Rom kann sehr heiss sein
uns an ihn heransaufen. Noch zwei Grappa bitte!«
Das Getränk kam schnell. Wir tranken.
»Rate mal, wer in der Gästeliste des Hotels in Helsinki auftaucht, in dem die da Ponte alias Valentina Fortichiari damals abgestiegen ist. Dein Marcello Tusa! Jedenfalls ein Mann dieses Namens. Wir haben damals alle Gäste des Hotels überprüft, besonders die, die italienische Namen trugen. Es gab nur einen: M. Tusa. Er war nicht mehr da, angeblich weiter in den Norden gereist. Tusa war für uns ein harmloser Tourist, einer dieser Verrückten aus dem Süden, die mittsommernachtsüchtig sind.«
»Meinst du, er könnte der Mörder sein? Und wenn ja, warum hat er dann seinen Namen nicht geändert?«
»Gute Frage. Vielleicht hatte er ursprünglich nicht vor, sie zu ermorden. Vielleicht wollte er sie nur treffen, mit ihr reden, sie von etwas überzeugen, vielleicht wieder nach Rom zurückzukehren. Und erst als sie sich weigerte, hat er sie umgebracht. Doch das ist alles bloße Theorie. Jedenfalls verlor sich Tusas Spur irgendwo in den Wäldern des Nordens. Über Helsinki ist er jedenfalls nicht in seine Heimat zurückgeflogen. Vielleicht ist er über Schweden oder Norwegen ausgereist. Es ist leicht, in diesen liberalen Ländern seine Fährte zu verwischen. Auf alle Fälle haben wir jetzt eine heiße Spur. Und dass du mich darauf gebracht hast, ist ein unglaublicher Zufall. Matti würde sagen, eine magische Form der Willkür. Komm, wir brauchen jetzt einen kühlen Kopf, lass uns gehen.«
Wir überquerten den Tiber auf Höhe der Engelsburg. Die Statuen auf dem Brückengeländer kamen mir höchst lebendig vor. Sie sahen mir nach. Diesmal ging ich voran. Es gelang mir, im Labyrinth der Altstadt das Lokal zu finden, in dem Nina zu verkehren pflegte. Sie war nicht da. Wir tranken zwei doppelte Espresso. Auf meine Frage nach Nina sagte die Bedienung, sie sei im Krankenhaus. Sie sei schwanger gewesen. Das Kind sei tot. Im Uterus gestorben. Man habe es entfernen müssen.
Ich fragte nach dem Krankenhaus. »San Bartolomeo. Das auf der Tiberinsel«, sagte die Bedienung. »Und wie lange ist das her?«»Ich weiß nicht genau. Ungefähr zwei Wochen.«
Ich wollte sofort aufbrechen, Nina besuchen. Doch Einar hielt mich zurück. »Nur keine falsche Hektik. Du kannst das auch morgen erledigen. Außerdem ist sie wahrscheinlich schon entlassen worden. Erzähl lieber von Marcello Tusa. Von deiner Zeit in Bern.«
Ich tat es, so ausführlich ich vermochte. Selbst das Apero bei den Galas beschrieb ich mit allen Details, an die ich mich noch erinnern konnte. Als ich von dem Metallstück in den Puppen erzählte, unterbrach mich Einar: »Das Metallstück! Hast du es zufällig dabei?«
Ich nickte. »Ich habe es immer dabei, als eine Art Handschmeichler oder Talisman. Hier.«
Ich fingerte das Metallstück aus meiner Sakkotasche und legte es auf den Tisch. Einar nahm es, setzte die Brille auf und besah es sich genau. »Vielleicht ist es hohl. Vielleicht enthält es wichtige Informationen. Hast du es untersuchen lassen?« Ich verneinte.
»Warum hast du es nicht an deine Dienststelle geschickt?«
»Es ist nicht mehr meine Dienststelle. Die haben mich in die Wüste geschickt.«
»Aber nicht in die Wüste, die du dir wünschst, Piet. Ich will dir was sagen. Wir schicken das Ding per Eilpost nach Helsinki. Es gibt dort ein gutes Labor. Wir schicken unsere Sachen aus Rovaniemi auch dorthin. Lass mich die Sache abwickeln, Piet. Es wäre unverantwortlich, wenn wir dieser Spur nicht nachgingen.«
Er steckte den Metallriegel ein.
»Sei aber vorsichtig, Piet. Vergiss nicht, wir sind hier im Musterland der organisierten Kriminalität. Hast du mal was von einer Gruppe namens Propaganda 2 gehört, besser bekannt als P2?« Ich bejahte, räumte aber ein, dass meine Kenntnisse höchst oberflächlicher Natur waren. »Es gibt hier eine höchst unheilige Trinität, Piet. Der Dreifaltigkeit von Vater, Sohn und Heiligem Geist entspricht die von Vatikan, Freimaurerei und Mafia, zusammengefasst in einem dubiosen Verein, einer Dunkelmännerloge namens P2, der man enge Beziehungen zu Opus Dei nachsagt, dieser berüchtigten internationalen Verbindung im Namen streng katholischer Lebensführung. Streng katholisch heißt in erster Linie machtbewusst. Sollte sich erweisen, dass HUBRO mit diesen Herrschaften vernetzt ist, wird die Sache gefährlich. Hier ist meine Handynummer. Wir werden getrennt arbeiten, das ist effektiver. So vermeiden wir, beide die gleichen Fehler zu
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