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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Kleider ihrer Mutter kamen absolut nicht in Frage.
    Zum erstenmal in der Geschichte des Universums fragte sich der Tod,
    was er anziehen sol te.
    »Einen Augenblick«, sagte Susanne zu ihrem Spiegelbild. »Ich kann
    doch Dinge erschaffen, nicht wahr?«
    Sie streckte die Hand aus und dachte: Tasse. Prompt erschien eine, geschmückt mit einem Totenschädel-und-Knochen-Motiv.
    »Aha«, murmelte Susanne. »Ein Rosenmuster ist wohl unmöglich. Paßt
    wahrscheinlich nicht zur al gemeinen Atmosphäre.«
    Sie stellte die Tasse auf die Frisierkommode und klopfte dagegen. Ein
    recht massives Plink erklang.
    »Na schön«, sagte sie. »Etwas Schmachtendes und Aufgedonnertes
    kommt nicht in Frage. Weder schwarze Spitze noch irgend etwas, das
    Leute tragen, die in ihren Zimmern hocken und Gedichte schreiben,
    während sie wie Vampire gekleidet und gleichzeitig Vegetarier sind.«
    Bilder von Kleidung huschten über die Susanne im Spiegel. Schwarz
    war ganz offensichtlich die einzig mögliche Farbe, doch sie wählte etwas
    Praktisches, ohne Rüschen. Anschließend neigte sie den Kopf ein wenig
    und prüfte ihr Erscheinungsbild.
    »Nun, ein bißchen Spitze«, sagte sie. »Und… etwas mehr… Mieder.«
    Sie nickte ihrem Spiegelbild zu. Es zeigte nun ein Kleid, das eine Su-
    sanne bestimmt nicht tragen würde. Al erdings befürchtete sie, daß ihr
    eine elementare Susannenartigkeit anhaftete, die das Gewand früher oder
    später durchdringen würde.
    »Freut mich, daß du hier bist«, sagte sie. »Andernfal s verlöre ich be-
    stimmt den Verstand. Haha.«
    Dann brach sie auf, um ihren Großva… um Tod zu besuchen.

    Es gab einen Ort, an dem er sein mußte.

    Stumm betrat Glod die Unsichtbare Universität. Zwerge respektierten
    die Gelehrtheit, solange sie diese nicht selbst erfahren mußten.
    Er zupfte am Mantel eines vorbeieilenden jungen Zauberers.
    »Hier treibt sich doch irgendwo ein Affe herum, nicht wahr?« fragte er.
    »Ein großer, dicker, haariger Affe mit zwei Oktaven breiten Händen.«
    Der Zauberer – ein bläßlicher Student, der seine Studien nach dem er-
    sten akademischen Grad fortsetzte – blickte auf Glod herab und offen-
    barte dabei jene Art von Geringschätzung, die gewisse Personen für
    Zwerge reservieren.
    Es war nicht besonders lustig, Student an der Unsichtbaren Universität
    zu sein. Man mußte jede Gelegenheit für einen Spaß nutzen.
    Die Lippen des Studenten formten ein breites, unschuldiges Lächeln.
    »Oh, ja«, sagte er. »Ich glaube, er ist in seiner Werkstatt unten im Kel-
    ler. Du sol test darauf achten, ihn auf die richtige Weise anzusprechen.«
    »Ach?« erwiderte Glod.
    »Du darfst auf keinen Fal vergessen zu fragen: ›Möchtest du eine Erd-
    nuß, Herr Tier?‹« Der junge Zauberer winkte zwei Kol egen herbei. »Das
    stimmt doch, oder? Er muß Herr Tier sagen.«
    »Oh, natürlich«, erwiderte einer der beiden anderen Studenten. »Wenn
    du ganz sicher gehen willst, den Bibliothekar nicht zu verärgern, solltest
    du dich unter den Armen kratzen. Das beruhigt ihn.«
    »Und sag ab und zu ›ugh-ugh-ugh‹«, schlug der dritte Student vor. »Das
    gefällt ihm sehr.«
    »Herzlichen Dank für den Rat«, sagte Glod. »Wo geht’s zur Werk-
    statt?«
    »Wir führen dich hin«, meinte der erste Student.
    »Das ist sehr nett von euch.«
    »Schon gut. Wir helfen gern.«

    Die drei jungen Zauberer geleiteten Glod eine Treppe hinunter und
    durch einen Tunnel. Licht fiel hier und dort durch grünes Glas in der
    Decke. Manchmal hörte der Zwerg leises Kichern hinter sich.
    Der Bibliothekar hockte in einem langen, hohen Keller auf dem Bo-
    den. Verschiedene Gegenstände lagen vor ihm: ein Wagenrad, Holzstük-
    ke, Knochen, Pfeifen, Stangen und mehrere Drahtrollen. In Ankh-
    Morpork würden sich einige Leute über halb demontierte Pumpen und
    Löcher in Zäunen wundern. Der Orang-Utan kaute an einem Rohr und
    betrachtete das Durcheinander nachdenklich.
    »Das ist er«, sagte einer der Studenten und gab Glod einen sanften
    Stoß.
    Der Zwerg trat vor. Hinter ihm erklang wieder das erwartungsvol e Ki-
    chern.
    Er klopfte dem Bibliothekar auf die Schulter.
    »Bitte um Verzeihung…«
    »Ugh?«
    »Die jungen Burschen da drüben haben dich ›Tier‹ genannt«, sagte
    Glod. Er deutete über die Schulter zur Tür. »An deiner Stelle würde ich
    eine Entschuldigung von ihnen verlangen.«
    Ein metallisches Knirschen erklang, gefolgt von hektischem Schnau-
    fen, als sich die jungen Zauberer gegenseitig behinderten bei

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