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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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pfeifen. Das Gelände vor dem Haus dürfte etwa vier Hektar groß sein; hinter dem Haus liegt etwas, das mich auf den ersten Blick an einen Spielplatz erinnert.
    Einige Oldtimer, darunter Klassiker wie Jims blauer Dodge Charger, parken auf dem Grashang links vom Haus. Für den Mercedes findet sich dort auch noch ein Platz.
    Elizabeth beugt sich nach vorn zum Handschuhfach auf der Beifahrerseite. Dabei streift ihr Arm Davids Knie. Schlagartig verändert sich sein Gesichtsausdruck: Er wirkt glücklich. Ach verdammt, gerade als ich dachte, er sei über sie hinweg, zieht sie wieder an der Angel. Aber zumindest hat er noch einen Job.
    Elizabeth richtet sich wieder auf und bietet uns beiden Holzpflocks an. David nimmt einen davon.
    »Ich sollte besser unbewaffnet bleiben«, meine ich. »Und ich weiß eh nicht, wie ich diese Waffe gebrauchen sollte. Außerdem werden die uns unter Garantie filzen.«
    »Genau darum geht’s«, entgegnet Elizabeth. »Ich möchte denen unmissverständlich klarmachen, dass wir es ernst meinen.« Sie packt mich beim Handgelenk und drückt mir das runde Ende eines Pflocks in die Hand. »Es ist überhaupt nicht schwer. Man muss den Pflock nur kräftig genug geradewegs ins Herz stoßen.«
    »Ich weiß, ich weiß.« Am liebsten würde ich das Ding gleich fallenlassen. Aber Elizabeth umschließt immer noch meine Hand mit der ihren.
    »Das ist nur die halbe Miete. Nach dem Zustoßen muss man den Pflock wieder herausziehen.«
    »Wieso denn das?«
    »Weil genau an der Stelle …« Elizabeth dreht den Kopf weg. »Erklär du es ihr, David.«
    Auch er wendet den Blick ab. Er schaut aus dem Fenster, während er spricht: »Das ist die Stelle, an der die Lebensenergie aus ihnen herausfließt.«
    »Beschönige es nicht.« Sie wählt einen Ton, der mindestens so scharf ist wie das Ding in meiner Hand.
    »Nach dem Herausziehen des Pflocks«, verbessert sich David, »werden ihre Körper durch das Loch gesaugt.«
    »Wie? Wohin denn?«
    Elizabeth lacht auf. »Das ist die Frage, die uns alle ewig umtreibt, nicht wahr? In den Himmel? In die Hölle? In die immerwährende Leere?«
    »Das meine ich nicht. Ich möchte wissen: Werden sie angesaugt und ihr ganzer Körper verteilt sich im Raum oder verschwinden sie einfach?«
    David und Elizabeth tauschen einen Blick. Seine Miene ist von Schuld verzerrt, ihre von Bitterkeit.
    »Irgendwas dazwischen«, erklärt David mir. »Beten Sie, dass Sie das nie miterleben müssen.«
    Selbst durch die geschlossene Tür schlägt uns die Musik entgegen. Wir stehen auf der Veranda und spüren dumpf unter unseren Füßen den schnellen Rhythmus der Musik und das Schmettern von Trompeten. Durch ein Erkerfenster rechts von uns nahe der Tür können wir durch die dünnen Vorhänge Schatten sehen, die sich mit der Leichtigkeit von Akrobaten zur Musik bewegen.
    Elizabeth hämmert gegen die Tür. Ein plötzlicher Windstoß peitscht den Regen in unsere Richtung. Wir sind nass; den Schaukelstuhl treibt es über die Verandabretter.
    Die Tür wird geöffnet. Ein großer Schwarzer steht unter dem Türsturz. Er ist kräftig genug gebaut, um seinen pinkfarbenen Al-Capone-Anzug machohaft wirken zu lassen.
    »Ich bin Lawrence«, stellt er sich vor. Seine Stimme ist so tief und durchdringend wie ein Nebelhorn. Ich komme nicht umhin, zu registrieren, dass dies weder der Mann ist, der den Drohanruf getätigt hat, noch der, der uns am Tor die Weiterfahrt erlaubte. Offenkundig delegiert Gideon gern Aufgaben an seine Handlanger.
    Der Typ schiebt seinen Filzhut an der Krempe hoch und betrachtet uns. ›Uns‹ heißt in diesem Fall: Elizabeth. Der Blick, den er David und mir schenkt, ist der gleiche den man Hundescheiße zuwerfen würde, um nicht hineinzutreten.
    Schließlich, nachdem er Elizabeth zusätzlich mit einem Blick, durchdringender als ein MRT , durchbohrt hat, nickt er ihr zu. Er streckt ihr seine dunkle Handfläche entgegen. »Her mit den angespitzten Ästen.«
    Ich ziehe den Pflock unter meinem TShirt hervor und händige dem Riesen das Ding aus. Ich muss zugeben, dass ich erleichtert bin. Mit einer Uzi hätte ich mich wohler gefühlt.
    Der Wohnbereich gleich hinter der Eingangstür ist größer, als ich gedacht habe. Man hat wohl die Wand zwischen diesem Zimmer und dem Esszimmer herausgebrochen, um diesen großen Raum zu schaffen. Einen Raum, in dem es vor Vampiren nur so wimmelt.
    Einige swingen zum wilden, treibenden Rhythmus der Musik; andere bewegen sich um die Tanzfläche herum, haben Drinks in

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