der
Ebene.
Nobby starrte ihr nach.
»Das war sie «, sagte er.
»Wer?«
»Susanne Tod.«
Das Licht im Kristall schrumpfte zu einem Punkt und erlosch.
»Das sind drei Tage Magie, die wir nie wiedersehen«, klagte der Ober-
ste Hirte.
»Ich finde, es war jedes Thaum wert«, sagte der Professor für unbe-
stimmte Studien.
»Wirklich dabei zu sein…«, murmelte der Dozent für neue Runen, »…
ist viel besser. Den von der Bühne spritzenden Schweiß zu spüren…«
» Meiner Meinung nach hörte es auf, als es richtig interessant wurde«, ließ sich der Professor vernehmen. »Außerdem…«
Die Zauberer erstarrten, als ein irres Heulen durch das Gebäude hal te.
Es klang nicht nur nach einem Tier, auch nach Mineralien und Metal en
und den Zacken einer Säge.
Schließlich sagte der Dozent für neue Runen: »Nun, wir haben gerade
einen markerschütternden Schrei gehört, der einem das Blut in den
Adern gefrieren läßt, aber das bedeutet noch lange nicht, daß wir uns
Sorgen machen müßten.«
Die Zauberer spähten in den Korridor.
»Es kam von unten«, meinte der Professor für unbestimmte Studien
und ging zur Treppe.
»Warum gehst du dann nach oben ?«
»Weil ich nicht blöd bin!«
»Vielleicht hat sich etwas Schreckliches manifestiert!«
»Eben«, erwiderte der Professor und eilte die Stufen noch schneller
hinauf.
»Na schön, wie du willst. Dort oben wohnen die Studenten.«
»Oh. Äh…«
Der Professor für unbestimmte Studien kehrte langsam nach unten zu-
rück und warf dabei besorgte Blicke über die Schulter.
»Nichts kann zu uns vordringen«, behauptete der Oberste Hirte.
»Mächtige Zauberformeln schützen diesen Ort.«
»Stimmt«, bestätigte der Dozent für neue Runen.
»Und zweifellos haben wir den Zauber in regelmäßigen Abständen ver-
stärkt, so wie es die Pflicht von uns verlangt«, sagte der Oberste Hirte.
»Äh… ja, ja, natürlich«, entgegnete der Dozent für neue Runen.
Wieder ertönte der Schrei in einem pulsierenden Rhythmus.
»Der Bibliothekar, glaube ich«, spekulierte der Oberste Hirte.
»Hat jemand in letzter Zeit den Bibliothekar gesehen?«
»Ich. Er schien immer sonderbare Gegenstände mit sich herumzutra-
gen. Haltet ihr es für möglich, daß er etwas Okkultes anstellt?«
»Wir sind hier in einer magischen Universität.«
»Ich meine etwas, das noch okkulter ist als das gewöhnliche Okkulte.«
»Bleibt zusammen, in Ordnung?«
»Ich habe nicht die Absicht auseinanderzufal en.«
»Was kann uns
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