Rollende Steine
Asphalt bückte sich und hob einen Gegenstand auf.
»Wer auch immer weggelaufen ist, hat vorher das hier fal engelas-
sen…«
»Ach, irgendein Ding«, sagte Schnapper laut. »Kommt, Jungs. Heute
nacht braucht ihr nicht in einer billigen Absteige zu schlafen. Diesmal ist euer Quartier im Gritz !«
»Das ist ein Troll-Hotel, nicht wahr?« fragte Glod argwöhnisch.
»Äh… es ist ein troll isches Hotel«, entgegnete Schnapper und wirkte verärgert.
»Dort veranstaltet wurde einmal ein Varieté, an dem ich teilgenommen
habe!« entfuhr es Klippe. »Es al es gibt im Gritz ! In fast jedem Zimmer Wasser fließt aus einem Hahn! Und dann das Sprechrohr, in das man
hineinrufen kann, um zu bestel en Essen direkt in der Küche. Und Leute
mit Schuhen es einem bringen aufs Zimmer. Der ganze Krempel!«
»Genießt ein wenig Komfort!« sagte Schnapper. »Ihr Jungs könnt es
euch leisten!«
»Und die Tournee«, zischte Glod. »Die können wir uns ebenfal s lei-
sten, nicht wahr?«
»Oh, dabei helfe ich euch«, versprach Schnapper großzügig. »Morgen
reist ihr nach Pseudopolis, was etwa zwei Tage dauert. Dann kommt ihr
über Sto Lat und Quirm zurück. Am Mittwoch seid ihr wieder hier,
rechtzeitig für das Gratis-Konzert. Tol e Idee. Dienst an der Gemein-
schaft und so. Ist gut für… für… für die Gemeinschaft. Ich organisiere
alles, während ihr weg seid, in Ordnung? Und dann…« Er schlang den
einen Arm um Buddys Schultern und den anderen um Glods Kopf.
»Gennua! Klatsch! Herscheba! Chimära! Wiewunderland! Vielleicht sogar
der Gegengewicht-Kontinent, der bald erneut entdeckt werden sol , wie
ich hörte. Großartige Gelegenheiten für die richtigen Leute! Mit eurer
Musik und meinem unfehlbaren Geschäftssinn ist die Welt praktisch
unsere Molluske! So, geht jetzt. Asphalt bringt euch zum Gritz. Die besten Zimmer sind für euch reserviert. Für meine Jungs ist nichts zu teuer.
Schlaft in al er Seelenruhe, ohne euch Sorgen um die Rechnung zu ma-
chen…«
»Danke«, sagte Glod.
»… die könnt ihr morgen früh bezahlen.«
Die Band Mit Steinen Drin schlurfte in die Richtung des besten Hotels.
Schnapper hörte, wie Klippe fragte: »Was eine Mol uske ist?«
»Stell dir zwei präzipitierte Scheiben aus Kalziumkarbonat vor, mit ei-
nem salzigen und schleimigen Fischetwas dazwischen.«
»Klingt lecker. Das Fischetwas dazwischen man doch nicht unbedingt
essen muß, oder?«
Als die Musiker fort waren, besah Schnapper sich das Messer, das er
Asphalt abgenommen hatte. Es war mit Pailletten besetzt.
Weiter oben in der Dachrinne hockte der Rattentod und brabbelte leise
vor sich hin.
Ridcully verließ die Kaverne langsamen Schrittes. Nur einige Eintrittskarten auf den Treppenstufen erinnerten an die Stunden der Musik.
Er fühlte sich wie jemand, der bei einem Spiel zusah und die Regeln
nicht verstand. Zum Beispiel der Gesang. Der Junge auf der Bühne hatte
von… was gesungen? Von irgendwelchen delirierenden Dingen. Was
bedeutete das? Solche Beschreibungen trafen wohl auf den Dekan zu,
aber was war sonst damit gemeint? Das Publikum schien alles genau zu verstehen. Und dann dieses Lied, in dem es darum ging, anderen Leuten
nicht auf die Schuhe zu treten. Ein vernünftiger Vorschlag, zweifellos;
niemand ließ sich gern auf die Schuhe treten. Aber warum waren die
Leute so hingerissen, wenn sie solch ein Lied hörten?
Und das Mädchen…
Ponder näherte sich mit dem Kasten.
»Ich habe fast al es eingefangen, Erzkanzler!« rief er.
Ridcully blickte an ihm vorbei und erblickte Schnapper mit einigen
nicht verkauften T-Shirts der Band Mit Steinen Drin.
»Ja, gut, Stibbons (seibloßstillMannkeinWortdavon)«, sagte er. »Na
schön. Ich schlage vor, wir kehren jetzt heim.«
»Guten Abend, Erzkanzler«, grüßte Schnapper.
»Oh, hallo, Ruin«, erwiderte Ridcully. »Hab dich gar nicht bemerkt.«
»Was ist in dem Kasten?«
»Oh, nichts, überhaupt nichts…«
»Es ist wirklich erstaunlich!« schnaufte Ponder in der Aufregung des
wahren Entdeckers und Idioten. »Wir können au au au!«
»Na so was, wie tolpatschig ich manchmal bin«, sagte Ridcully, als sich
der junge Mann das schmerzende Bein hielt. »Komm, gib mir den völlig
harmlosen Apparat…«
Doch der Kasten rutschte aus Ponders Armen und fiel auf die Straße.
Der Deckel löste sich.
Musik glitt aus der Schachtel und hal te durch die Nacht.
»Wie habt ihr das angestellt?« erkundigte sich Schnapper. »Steckt
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