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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nickte und ließ den Blick übers Publikum schweifen. Die Leu-
    te hörten mit offenem Mund zu. Die Harfe hatte ihnen die Seele wund-
    gescheuert; der Gitarrenklang fül te nun ihr Rückgrat mit Feuer.
    Vor der Bühne war eine leere Stelle.
    Ridcully hielt sich das eine Auge zu und hielt so angestrengt mit dem
    anderen Ausschau, daß es tränte. Schließlich lächelte er.
    Er sah zu den Repräsentanten der Musikergilde und stel te entsetzt
    fest, daß Klatschmaul eine Armbrust hob. Offenbar war er nicht mit
    ganzem Herzen bei der Sache; Herr Clete stieß ihn mehrmals an.
    Ridcully hob die Hand, als würde er sich an der Nase kratzen.

    Trotz der Musik hörte er das Twäng, mit dem die Sehne der Armbrust riß. Vol er Genugtuung sah er, wie ein Ende Clete peitschenartig am Ohr
    traf. Diesen zusätzlichen Effekt hatte er nicht einmal beabsichtigt.
    »Ich bin eben viel zu gutmütig, das ist mein Problem«, sagte der Erz-
    kanzler zu sich selbst. »Hätt-hätt-hätt.«

    »Das war wirklich eine ausgezeichnete Idee«, sagte der Quästor, als sich
    die winzigen Bilder in der Kristallkugel bewegten. »Eine hervorragende
    Möglichkeit, Dinge zu beobachten. Wie wär’s, wenn wir einen Blick ins
    Opernhaus werfen?«
    »Oder in den Skunk-Club an der Brauerstraße«, schlug der Oberste Hirte vor.
    »Warum?« erwiderte der Quästor.
    »Oh, nur so«, sagte der Oberste Hirte schnel . »Ich habe ihn natürlich
    nie besucht, wenn du’s genau wissen willst.«
    »Dies gehört sich nicht«, behauptete der Dozent für neue Runen. »Es
    ist nicht die richtige Verwendung für eine magische Kristal kugel.«
    »Kann man magische Kristal kugeln besser einsetzen als zur Beobach-
    tung von Leuten, die Musik Mit Steinen Drin machen?« fragte der De-
    kan.

    Der Entenmann, Henry Husten, Arnold Seitwärts, der Stinkende Alte
    Ron, der Geruch des Stinkenden Alten Ron sowie der Hund des Stin-
    kenden Alten Ron wanderten am Rand der Menge entlang. Diesmal
    durften sie sich über eine recht gute Ausbeute freuen. Das war häufig der
    Fal , wenn Schnapper heiße Würstchen verkaufte. Manche Dinge aßen
    die Leute nicht einmal unter dem Einfluß von Musik Mit Steinen Drin.
    Selbst Senf konnte gewisse Aromen nicht ausreichend tarnen.
    Arnold sammelte die Reste ein und verstaute sie in einem Korb, den er
    auf einem kleinen Wagen vor sich her schob. Für den kommenden
    Abend unter der Brücke stand eine prächtige Suppe auf der Speisekarte.
    Melodien strömten über sie hinweg, aber sie achteten nicht darauf.
    Musik Mit Steinen Drin berichtete von Träumen, und die gab es unter
    der Brücke nicht.

    Die Bettler blieben stehen, als eine neue Musik durch den Park klang
    und al e Frauen, Männer und Dinge bei der Hand nahm, um ihnen den
    Weg nach Hause zu zeigen.
    Arnold Seitwärts und die anderen lauschten mit offenem Mund. Hätte
    jemand den Blick auf die Bettler gerichtet – obwohl sie praktisch immer
    unsichtbar blieben – wäre er nun gezwungen gewesen, sich von ihnen
    abzuwenden…
    Die einzige Ausnahme war Herr Eintönig. Von ihm wandte man sich
    nicht einfach so ab.
    Als die Band wieder Musik Mit Steinen Drin spielte, kehrten die Bettler
    ins Hier und Heute zurück.
    Nur Herr Eintönig stand einfach nur da und starrte.

    Der letzte Ton verhallte.
    Als der Orkan des Beifal s begann, floh Die Band von der Bühne.
    Schnapper stand abseits in den Schatten und beobachtete das Gesche-
    hen zufrieden. Zuerst war er ein wenig besorgt gewesen, aber inzwischen
    schien wieder al es so zu laufen, wie es laufen sol te.
    Jemand zupfte an seinem Ärmel.
    »Was geschieht jetzt, Herr Schnapper?«
    Treibe-mich-selbst-in-den-Ruin drehte sich um.
    »Abschaum, nicht wahr?« fragte er.
    »Nein, Crash, Herr Schnapper.«
    »Nun, Crash, jetzt geschieht folgendes. Die Band Mit Steinen Drin läßt
    das Publikum warten und gibt ihm nicht sofort, was es will. Eine ausge-
    zeichnete Geschäftstaktik. Man lasse die Leute eine Zeitlang schmoren,
    bis sie es vor Ungeduld kaum noch aushalten. Erst wenn die Menge da
    draußen mit den Füßen stampft, lassen sich Buddy und die anderen wie-
    der auf der Bühne blicken. Perfektes Timing, mein Lieber. Wenn ihr erst
    diesen Trick beherrscht, Abschaum…«
    »Ich bin Crash, Herr Schnapper.«
    »… dann wißt ihr vielleicht, wie man Musik Mit Steinen Drin spielt. Musik Mit Steinen Drin, Abschaum…«

    »… Crash…«
    »…ist nicht einfach nur Musik«, sagte Schnapper und zog sich Baum-
    wol e aus den Ohren. »Sie ist noch viel mehr.

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