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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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nach den Buongiovannis nachgegeben und vor allem die Ansicht des alten Orlando einholen wollen, dessen hohe, heldenhafte Redlichkeit in ganz Italien sprichwörtlich war; er that dies um so eher, als er seiner Billigung sicher war, denn der Held scheute sich nicht, ganz laut zu wiederholen, daß die Buongiovannis sich glücklich schätzen müßten, seinen Großneffen, einen schönen Jungen mit einem gesunden und braven Herzen, in ihre Familie aufzunehmen. Er würde ihr erschöpftes, altes Blut regeneriren, indem er ihrer Tochter schöne Kinder gab. Und Sacco hatte sich bei der ganzen Angelegenheit bewundernswert den legendenhaften Namen Orlandos zu nutze gemacht, indem er die Verwandtschaft mit ihm ausposaunte, für den glorreichen Begründer des Vaterlandes eine kindliche Ehrfurcht bekundete und keinen Augenblick ahnen zu wollen schien, wie sehr ihn dieser verachtete und verwünschte. Denn Orlando war über seinen Ausstieg zur Macht verzweifelt und überzeugt, daß er das Land dem Ruin und der Schande zuführen würde.
    »O, das ist ein geschmeidiger, praktischer Mann, den die Ohrfeigen nicht stören,« fuhr Narcisse, zu Pierre gewendet, fort. »Wie es scheint, sind solche skrupellose Leute in Staaten, die in Not geraten sind, die politische, finanzielle und moralische Krisen durchmachen, vonnöten. Es heißt, daß dieser mit seiner unerschütterlichen Zuversicht, seinem scharfsinnigen Geist, seinen unendlichen, vor nichts zurückschreckenden Widerstandsmitteln vollständig die Gunst des Königs erobert hat ... Aber sehen Sie nur, sehen Sie nur! Könnte man ihn nicht inmitten dieser Flut von Höflingen, die ihn umgibt, schon für den Herrn dieses Palastes halten?«
    In der That häuften sich die Gäste, die grüßend an den Buongiovannis vorübergingen, um Sacco an; denn er bedeutete die Macht, gute Stellen, Pensionen, Orden, und wenn auch der Anblick des magern, schwarzen, unruhigen Mannes zwischen den großen Ahnen des Hauses noch ein Lächeln hervorrief, so umschmeichelte man ihn als die neue Macht – jene demokratische, noch so unklare Macht, die von überall, selbst aus diesem alten römischen Boden, aufstieg, auf dem das Patriziat in Trümmer lag.
    »Wein Gott, welche Menge!« murmelte Pierre. »Wer sind denn alle diese Leute?«
    »O, sie sind schon sehr gemischt,« antwortete Narcisse. »Die Leute gehören weder der schwarzen noch der weißen Gesellschaft mehr an, sondern der grauen. Die Evolution war verhängnisvoll; die Intransigenz eines Kardinals Boccanera kann nicht die einer ganzen Stadt, eines Volkes sein. Der Papst allein wird immer »nein« sagen und unwandelbar bleiben. Aber alles um ihn schreitet vorwärts und verwandelt sich unaufhaltsam. So wird Rom, trotz allen Widerstandes, in einigen Jahren italienisch sein. Sie wissen, wenn von jetzt ab ein Fürst zwei Söhne hat, so bleibt der eine beim Vatikan und der andere geht zum Quirinal über. Man muß doch leben, nicht wahr? Die großen Familien besitzen in der Todesgefahr nicht den Heldenmut, den Starrsinn bis zum Selbstmord zu treiben... Auch habe ich Ihnen ja schon gesagt, daß wir hier auf neutralem Boden sind; denn der Fürst Buongiovanni hat als einer der ersten die Notwendigkeit der Versöhnung begriffen. Er fühlt, daß sein Vermögen tot ist, wagt es weder in der Industrie noch in Geschäften aufs Spiel zu setzen, sieht es schon unter seine fünf Kinder zerstückelt, die es ihrerseits zerstückeln werden und hat sich darum auf Seite des Königs gestellt, ohne daß er dabei, aus Vorsicht, mit dem Papst brechen will. Sie sehen daher in diesem Salon das genaue Abbild des Zusammenbruches, des Mischmasch, der in den Ideen und Ansichten des Fürsten herrscht.«
    Er unterbrach sich, um Pierre die Namen der eintretenden Personen zu nennen.
    »Sehen Sie, da ist ein General, der seit seinem letzten afrikanischen Feldzug sehr beliebt ist. Wir werden heute abend sehr viele Militärs sehen; man hat alle Vorgesetzten Attilios eingeladen, um dem jungen Manne eine glorreiche Umgebung zu bereiten. Und sehen Sie, dort ist der deutsche Botschafter. Man darf annehmen, daß fast das gesamte diplomatische Corps wegen der Anwesenheit Ihrer Majestäten kommen wird. Und zum Gegensatz ... sehen Sie den dicken Mann da unten? Der ist ein sehr einflußreicher Abgeordneter, ein Reichgewordener aus dem neuen Bürgertum. Vor dreißig Jahren war er nichts als ein Pächter des Fürsten Albertini, einer jener mercanti die campagna , die in hohen Stiefeln und im weichen Hut

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