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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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übersetzen läßt. »Krepp« klingt wie »crap«, was »Scheiße«
    bedeutet.

    »Ähm, dieser Herr hat…«
    »Es geht um euren Affen«, sagte der Mann.
    Ridcullys Miene erhel te sich.
    »Ach?«
    »Offenbar… ähm… hat er einige Räder vom Karren dieses Herrn ge-
    stoh… äh… genommen«, brachte der Quästor heraus. In seinem menta-
    len Zyklus hatte er gerade die depressive Phase erreicht.
    »Und du bist ganz sicher, daß der Bibliothekar dahintersteckt?« fragte
    Ridcully.
    »Dick, rotes Fell, macht dauernd ›ugh‹?«
    »Ja, das ist er. Meine Güte. Warum er die Räder wohl gestoh… äh…
    genommen hat? Nun ja. Wie heißt es so schön? Ein fünfhundert Pfund
    schwerer Gorilla kann schlafen, wo er will.«
    »Aber ein dreihundert Pfund schwerer Affe kann mir die verdammten
    Räder zurückgeben«, erwiderte der Mann ungerührt. »Wenn ich sie nicht
    zurückbekomme, gibt’s Ärger.«
    »Ärger?« wiederholte Ridcul y.
    »Ja. Und glaub bloß nicht, daß du mich einschüchtern kannst. Vor
    Zauberern habe ich keine Angst. Al e wissen, daß es euch verboten ist,
    Magie gegen Zivilisten einzusetzen.« Der Mann hob die Faust.
    Ridcully schnippte mit den Fingern. Luft strömte zischend in einen
    plötzlichen Hohlraum, und etwas quakte.
    »Ich habe das angebliche Verbot immer nur als eine Art Richtlinie ge-
    sehen, die man nicht unbedingt beachten muß«, sagte der Erzkanzler
    ruhig. »Quästor, nimm den Frosch und setz ihn ins Blumenbeet. Gib
    ihm zehn Dol ar, wenn er seine alte Gestalt zurückgewonnen hat. Zehn
    Dollar sol ten genügen, nicht wahr?«
    »Quak«, bestätigte der Frosch hastig.
    »Gut. Und wenn jetzt jemand so nett wäre, mir zu erklären, was hier vor sich geht…«
    Unten, am Ende der Treppe, schepperte und krachte es.
    »Wieso glaube ich, daß das nicht die Antwort sein wird?« wandte sich
    Ridcully an die Welt im großen und ganzen.

    Die Bediensteten waren damit beschäftigt gewesen, im Saal den Tisch
    zu decken. Für gewöhnlich dauerte es eine Weile. Einige Zauberer nah-
    men das Essen sehr ernst und hinterließen ein ziemliches Durcheinan-
    der. Ständig wurde der Tisch entweder gedeckt, gesäubert, oder er war
    besetzt. Allein die Vorbereitung der Gedecke nahm viel Zeit in An-
    spruch. Jeder Zauberer brauchte neun Messer, dreizehn Gabeln, zwölf
    Löffel und einen Stampfer. Von den Weingläsern ganz zu schweigen.
    Oft erschienen Zauberer schon eine ganze Weile vor der nächsten
    Mahlzeit. Gelegentlich kamen sie früh genug, um von der letzten noch
    Reste zu ergattern.
    Ein Zauberer saß nun am Tisch.
    »Das ist der Dozent für neue Runen, nicht wahr?« fragte Ridcul y.
    Der Dozent hielt in jeder Hand ein Messer. Salz- und Pfefferstreuer
    sowie der Senftopf standen vor ihm. Und die Kuchenplatte. Und zwei umgedrehte Terrinen. Hingebungsvol schlug er mit den Messern auf
    diese Gegenstände ein.
    »Was ist denn in ihn gefahren?« brummte Ridcul y. »He, Dekan – hör
    auf, mit dem Fuß zu klopfen.«
    »Man wird regelrecht davon mitgerissen«, erwiderte der Dekan.
    »Paß nur auf, daß du nicht zerrissen wirst«, drohte Ridcully.
    Der Dozent für neue Runen runzelte die Stirn und konzentrierte sich.
    Gabeln klirrten über den Tisch. Ein Löffel wurde getroffen, sauste da-
    von, drehte sich mehrmals und traf den Quästor am Ohr.
    »Ist er völlig übergeschnappt?«
    »Das tat wirklich weh!«
    Die Zauberer näherten sich dem Dozenten für neue Runen, der ihnen
    überhaupt keine Beachtung schenkte. Schweiß tropfte von seinem Bart.
    »Er hat gerade den Gewürzständer zerbrochen«, sagte Ridcul y.
    »Viel eicht glaubt er, daß es dem Rhythmus noch etwas an Aroma
    fehlt.«
    »Meiner Ansicht nach ist er so scharf wie Senf«, ließ sich der Dekan
    vernehmen. »Der Rhythmus, meine ich.«
    »Klingt ganz schön gepfeffert«, räumte der Oberste Hirte ein.

    Ridcully straffte die Schultern und hob den Arm.
    »Vermutlich möchte jetzt gleich jemand sagen: ›Ich habe den Braten
    schon vor einer ganzen Weile gerochen.‹ Oder viel eicht: ›Lassen wir ihn
    in Ruhe. Soll er die Suppe selbst auslöffeln.‹ Möglicherweise denkt auch jemand darüber nach, wie sich andere Gewürze – zum Beispiel Curry –
    in ein dummes Wortspiel kleiden lassen. Ich möchte dazu folgendes sa-
    gen: Ich würde gern wissen, wo der Unterschied liegt zwischen dieser
    Fakultät und einem Haufen Idioten, deren Gehirne nicht größer sein
    können als kleine Erbsen.«
    »Hahaha«, kommentierte der Quästor nervös. Er rieb sich

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