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Rollende Steine

Rollende Steine

Titel: Rollende Steine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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die Tür.
    Bier tropfte von Glods Kopf.
    »Tournee? Noch drei solche Auftritte?«
    »Wo liegt das Problem?« fragte Asphalt. »Es hat doch hervorragend
    geklappt! Das Publikum war begeistert! Zwei Stunden lang habt ihr ge-
    spielt! Immer wieder mußte ich Leute von der Bühne werfen! Nie zuvor
    habe ich so etwas gefühlt…«
    Der flache Troll unterbrach sich.
    »Genau darum es geht«, sagte Klippe. »Wenn ich bin auf der Bühne,
    wenn ich dort mich setze an meine Steine… zuerst ich gar nicht weiß,
    was nun geschehen sol . Dann Buddy an den Saiten der Gitarre zupft,
    und dann… und dann meine Arme sich bewegen, und sie hämmern
    Bamm-Bamm-chcha-chcha-BAMM-Bamm. Ich überhaupt nicht weiß, was ich spiele. Es einfach kommt mir in den Kopf und in die Arme.«
    »Ja.« Glod nickte. »Bei mir ist es ähnlich. Ich kriege Dinge aus dem
    Horn, die ich dort überhaupt nicht reingepustet habe.«
    »Es nicht ist wie richtiges Spielen«, sagte Klippe. »Darauf ich hinweisen
    möchte. Wir werden gespielt.«
    »Bist du schon lange im Showgeschäft?« wandte sich Glod an Asphalt.
    »Ja. Bin von Anfang an dabei. Hab al es und jeden gesehen.«
    »Hast du jemals ein solches Publikum erlebt?«
    »Ich habe beobachtet, wie die Leute in der Oper Blumen warfen…«
    »Ha! Nur Blumen? Eine Frau warf ihre… Kleidung auf die Bühne!«
    »Stimmt! Sie auf meinem Kopf landete direkt!«
    »Frau WaWa Wumm hat mal im Skunk-Club in der Brauerstraße den
    Federtanz getanzt«, erinnerte sich Asphalt. »Al e Zuschauer drängten zur
    Bühne, als sie bei der letzten Feder ankam…«
    »Und dabei ging’s so zu wie hier?«
    »Nein«, gestand der flache Troll. »Um ganz ehrlich zu sein: Ein so…
    gieriges Publikum habe ich nie zuvor gesehen. Nicht einmal bei Frau WaWa Wumm. Und die verstand es, Appetit bei ihren Zuschauern zu
    wecken. Niemand wäre auf den Gedanken gekommen, Unterwäsche auf

    ihre Bühne zu werfen. Man erwartete vielmehr, daß sie Unterwäsche von
    der Bühne warf.«
    »Da es noch etwas anderes gibt«, sagte Klippe. »Wir vier sind in diesem
    Zimmer, aber nur drei von uns sprechen.«
    Buddy sah auf.
    »Die Musik ist wichtig«, murmelte er.
    »Es ist keine Musik«, erwiderte Glod. »Gewöhnliche Musik wirkt sich
    anders aus. Sie sorgt nicht dafür, daß die Leute sich so fühlen, als hätte
    man sie durch die Mangel gedreht. Ich habe so sehr geschwitzt, daß ich
    bald meine Weste wechseln muß.« Er rieb sich die Nase. »Und dann sah
    ich ins Publikum und dachte: Die dort unten haben Eintritt bezahlt, um
    uns zu hören. Bestimmt sind mehr als zehn Dol ar zusammengekom-
    men.«
    Asphalt hob einen Zettel.
    »Ich habe das hier auf dem Boden gefunden«, sagte er. »Es ist eine Ein-
    trittskarte.«
    Glod las sie.
    »Ein Dollar fünfzig?« brachte er ungläubig hervor. »Sechshundert Per-
    sonen haben anderthalb Dollar Eintritt bezahlt? Das sind insgesamt…
    vierhundert Dol ar!«
    »Neunhundert«, korrigierte Buddy monoton. »Wie dem auch sei: Es
    geht nicht ums Geld.«
    »Es geht nicht ums Geld? Das sagst du immer wieder! Was bist du ei-
    gentlich für ein Musiker?«
    Draußen erklang gedämpftes Gebrül .
    »Möchtest du nach dieser Erfahrung in irgendeinen Kel er zurückkeh-
    ren, um dort für sechs oder sieben Zuhörer zu spielen?« fragte Buddy.
    »Wer ist der berühmteste Hornist aller Zeiten?«
    »Bruder Bein«, antwortete Glod sofort. »Das ist allgemein bekannt. Er
    stahl das Altargold aus Offlers Tempel, fertigte daraus ein Horn und
    spielte magische Musik, bis ihn die Götter erwischten und ihn bestraften,
    indem sie…«

    »Ja«, sagte Buddy. »Aber wenn du jetzt nach draußen gehst und die
    Leute nach dem Namen des berühmtesten Hornisten fragst… Erinnern
    sie sich dann an irgendeinen sündigen Mönch oder bejubeln sie Glod
    Glodson?«
    »Sie…«
    Glod zögerte.
    »Na bitte«, fuhr Buddy fort. »Denk darüber nach. Ein Musiker muß ge-
    hört werden. Du kannst jetzt nicht Schluß machen. Niemand von uns kann das.«
    Glod deutete auf die Gitarre.
    »Es liegt an dem Ding. Es ist zu gefährlich.«
    »Ich werde damit fertig!«
    »Mag sein. Aber wo soll das alles enden?«
    »Es kommt nicht darauf an, wie etwas endet«, sagte Buddy. »Wichtig
    ist, wie man zum Ende gelangt.«
    »Das klingt sehr elvisch…«
    Die Tür sprang auf.
    »Äh«, begann Schnapper, »wenn ihr nicht sofort für eine Zugabe auf
    die Bühne kommt, sitzen wir al e in tiefer, brauner…«
    »Ich kann jetzt nicht mehr spielen«, entgegnete Glod. »Ich habe

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