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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Schießpulverraketen,
    die brennendes Phosphor über den Feind gossen – und weitere interes-
    sante Produkte aus dem Zeitalter der Vernunft.
    Und noch etwas anderes. Der Bibliothekar hatte es schon einmal bemerkt und sich darüber gewundert, weil es fehl am Platz wirkte.* Eine
    haarige Hand blätterte und fand schließlich die richtige Seite…
    Ja. Oh, JA.
    Es flüsterte zu ihm in der Sprache der Melodie…

    Der Erzkanzler machte es sich am Billardtisch bequem.
    Den offiziel en Schreibtisch hatte er schon vor einer ganzen Weile
    fortschaffen lassen. Ein Billardtisch hatte unübersehbare Vorteile: Es gab
    mehrere Taschen, in denen man nützliche Dinge verstauen konnte, zum

    * Offenbar konnte man es nicht gegen einen Feind richten.

    Beispiel Süßigkeiten; wenn er sich langweilte, brauchte er nur den Pa-
    pierkram beiseite zu schieben und mit Trickshots* zu beginnen. An-
    schließend hielt er sich nicht damit auf, die Papiere wieder hervorzuho-
    len. Seiner Meinung nach wurden wichtige Dinge nie irgendwo notiert,
    weil die Leute sie sofort herausschrien.
    Mustrum Ridcully verfaßte seine Memoiren. Er hatte bereits den Titel:
    Am Ankh entlang mit Bogen, Rute und dem Stab-mit-einem-Knauf-am-Ende. Er schrieb nun: »Nur wenige Leute wissen, daß im Fluß Ankh viele unterschiedliche Fische leben…«**
    Er ließ den Federkiel fallen, stürmte durch den Flur und erreichte kur-
    ze Zeit später das Zimmer des Dekans.
    »Was geht hier vor?« fragte er scharf.
    Der Dekan zuckte zusammen.
    »Es… es… es… ist eine Gitarre, Erzkanzler«, sagte er und wich zu-
    rück, als Ridcully näher kam. »Hab sie gerade gekauft.«
    »Das sehe ich, und ich höre es auch. Aber was stellst du damit an ?«
    »Ich… äh… übe«, erwiderte der Dekan und hob einen schlecht ge-
    druckten Holzschnitt.
    Der Erzkanzler griff danach.

    * Mustrum Ridcully war ein Zauberer, deshalb liefen Billard-Trickshots bei ihm nicht auf das übliche »sechzehn Mal an die Bande und dann in das Loch« hinaus. Sein bester Trickshot war folgender: an die Bande, an eine Seemöwe, an den Hinterkopf des Quästors, der draußen durch den Flur ging, und zwar am
    vergangenen Dienstag (hier kam ein temporaler Effet ins Spiel) und an die Decke.
    Zwar traf Ridcully nicht das Loch – die Kugel ging um Haaresbreite daran vorbei –, aber es war trotzdem ein sehr schwieriger Stoß gewesen.
    ** Das stimmte tatsächlich. Die Natur kann sich an praktisch alles anpassen. Sie hatte Fische hervorgebracht, die im Ankh leben konnten. Sie sahen aus wie eine Kreuzung zwischen einer Krabbe mit weicher Schale und einem Hochlei-stungsstaubsauger. In sauberem Wasser würden sie explodieren. Man konnte
    sie nur mit besonderen Ködern fangen – über die der Erzkanzler keine Aus-
    kunft gab –, aber es waren eindeutig Fische. Für einen wahren Jäger wie Ridcully spielte es keine Rol e, wie die Beute schmeckte.

    »›Blert Zupfguts Gitarrenfibel‹«, las er. »›Fpiel deinen Weg zum Erfolg,
    mit drei leichten Lektionen und achtzehn nicht fo leichten.‹ Nun? Ich
    habe nichts gegen Gitarren, lustiges Lustigsein, eine holde Maid im Mai
    und so, aber… das eben war keine Musik, sondern Krach. Ich meine, was sollte es denn sein?«
    »Eine eingeschobene Phrase auf der Grundlage einer E-Fünftonleiter
    mit ungleichen Schritten im Oktavraum und einer Dur-Septime als
    Durchgangston?«, entgegnete der Dekan.
    Der Erzkanzler starrte auf die Seite.
    »Aber hier steht: ›Lektion eins, Erste Schritte.‹«
    »Äh… äh… äh, ich bin ein wenig ungeduldig geworden«, sagte der
    Dekan.
    »Du bist nie musikalisch gewesen«, stellte Ridcully fest. »Das ist eine
    deiner guten Seiten. Warum das plötzliche Interesse… Was hast du da an den Füßen?«
    Der Dekan sah nach unten.
    »Ich hatte gleich den Eindruck, daß du ein wenig größer bist«, brummte Ridcully. »Stehst du auf zwei Planken?«
    »Das sind nur dicke Sohlen«, meinte der Dekan. »Eine Erfindung der
    Zwerge, glaube ich… Hab sie in meinem Schrank gefunden. Modo sagte,
    es sei Krepp.«
    »Normalerweise drückt sich Modo gewählter aus. Aber ich glaube, er
    hat recht.«*
    »Nein, er… äh… meinte was… Gummiartiges«, sagte der Dekan nie-
    dergeschlagen.
    »Ähm, bitte um Entschuldigung, Erzkanzler…«
    Der Quästor stand in der Tür. Hinter ihm ragte ein großer Mann mit
    gerötetem Gesicht auf.
    »Was ist los, Quästor?«

    * Anmerkung des Übersetzers: Hier handelt es sich um ein Wortspiel, das sich nicht angemessen

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