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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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begeben. Ich bemerke mit einer Spur von Erstaunen, dass ich diese Nacht neben einem Vampir besser geschlafen habe als seit Jahren.
    Abrupt bleibe ich stehen. Ich stiere quer durch den Raum zur Kaffeemaschine hinüber, deren orangerotes Lichtchen voller Stolz verkündet, sie brühe gerade einen richtig guten Becher Lebenselixier. Aber mein Blick gilt nicht dem Kaffee. Gerade eben erinnere ich mich an den letzten Gedanken, der mir kurz bevor ich in Shanes Armen einschlief, durch den Kopf ging.
    Dass ich ihn liebe.
    Die Kaffeemaschine lässt einen letzten Tropfen des schwarzen Gebräus in die Glaskanne fallen, um den Moment der Erkenntnis hervorzuheben, den ich eben durchlebe.
    Es ist nur Illusion, ein emotionales Trugbild, eine Begleiterscheinung meiner Erschöpfung und Dankbarkeit. Schließlich hat Shane mir das Leben gerettet.
    Meine Füße schütteln die Erstarrung ab und tragen mich zur Kaffeemaschine. Ich will schon nach dem Becher greifen, da bemerke ich, dass ich Shanes Nachricht immer noch in der Hand halte. Doch anstatt den Zettel wegzuwerfen, nehme ich ihn in die Linke, die gegen meinen Willen das Stück Papier umklammert wie ein Heiligtum. Verärgert wandert mein Blick meinen Körper hinunter.
    Zu allem Überfluss grinst mich auf meiner Brust höhnisch der Aufdruck Bride 2B an.
    Hmm …
    Jolene.
    Travis.
    Während ich mir Kaffee eingieße, wird mir langsam, aber sicher klar, dass der Mann, der mich zu töten versucht hat, am Ende unsere Rettung sein könnte.
    Franklin begrüßt mich an der Tür zum Büro mit einem Stapel Teller und einer Hand voll Gabeln. »Gerade noch rechtzeitig. Seit geschlagenen fünfzehn Minuten sitze ich hier schon und habe diesen herrlichen Duft in der Nase.« Er entdeckt die Thermobecher in meinen Händen. »Sehr gut, Sie bringen Kaffee mit!«
    »Ich muss unbedingt mit Ihnen und David sprechen.« Ich blicke an Franklin vorbei zu meinem Schreibtisch hinüber. Darauf thront etwas unter einer großen, länglichen Haube aus durchsichtigem Plastik. »Was zum Teufel ist das?«
    »Ein Ölzweig augenscheinlich. Und wie ich hoffe, ein Ölzweig mit Schokoladengeschmack und Buttercreme-Glasur.«
    Ich gehe zu meinem Schreibtisch hinüber und erwarte, dass das Ding jeden Moment explodiert. Der ›Ölzweig‹, so stellt sich heraus, ist ein riesiger Blechkuchen mit weißer Glasur und dem Etikett eines hiesigen Supermarkts, der rund um die Uhr geöffnet hat. Über die gesamte Breite prangt in grüner, aufgespritzter Zuckergussschrift eine Entschuldigung: ES TUT UNS LEID . Vier Initialen, mit einem dünneren Spritzbeutel geschrieben, erscheinen am unteren Rand: T, S, J und R. Seitlich darunter ein angedeutetes düster dreinblickendes Gesicht mit niedlich kleinen Fangzähnen.
    Ich bekomme kaum den Mund auf. »Sie haben gestern Abend dagestanden und zugeschaut, wie jemand mich zum Abendessen verspeisen wollte, und um das wiedergutzumachen, kaufen sie mir einen Kuchen?«
    »Können wir ihn jetzt anschneiden? Ich hatte noch kein Frühstück.« Franklin hebt den Plastikdeckel vom Kuchen. »Möchten Sie ein Endstück?«
    »Ich will überhaupt kein Stück! Ich möchte überhaupt nichts von denen.«
    David kommt zur Tür herein. »Was ist los? Oh, Kuchen!«
    »Sie werden nicht glauben, was passiert ist.« Ich berichte haarklein von der Horrorgeschichte, die sich gestern Abend hier ereignet hat.
    Franklin zeigt sich wie üblich unbeeindruckt. »Ich habe Ihnen doch gesagt, die Stifte würden sich noch als nützlich erweisen.«
    David löst sich aus der Starre, in die mein Bericht ihn versetzt hat. »Warum haben Sie mich nicht gleich angerufen, als es passiert ist?«
    »He, schön langsam. Ich war verdammt noch mal mehr als beschäftigt damit, nicht zur Fleischeinlage eines menschlichen Hamburgers verarbeitet zu werden. Angekommen?«
    Mein Telefon klingelt. Ein Anruf aus dem Untergeschoss. Shane vergewissert sich, dass ich da bin – wie süß. Ich nehme ab. »Mein Held!«
    »Es ist doch nur ein Zwanzig-Dollar-Kuchen«, höre ich Regina mir antworten. »Aber du hast ihn also bekommen?«
    »Du …« Jedes Schimpfwort, das mir geläufig ist, versucht als Erstes über meine Lippen zu kommen, was mich sprachlos macht.
    »Shane meint, ich sollte mich persönlich entschuldigen statt mit Süßkram.«
    »Wie konntest du nur …«
    »Also dann: Es tut mir wirklich echt Leid, dass ich einfach nur zugeschaut habe, während du fast umgebracht wurdest. Der Anblick hat mich gefangen genommen. Die Art, wie du geschrien hast

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