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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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Magie
    dahinter?«
    »Die Musik läßt sich einfangen, und man kann sie wieder und immer
    wieder hören«, erklärte Ponder. Und zum Erzkanzler sagte er: »Ich glau-
    be, du hast das mit Absicht getan!«
    »Man kann die Musik wieder und immer wieder hören?« vergewisserte
    sich Schnapper. »Indem man einfach eine Schachtel öffnet?«
    »Ja«, sagte Ponder.
    »Nein«, sagte Ridcully.
    »Doch, man kann es«, beharrte Ponder. »Ich hab’s dir gezeigt, Erz-
    kanzler, erinnerst du dich?«

    »Nein«, erwiderte Ridcul y.
    »Irgendeine Schachtel?« fragte Schnapper mit einer Stimme, in der
    Goldmünzen klirrten.
    »Ja. Aber man muß innen einen Draht spannen, in dem die Musik
    wohnen kann, und autsch autsch autsch!«
    »Ich weiß gar nicht, was mit mir los ist. Ich leide plötzlich an Muskel-
    krämpfen«, sagte Ridcul y. »Komm, Stibbons. Wir wol en Herrn Schnap-
    per nicht seine kostbare Zeit stehlen.«
    »Oh, keine Sorge«, sagte Schnapper. »Schachteln mit Musik, wie?«
    » Wir nehmen diese«, betonte Ridcul y und griff nach dem hölzernen Behälter. »Es handelt sich um ein wichtiges magisches Experiment.«
    Er führte Ponder fort, was nicht ganz einfach war, da sich der junge
    Mann immer wieder zusammenkrümmte und keuchte.
    »Warum hast du mich… geschlagen und… getreten?«
    »Mein lieber Stibbons, du versuchst doch das Universum zu verstehen,
    nicht wahr? Nun, du sol test folgende Regel beachten: Gib dem Affen
    nie den Schlüssel für die Bananenplantage. Manchmal kann man unan-
    genehme Zwischenfäl e vermeiden, wenn man… Onein.«
    Ridcully ließ Ponder los und winkte.
    »Was hältst du denn davon, junger Mann?«
    Weiter vorn quoll etwas Goldbraunes und Zähflüssiges aus etwas, das
    ein Laden sein mochte. Während die beiden Zauberer das Geschehen
    beobachteten, brach Glas, und das Zeug wuchs auch aus dem ersten
    Stock.
    Ridcully trat vor, griff nach der sonderbaren Substanz und sprang rasch
    zurück, bevor ihn die braune Wand erreichen konnte.
    »Sind das gespenstische Absonderungen aus den Kerkerdimensionen?«
    fragte Ponder.
    »Ich glaube nicht«, erwiderte Ridcul y. »Riecht wie Kaffee.«
    »Kaffee?«
    »Es ist Schaum mit Kaffeegeschmack. Wieso habe ich bloß das Gefühl,
    daß hier irgendwo Zauberer in der Nähe sind?«

    Eine Gestalt taumelte aus der schaumigen Masse. Braune Blasen tropf-
    ten von ihr herab.
    »Wer ist da?« fragte Ridcully.
    »Ah! Hat jemand die Nummer des Ochsenkarrens notiert? Bitte noch
    einen Krapfen, sei so gut«, sagte die Gestalt glücklich und kippte in die
    braune Masse zurück.
    »Klang wie der Quästor«, sagte Ridcul y. »Komm, Junge. Es sind nur
    Blasen.«
    Und damit trat er in den Schaum hinein.
    Nach einigen Sekunden des Zögerns begriff Ponder, daß seine Reputa-
    tion als junger Zauberer auf dem Spiel stand. Widerstrebend folgte er
    dem Erzkanzler.
    Fast sofort stieß er gegen jemanden.
    »Äh… hallo?«
    »Wer ist da?«
    »Ich bin’s, Stibbons. Ich bin gekommen, um dich zu retten.«
    »Gut. Wo geht’s nach draußen?«
    »Äh…«
    In den Tiefen der Kaffeewolke krachte eine Explosion, gefolgt von ei-
    nem Plop. Ponder blinzelte. Die Kaffeewolke sank allmählich in sich zusammen.
    Einige spitze Hüte erschienen wie Baumstümpfe in einem austrock-
    nenden See.
    Ridcully watete durch den Schaum; Kaffeeblasen hafteten an seiner
    Hutkrempe.
    »Hier passiert etwas ausgesprochen Dämliches«, brummte er. »Und ich
    warte hier, bis der Dekan sich zeigt.«
    »Ich weiß überhaupt nicht, wieso du sofort mir die Schuld gibst«,
    murmelte eine kaffeebraune Säule.
    »Wenn du nicht für diese Sache verantwortlich bist – wer dann?«
    »Der Dekan meinte, ordentlicher Kaffee müßte schäumen«, sagte ein
    Schaumhaufen, der entfernte Ähnlichkeit mit dem Obersten Hirten hat-

    te. »Er hat ein bißchen gezaubert, ja, und ich glaube, dann haben wir’s
    ein wenig übertrieben.«
    »Du bist also schuld, Dekan.«
    »Ja, aber nur durch Zufal «, erwiderte der Dekan gereizt.
    »Kommt da raus, ihr alle«, sagte Ridcully. »Zurück zur Universität, und
    zwar sofort.«
    »Ich meine, ich weiß gar nicht, warum du sofort mir die Schuld gibst.
    Nur weil ich manchmal in Situationen gerate, die…«
    Der Schaumpegel sank noch etwas mehr, und zwei Augen unter einem
    Zwergenhelm wurden sichtbar.
    »Entschuldigt bitte«, ertönte eine Stimme durch die braune Masse.
    »Wer bezahlt das al es? Ich bekomme noch vier Dollar, herzlichen
    Dank.«
    »Der Quästor hat das Geld«, entgegnete Ridcully

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