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Rom - Band II

Rom - Band II

Titel: Rom - Band II Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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bekleidet war, und daß auf dem metallenen Kopf eine Tiara saß. Er hätte nie gedacht, daß man Statuen ankleiden könne, um sie zu ehren oder um den Augen eine Weide zu bieten; das Ergebnis kam ihm auch traurig vor. Der heilige Vater sollte die Messe am päpstlichen Altar der Konfession, am Hochaltar unter dem Dome lesen. Am Eingang des linken Querschiffes stand auf einer Estrade der Thron, auf dem er dann Platz nehmen sollte. Zu beiden Seiten des Mittelschiffes hatte man Tribünen für die Sänger der Sixtinischen Kapelle, das diplomatische Corps, die Malteserritter, den römischen Adel und die Eingeladenen aller Arten errichtet. In der Mitte vor dem Altar befanden sich nur drei Reihen rotbelegter Bänke; die erste war für die Kardinäle, die beiden anderen waren für die Bischöfe und die Prälatenschaft des päpstlichen Hofes bestimmt. Alle übrigen Zuschauer mußten stehen bleiben.
    Ach, dieses ungeheure Monstrekonzertpublikum, diese dreißig-, diese vierzigtausend Gläubigen aus aller Herren Länder, die sich, brennend vor Neugierde, Leidenschaft und Glauben, hin und her bewegten, stießen, reckten, um inmitten des lauten Gebrauses der menschlichen Flut besser zu sehen! Alles ging mit Gott vertraulich und heiter um, als hätte man sich in irgend einem Theater befunden, wo es erlaubt ist, laut zu sprechen und sich an dem Schauspiel frommen Pompes zu erlustigen. Pierre wurde davon anfangs betroffen, denn er kannte nur das ruhige und schweigsame Niederknieen im Hintergrunde düsterer Kathedralen, er war nicht an diese Religion des Lichtes gewöhnt, deren Glanz eine Zeremonie in ein Fest verwandelte. Auf der Tribüne, wo sich sein Platz befand, war er von Herren im Frack und Damen in schwarzer Toilette umgeben, die wie in der Oper Gucker in der Hand hielten. Es waren sehr viele fremde Damen anwesend, Deutsche, Engländerinnen, besonders entzückende Amerikanerinnen, anmutig wie unbesonnene, geschwätzige Vögel. Zu seiner Linken, auf der Tribüne des römischen Adels, erkannte er Benedetta und ihre Tante, Donna Serafina; dort hoben sich die großen Spitzenschleier scharf von der vorgeschriebenen Einfachheit der Tracht ab und wetteiferten mit einander um den Preis der Eleganz und Kostbarkeit. Rechts von ihm lag die Tribüne der Malteserritter, wo sich der Großmeister des Ordens in einer Gruppe von Kommandeuren befand; ihm gegenüber auf der andern Seite des Schiffes dagegen, auf der Tribüne der Diplomaten, bemerkte er die Botschafter aller katholischen Nationen in großer Gala, funkelnd vor Goldstickereien. Aber er kehrte immer wieder zu der Menge, zu der großen, unbestimmten, wogenden Menge zurück, in der sich die dreitausend Pilger unter den Tausenden anderer Gläubigen gleichsam verloren hatten. Trotzdem war die Basilika, die mit Leichtigkeit achtzigtausend Menschen fassen konnte, nur zur Hälfte von dieser Menge gefüllt; er sah, daß sie frei längs der Seitenschiffe sich bewegte und sich zwischen den Säulen staute, von wo das Schauspiel am leichtesten zu verfolgen war. Man sah Leute, die Geberden machten, und aus dem fortwährenden, dröhnenden Gemurmel der Gespräche erhoben sich einzelne Rufe. Durch die hohen Fenster fielen breite Sonnenstrahlen, färbten die roten Damastbehänge blutigrot und beleuchteten die stürmisch bewegten, vor Ungeduld fiebernden Gesichtet wie mit dem Widerschein eines Brandes. Die Kerzen, die siebenundachtzig Lampen der Konfession nahmen sich in dieser Helligkeit wie blasse Nachtlämpchen aus. Es war nichts mehr als der weltliche Staat des kaiserlichen Gottes der römischen Pracht.
    Plötzlich entstand ein falscher Freudenlärm. Ein Geschrei erhob sich und lief in der Menge von einem zum andern: »Eccolo! Eccolo! Da ist er! Da ist er!« Nun entstand ein Gedränge; Gegenströmungen Wirbelten die menschliche Flut auf; alles streckte den Hals vor, reckte sich und stürzte wie rasend vorwärts, um Seine Heiligkeit und den Zug zu sehen. Aber es war nur erst eine Abteilung Nobelgardisten, die sich rechts und links vom Altar aufstellten. Man bewunderte sie jedoch und begleitete sie auf dem Wege mit einem schmeichelhaften Gemurmel, das ihrer schönen Haltung, ihrer übertriebenen militärischen Unbeweglichkeit und Steifheit galt. Eine Amerikanerin erklärte, sie seien herrliche Männer. Eine Römerin teilte einer Freundin, einer Engländerin, Näheres über dieses Elitecorps mit. Sie sagte, daß sich einst die jungen Leute der Aristokratie eine Ehre daraus gemacht hätten, ihm

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