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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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umgebracht hat?«
    »Nein, aber dass dein Puls bei der Erwähnung von Antoines Namen durchgedreht ist, könnte ihn misstrauisch gemacht haben.«
    »Dagegen konnte ich nichts tun. Was sollen wir denn jetzt nur machen?«
    Jim schaut sich suchend um. »Als Erstes sollten wir meine Hose finden.«
    Ich angele sie aus einer Ecke. Während Jim in die Jeans steigt, mache ich mich auf die Suche nach seinem TShirt. Endlich entdecke ich es unter dem Bett – eines von den WVMP – das Herzblut des Rock ’n’ Roll-Shirts.
    »Wir müssen den Verkauf von den Dingern stoppen.« Ich reiche es Jim, der gerade den Reißverschluss der Jeans hochzieht. »TShirts, Auto-Aufkleber – alles vorbei.«
    »Aber jetzt, wo Elizabeth tot ist, kann sie den Sender ja auch nicht mehr an Skywave verkaufen.« Jim zieht sich das TShirt über den Kopf. »Richtig?«
    Mein Magen plumpst hinunter bis in die unmittelbare Nähe meiner Kniekehlen. »Elizabeth hat uns auf der Fahrt hierher gesagt, sie wolle gar nicht mehr verkaufen.«
    »Hat sie das Skywave auch schon gesagt?«
    »Ich bezweifele, dass sie die Chance dazu hatte. Es klang so, als sei sie gerade erst an dem Abend zu diesem Entschluss gekommen.« Ich sinke aufs Bett und schlage die Hände vors Gesicht. »Wenn sie keine direkten Erben hat, wird der Sender liquidiert und alle Vermögenswerte, sämtliche Aktivposten kommen zur Versteigerung.«
    Shanes Stimme ist aus dem Radio zu hören. »Es ist Dienstag Früh, fünf Uhr vierundfünfzig. Dank an alle, die angerufen haben, um uns zu unterstützen …«
    »Liquidiert?«, fragt Jim mich. »Du meinst, der Sender wird …«
    »… zu Bargeld gemacht, ja. Aber warte kurz, ich möchte das gern hören.« Ich gehe zum Radio hinüber und drehe die Lautstärke auf.
    »… nach WVMP -Merchandise gefragt haben«, fährt Shane fort. »Tut uns leid, aber wir verkaufen nichts mehr. Also haltet fest, was ihr von dem Zeug habt. Ihr besitzt damit jetzt ein paar schöne Sammlerstücke.«
    Jim packt mich an der Schulter. »Der Sender wird stückweise verkauft? Wie ein altes Auto, das man ausschlachtet?«
    »So ungefähr.«
    Jim flucht und geht wieder im Zimmer auf und ab. Ich beuge mich näher an den Radiolautsprecher heran, um Shanes Stimme auch über Jims Gemurmel noch zu verstehen.
    »… eine offizielle Presseerklärung irgendwann später am heutigen Tag. Dann werden Details zu dem bestürzenden Vorfall genannt, der uns zu dem Entschluss gebracht hat, die Werbekampagne zu beenden. Also haltet in den Abendnachrichten nach unseren hübschen Gesichtern Ausschau.«
    »All die Jahre, die ich da reingesteckt habe«, macht Jim seinem Ärger Luft. »Ich bin doch nicht nur ein verdammter Aktivposten!«
    Ich drehe mich um, um ihm direkt ins Gesicht zu sehen. »Du bist sogar weniger als ein Aktivposten. Du bist nur ein Angestellter. Und könntest du bitte für zwei Sekunden die Klappe halten?«
    Jim wettert immer lauter. Ich halte ein Ohr ganz nah an den Lautsprecher und halte mir das andere zu.
    »Dieser letzte Song ist für die unter euch, die den herbeidämmernden Tag erwarten und sich fragen, ob dies unser letzter Sonnenaufgang sein könnte. Das kenne ich, das habe ich schon wer weiß wie oft erlebt. Eltern, Prediger und Politiker denken immer, für die Jugend sei Rockmusik die Quelle jedweder Verzweiflung. Sie begreifen nicht, dass die Musik nur ein Spiegel ist. Sie vergessen außerdem, dass die Musik auch eine Quelle der Hoffnung sein kann, ein Grund, um am Leben zu bleiben.«
    »Ich muss hier raus!« Jim rüttelt am Türknauf, dann hämmert er gegen das massive Holz des Türblatts. »He da, macht die Tür auf, verdammt!«
    Ich halte das Ohr gegen den Lautsprecher gedrückt. Was, wenn das mein letzter ›letzter Song‹ ist? Ich denke daran, wie ich gestern Nacht in Shanes Armen eingeschlafen bin, und mit einem Mal habe ich nichts als Wut im Bauch. Wenn ich draufgehe und hatte nie Sex mit dem heißesten Freund, den ich je hatte, dann werde ich so was von angepisst sein!
    Jim rammt die Faust gegen die Tür, dann die Schulter. Ich schließe die Augen und nehme die Stimme aus der Ferne in mir auf wie den Atem zum Leben.
    »… Musik hat die wohl größte Energie der Welt. Ich hoffe, sie kann euch Kraft geben. Guten Morgen und …«
    Jim packt das Radio, reißt dabei den Stecker aus der Steckdose und wirft den ganzen Kasten gegen die Tür. Das Radio zerlegt sich in seine Einzelteile; die Tür bleibt unbeeindruckt.
    Ich starre auf die verstummten Stücke dessen, was eben

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