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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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neben ihm eine kleine, dralle Rothaarige. Ich erkenne in ihr das Zigarettenmädchen von der Party im Erdgeschoss wieder.
    Sie strahlt Jim an. »Zimmerservice?«
    »Vielen Dank, Mann«, seufzt er in Lawrences Richtung. Mit einem Ruck zieht Jim die Frau ins Zimmer und hinüber zum Bett.
    »He, verdammt!« Mit einem Satz aus dem Bett sorge ich dafür, dass ich den beiden nicht im Weg bin. Ich suche wieder Schutz in der mir schon vertrauten Zimmerecke. Lawrence schenkt mir ein wölfisches Grinsen auf seinem Weg hinaus.
    Das Zimmer füllt sich mit Lauten des Schmerzes und der Lust. Auf allen vieren krieche ich zum Radio hinüber und drehe die Lautstärke auf. Dann lege ich mich auf den Boden gleich neben den Lautsprecher, nutze meinen Arm als hartes Kopfkissen.
    Shanes Stimme ist die Rettungsleine, an der ich mich festklammere, mein Lebensretter. Um mich herum gibt es sonst nur den Geruch und die Laute von Sex und Blutzoll. Shane scheint zu wissen, dass ich zuhöre. Denn er legt jeden seiner »letzten« Songs auf, die er immer am Ende seiner Sendung für mich gespielt hat. Über zwanzig Lieder sind es, alle aus den späten Achtzigern und frühen Neunzigern. Den Anfang macht Hard to Handle . Und ich bekomme ein weiteres Mal I’m No Angel von Greg Allman zu hören, Matthew Sweets Girlfriend und Low von den Crackers.
    Mitten in Springsteens Human Touch herrscht plötzlich Ruhe im Raum. Die Tür geht auf. Ich werde aus meinem musikalischen Zufluchtsort gerissen.
    Lawrence kommt herein und hebt das halb bewusstlose Mädchen vom Bett. Als er mit seiner Last das Zimmer verlässt, tritt Gideon, dieses Mal ohne Begleitung, herein.
    Ich springe auf und flüchte mich auf die andere Seite des Bettes, als ob Jim – nackt, bekifft und übersättigt wie er ist – mich irgendwie beschützen könnte.
    Gideon schließt die Tür hinter sich. »Setz dich.«
    Sein Willen greift nach mir wie eine Hand. Ich setze mich aufs Bett und bedecke Jims Blöße mit der blutbefleckten Decke. Der rührt sich und dreht sich zur anderen Seite. Seine Augen bewegen sich hinter den geschlossenen Lidern. Offenkundig die REM -Phase seines Schlafes. So viel also zu meinem Ritter in der Batik-Rüstung.
    Gideon hat sich auf der anderen Seite des Bettes niedergelassen. Ausnahmsweise versucht er gerade nicht, mich mittels seiner physischen Präsenz zu beeinflussen. Ich reibe mir die Arme, um die Kälte zu vertreiben, die von ihm ausgeht.
    »Gib es schon zu«, sagt er. »Wir faszinieren dich.«
    Ich bin nicht in der Lage, gleichzeitig zu sprechen und ihn anzusehen. Momentan jedoch hält er meinen Blick mit dem seinen gefangen. Diesem dunklen Blick entkommt man nicht.
    Er grunzt und fährt fort: »Du würdest nicht für den Sender arbeiten, wenn wir für dich nicht eine Art Faszinosum wären. Hast du dich denn noch gar nicht gefragt, wie es wäre, eine von uns zu sein?« Er hebt drohend einen Finger. »Ehe du antwortest, solltest du wissen, dass ich eine Lüge noch besser von der Wahrheit unterscheiden kann als du.«
    Ja, klar. Er kann schließlich meinen Herzschlag hören. Wahrscheinlich spürt er jede Schwankung meiner Körpertemperatur.
    Ich räuspere mich und wende den Blick ab. »Klar habe ich mich das gefragt. Jeder tut das, selbst Leute, die überhaupt nicht an Vampire glauben.« Mit einiger Anstrengung kann ich ihm ins Gesicht sehen, wenn auch nicht in die Augen. »Aber ich beneide euch nicht. Ich mag den Sonnenschein, ich mag Essen. Außerdem möchte ich nicht meine Freunde und meine Familienangehörigen überleben.«
    »Familienangehörigen?« Sein Blick gewinnt plötzlich an Schärfe. »Du stehst deiner Familie nahe?«
    »Momentan nicht so sehr. Aber vielleicht eines Tages wieder. Wenn ich ein Vampir wäre, müsste ich sie für immer verlassen.«
    »Nein.« Er steht auf und geht langsam auf und ab. »Mein Vater war ein Vampir. Statt uns Kinder im Stich zu lassen, hat er jeden von uns im Alter von dreiunddreißig Jahren verwandelt. Bei mir geschah das 1918.« Er streicht die braune Nadelstreifenweste glatt und mustert sie, als wäre sie ein Fenster in die Vergangenheit. »Im selben Jahr, allerdings einen Monat später, habe ich meinen Sohn verwandelt. Er hatte sich mit der Spanischen Grippe angesteckt und stand bereits nach einem Tag an der Schwelle des Todes. Die Entscheidung ist mir nicht schwergefallen. Er war erst fünfzehn; er hatte sein ganzes Leben noch vor sich.«
    »Lebt dein Sohn hier mit dir auf der Ranch?«
    Gideon lässt die Hände in den

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