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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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den
    beweglichen Bildern. Von Anfang an war ich dagegen. Und die Drahtge-
    bilde auf Rädern. Das Universum hat mehr verdammte Löcher als ein
    Käse aus Quirm. Nun, ich…«
    »Käse aus Lancre«, korrigierte der Oberste Hirte. »Das ist der mit den
    Löchern. Quirm-Käse hat blaue Adern.«

    Ridcully bedachte ihn mit einem durchdringenden Blick.
    »Eigentlich fühlte es sich gar nicht magisch an.« Der Dekan seufzte. Er war zweiundsiebzig, und die Musik ließ ihn empfinden wie ein Siebzehn-jähriger. Er konnte sich nicht daran erinnern, siebzehn gewesen zu sein –
    da mußten andere Dinge seine Aufmerksamkeit beansprucht haben.
    Aber durch die Musik fühlte er sich so, wie er glaubte, daß sich Siebzehn-jährige fühlten. So junge Leute schienen ständig mit einer rotglühenden
    Weste unter ihrer Haut herumzulaufen.
    Er wol te die Melodien erneut hören.
    »Ich glaube, heute abend spielen die Musiker noch einmal«, sagte er
    vorsichtig. »Wir sollten hingehen und zuhören, um mehr darüber zu er-
    fahren. Für den Fal , daß es eine Gefahr für die Gesel schaft ist«, fügte er tugendhaft hinzu.
    »Da hast du vol kommen recht, Dekan«, stimmte ihm der Dozent für
    neue Runen zu. »Es ist unsere bürgerliche Pflicht. Wir sind die erste
    übernatürliche Verteidigungslinie der Stadt. Angenommen, es erscheinen
    plötzlich gräßliche Ungeheuer aus der leeren Luft?«
    »Was dann?« fragte der Professor für unbestimmte Studien.
    »Nun, dann sind wir da.«
    »Ja? Und das ist gut so, nicht wahr?«
    Ridcully beobachtete die Zauberer. Zwei von ihnen klopften heimlich
    mit den Füßen. Einige andere zuckten gelegentlich. Der Quästor zuckte
    die ganze Zeit über – für ihn war das normal.
    Wie Kanarienvögel, dachte er. Oder wie Blitzableiter.
    »Na schön«, sagte er widerstrebend. »Wir statten der Taverne einen Be-
    such ab. Ohne Aufmerksamkeit zu erregen.«
    »Gewiß, Erzkanzler.«
    »Und jeder bezahlt seine Getränke selbst.«
    »Oh.«

    Korporal (vielleicht) Baumwolle salutierte vor dem Feldwebel des Forts,
    der gerade versuchte, sich zu rasieren.
    »Der neue Rekrut, Herr«, begann er. »Er will nicht gehorchen.«

    Der Feldwebel nickte und starrte dann verdutzt auf den Gegenstand in
    seiner Hand.
    »Das Rasiermesser, Herr«, sagte der Korporal. »Der Rekrut gibt immer
    wieder Sätze wie ES IST NOCH NICHT GESCHEHEN von sich.«
    »Hast du versucht, ihn bis zum Hals im Sand einzugraben? Das ist in
    den meisten Fäl en eine nützliche Maßnahme.«
    »So was erscheint mir ein bißchen… wie lautet das richtige Wort…
    liegt mir auf der Zunge…« Der Korporal schnippte mit den Fingern.
    »Grausam. Ja, genau. Heutzutage stecken wir Leute nicht mehr in die…
    äh… Grube .«
    »Wir sind hier in…« Der Feldwebel blickte auf die Innenfläche seiner linken Hand; dort standen einige geschriebene Worte. »… in der Fremdenlegion.«
    »Ja, Herr. Alles klar, Herr. Der Neue ist seltsam. Sitzt die ganze Zeit
    herum. Wir nennen ihn Beau Nidle, Herr.«
    Der Feldwebel sah verwirrt in den Spiegel.
    »Das ist dein Gesicht, Herr«, sagte der Korporal.

    Susanne betrachtete ihr Abbild kritisch.
    Susanne… das war kein guter Name. Aber es gab bestimmt schlimme-
    re. Zum Beispiel die arme Jod in der vierten Klasse, oder »Nigella«, was
    soviel bedeutete wie »Oje, wir wollten einen Jungen«. Doch Susanne
    klang langweilig. Oder Sue. Unter Sue stellte man sich ein Mädchen vor, das Brote schmierte, unter schwierigen Umständen einen kühlen Kopf
    bewahrte und sich um die Kinder anderer Leute kümmerte.
    Zweifel os hießen Königinnen oder Göttinnen nicht Sue.
    Auch mit anderen Formen des Namens ließ sich kaum etwas anfangen.
    »Susi« klang, als verdiente man seinen Lebensunterhalt damit, auf Ti-
    schen zu tanzen. Und »Suzanne« hörte sich nach »Susi« mit einigen zu-
    sätzlichen Buchstaben zur Tarnung an. »Sara« war fast ebenso schlimm –
    der Name verlangte nach einem stützenden h.
    Nun, wenigstens konnte sie ihr Erscheinungsbild verändern.

    Der Umhang mochte der Tradition entsprechen, aber sie fand ihn
    scheußlich. Was kam als Alternative in Frage? Die Internatsuniform oder
    eines der rosaroten Kleider ihrer Mutter? Der weite Kittel des Internats
    für junge Damen in Quirm hatte eine stolze Vergangenheit und bot (das
    glaubte jedenfal s Frau Anstand) einen zuverlässigen Schutz vor al en
    Versuchungen des Fleisches. Doch als Kostüm für die Letzte Realität
    fehlte es ihm am gewissen Etwas.
    Und die rosaroten

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