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Rom - Band III

Rom - Band III

Titel: Rom - Band III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emil Zola , A. Berger
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plauderten mit den wenigen Männern, die diesen anmutigen Winkel der Galanterie entdeckt hatten. Es gab keinen lieblicheren Anblick als in dem lebhaften Licht der Lampen diese Fließe von seidenweichen, nackten Schultern, diese geschmeidigen Nacken, über die sich blondes und braunes Haar wand. Die nackten Arme stiegen wie lebendige Blumen aus Fleisch und Blut aus dem reizenden Gewirr zarter Toiletten hervor. Die Fächer bewegten sich langsam, wie um das Feuer der kostbaren Steine zu steigern, und verbreiteten bei jedem Wehen einen weiblichen Duft, gemischt mit einem vorherrschenden Veilchenparfüm.
    »Ei, unser guter Freund, Monsignore Nani!« rief Narcisse. »Er begrüßt dort unten die österreichische Botschafterin.«
    Sobald Nani den Priester und seinen Gefährten erblickte, ging er auf sie zu und alle drei traten in eine Fensternische, um einen Augenblick in Muße zu plaudern. Der Prälat lächelte, von der Schönheit des Festes entzückt, bewahrte aber inmitten aller dieser prangenden Schultern die heitere Ruhe einer dreifach mit Unschuld gepanzerten Seele, als hätte er sie nicht einmal gesehen.
    »Ah, mein Sohn, wie freue ich mich, Sie wiederzusehen!« sagte er zu Pierre. »Nun, was sagen Sie zu unserm Rom, wenn es sich mit Festegeben befaßt?«
    »Monsignore, es ist herrlich!«
    Der Prälat sprach gerührt von der hohen Frömmigkeit Celias und stellte sich, als sehe er bei dem Fürsten und der Fürstin nichts als Getreue des Vatikans, um dem letzteren mit diesem prunkvollen Feste die Ehre zu geben. Er schien nicht einmal zu wissen, daß der König und die Königin kommen sollten. Dann sagte er plötzlich:
    »Mein lieber Sohn, ich habe den ganzen Tag an Sie gedacht. Ja, ich habe erfahren, daß Sie Seine Eminenz den Kardinal Sanguinetti in Angelegenheit Ihres Prozesses besucht haben. Nun, wie hat er Sie empfangen?«
    »O, sehr väterlich. Anfangs gab er mir zu verstehen, in welcher Verlegenheit er sich als Beschützer von Lourdes befinde, aber als ich fortging, war er reizend. Er hat mir förmlich seine Hilfe versprochen – mit einem Zartgefühl, das mich sehr rührte.«
    »Wirklich, mein lieber Sohn! Uebrigens wundert mich das nicht. Seine Eminenz ist so gut!«
    »Und ich muß gestehen, Monsignore, daß ich mit leichtem Herzen und voll Hoffnung zurückgelehrt bin. Mir scheint, daß mein Prozeß von nun an zur Hälfte gewonnen ist.«
    »Das ist sehr natürlich. Ich verstehe das.«
    Nani lächelte noch immer. Ein Anflug von Ironie verschärfte sein seines, geistreiches Lächeln, aber so diskret, daß man den Stich nicht fühlte. Nach einem kurzen Schweigen fügte er sehr einfach hinzu:
    »Ein Unglück nur, daß Ihr Buch vorgestern von der Indexkongregation verdammt worden ist. Sie hatte sich auf eine Berufung des Sekretärs hin eigens versammelt und das Urteil wird sogar übermorgen Seiner Heiligkeit zur Unterzeichnung vorgelegt werden.«
    Pierre blickte ihn betäubt an. Wenn der alte Palast über seinem Haupte zusammengebrochen wäre, so hätte es ihn nicht mehr niedergeschmettert. Es war also aus! Die Reise, die er nach Rom unternommen, das Experiment, das er dort versuchen wollte, lief also auf diese Niederlage aus, die er so plötzlich, inmitten dieses Festes erfuhr! Und er hatte sich nicht einmal verteidigen können, er hatte seine Zeit verloren, ohne jemand zu finden, mit dem er sprechen, vor dem er seine Sache hätte vertreten können! Der Zorn stieg in ihm auf und er konnte nicht umhin, halblaut und bitter zu sagen:
    »Ah, wie man mich zum Narren gehalten hat! Dieser Kardinal, der noch heute vormittag zu mir sagte: ›Wenn Gott mit Ihnen ist, wird er Sie retten, sogar gegen unsern Willen!‹ Ja, ja, jetzt verstehe ich es; er spielte mit den Worten, er wünschte mir bloß ein Unheil, damit mir die Unterwerfung den Himmel gewinnt. Mich unterwerfen! O, das kann ich nicht, das kann ich noch nicht! Mein Herz schwillt zu sehr vor Empörung und Kummer.«
    Nani hörte neugierig zu; er studirte ihn.
    »Aber, mein lieber Sohn, es ist ja nichts entschieden, so lange der heilige Vater nicht unterzeichnet hat. Sie haben den morgigen Tag und sogar übermorgen vormittag vor sich. Ein Wunder ist immer möglich.«
    Und während Narcisse, der in lange Hälse und kindliche Busen verliebte Aesthetiker, die Damen betrachtete, nahm er ihn beiseite und sagte mit gedämpfter Stimme:
    »Hören Sie, ich habe Ihnen etwas im tiefsten Geheimnis mitzuteilen. Suchen Sie mich einen Augenblick, während des Cotillons, im kleinen

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