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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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behaupteten, sprechende Ratten und wandernde Bäume seien nichts weiter als statistische Zufäl e.

    Andererseits fühlte sich dies hier nicht wie Magie an, sondern viel älter.
    Es war Musik.
    Glod fragte sich, ob er Imp… äh… Buddy dazu überreden sol te, die
    Gitarre in den Laden zurückzubringen und sich dort eine andere auszu-
    suchen…
    Aber sechs Dollar waren sechs Dollar. Kein Zweifel.
    Es klopfte an der Tür.
    »Wer ist da?« fragte Glod und sah auf.
    Die folgende Stille gab einen Hinweis. Der Zwerg wartete einige Se-
    kunden und beschloß dann, seine Hilfe anzubieten.
    »Klippe?« fragte er.
    »Ja. Hab hier das Piano.«
    »Bring es rein.«
    »Tür ist zu schmal.«
    Buddy stieg hinter dem Trol die Treppe hoch und hörte das Splittern
    von Holz.
    »Versuch es noch einmal.«
    »Paßt ausgezeichnet.«
    Im Bereich der Tür zeigte sich nun ein pianoförmiges Loch in der
    Wand. Glod stand daneben, seine Axt in der Hand. Buddy betrachtete
    das allgemeine Chaos auf dem Treppenabsatz.
    »Meine Güte, was macht ihr da?« entfuhr es ihm. »Die Wand gehört
    uns nicht!«
    »Na und? Auch das Piano gehört uns nicht.«
    »Ja, aber… Ihr könnt doch nicht einfach Löcher in die Wand schla-
    gen…«
    »Was ist wichtiger?« fragte Glod. »Die Wand oder unser Sound?«
    Buddy zögerte. Ein Teil von ihm dachte: Das ist doch lächerlich. Es
    geht doch nur um Musik, mehr nicht. Ein anderer Teil dachte mit mehr
    Nachdruck: Das ist doch lächerlich. Es geht doch nur um eine Wand.
    Beide Teile erwiderten: »Oh. Wenn du es so ausdrückst… Und der Pia-
    nist?«

    »Ich weiß, wo wir einen finden«, sagte Glod.
    Ein winziger Teil von ihm dachte: Ich habe ein Loch in die Wand mei-
    ner eigenen Unterkunft geschlagen! Es hat Tage gedauert, die Tapete
    richtig anzunageln.
    Und ein anderer, noch kleinerer Teil dachte: Ich glaube, Imp bezie-
    hungsweise Buddy hat seinen Akzent verloren…

    Albert arbeitete mit Schaufel und Schubkarre im Stal .
    »Alles in Ordnung?« fragte er, als Susannes Schatten im Eingang er-
    schien.
    »Äh, ja, ich glaube schon…«
    »Freut mich«, sagte Albert, ohne aufzublicken. Die Schaufel pochte an
    die Schubkarre.
    »Allerdings… etwas Ungewöhnliches ist geschehen…«
    »Wie bedauerlich.«
    Albert schob die Schubkarre in Richtung Garten.
    Susanne wußte, wie sie sich jetzt verhalten mußte. Wenn sie sich ent-
    schuldigte… dann stellte sich vermutlich heraus, daß der mürrische alte
    Griesgram Albert ein Herz aus Gold hatte, und dann schlossen sie
    Freundschaft, und dann würde er ihr helfen, indem er al es erklärte…
    Und dann stand sie wie ein dummes Mädchen da, das nicht al ein zu-
    rechtkam.
    Nein.
    Sie kehrte in den Stal zurück, wo Binky gerade den Inhalt eines Eimers
    untersuchte.
    Das Internat für junge Damen in Quirm förderte Selbständigkeit und
    logisches Denken. Deshalb hatten Susannes Eltern beschlossen, die Bil-
    dung ihrer Tochter Frau Anstand und Frau Delokus anzuvertrauen. Sie
    glaubten, daß die Isolation von den flaumigen Rändern der Welt Sicher-
    heit bedeutete. Ebensogut konnte man Leute vor Angriffen schützen,
    indem man ihnen nichts von Selbstverteidigung erzählte.

    Unter den Fakultätsmitgliedern der Unsichtbaren Universität war Exzen-
    trizität völlig normal. Um festzustellen, was normal ist und was nicht,
    vergleichen Menschen sich selbst mit anderen Menschen. Und wenn es
    Zauberer sind, entsteht eine nach unten führende Spirale. Der Bibliothe-
    kar war ein Orang-Utan, und niemand hielt das für seltsam. Der Leser
    esoterischer Studien verbrachte viel Zeit damit, in einem Zimmer zu
    lesen, das der Quästor als das kleinste in der ganzen Universität bezeich-
    nete.* Die Folge war, daß er selbst in offiziellen Dokumenten »Leser auf
    der Toilette« genannt wurde. Der Quästor hätte in einer halbwegs nor-
    malen Gesel schaft eine Jacke bekommen, deren Ärmel man auf dem
    Rücken zusammenschnürte. Der Dekan schrieb seit siebzehn Jahren an
    einer Abhandlung mit dem Thema: Die Verwendung der Silbe ENK in Levi-
    tations-Zauberformeln der Frühen Verwirrten Periode. Der Erzkanzler – er machte regelmäßig Schießübungen in der langen Galerie über dem Gro-
    ßen Saal und hatte dabei schon zweimal den Quästor getroffen – glaubte
    fest daran, daß sich die Fakultät hauptsächlich aus Verrückten und Irren
    zusammensetzte. Seine Diagnose lautete: »Die Kerle bekommen nicht
    genug frische Luft. Hocken dauernd im Haus. Dadurch verfault das Ge-
    hirn.«

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