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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Hosentaschen verschwinden und betrachtet eingehend den Boden. »Er war immer ein widerspenstiges Kind, besonders aber nach seinem Tod. Ich habe versucht ihm beizubringen, dass er sich besser von Menschen fernhält. Über einige Jahrzehnte hinweg blieb er auch an meiner Seite, obwohl ihm das nicht sonderlich genehm war. Vor zehn Jahren dann hat er mich verlassen. Er ist nach Westen gegangen und hat Menschen gejagt, egal wen, wie ein tollwütiges Tier.«
    Gideon dreht die Lautstärke des Radios so weit hinunter, dass fast nichts mehr zu hören ist. »Ich traf mit der Liga eine Übereinkunft, dass man ihn im Falle seiner Gefangennahme hierher zu mir brächte, wo ich mich seiner annehmen würde. Im Tausch dafür erlaubte ich der Liga, die Anlage hier einer Inspektion zu unterziehen. Sie sollte sich davon überzeugen, dass ich Menschen keinen Schaden zufüge.«
    Gideon ballt die Hände in den Hosentaschen zu Fäusten. »Natürlich haben mich diese rückgratlosen Verräter aufs Kreuz gelegt. Einer ihrer Agenten hat Antoine in Memphis einen Pflock ins Herz gestoßen.«
    Antoine? Mein Herz schlägt mit einem Mal heftiger. Memphis? David hat mir erzählt, Elizabeths Blutvater sei in Menschenjahren gerechnet noch ein Teenager gewesen. Aber das konnte doch nicht sein …
    Gideon bleibt stehen. Er mustert mich genau. Dann aber nimmt er seine Wanderung durchs Zimmer wieder auf. »Sie haben behauptet, es sei ein abtrünniger Agent gewesen, der gegen ausdrücklichen Befehl gehandelt habe. Aber man war nicht bereit, mir den Namen des Mannes zu nennen. Ich konnte die Geschichte also nie nachprüfen. Ich hatte keine andere Wahl, als es für einen befohlenen Mord zu halten.« Er bleibt abrupt stehen und blickt mich an. »Jetzt weißt du, warum ich Elizabeth gepfählt habe, aus welchem Grund ich sie hierhergelockt habe.«
    Er weiß, wer sie war. Er hat seine eigene … nun, was?, Enkeltochter mit einem Pflock durchbohrt?
    Ich bemühe mich ruhig zu bleiben, versuche zu bluffen. »Ich dachte, du hast uns hierherbestellt, um den Sender zu bedrohen, bis er in der Anonymität verschwindet.« Ich habe solche Angst, dass sich meine Zunge bei dem Wort ›Anonymität‹ verhaspelt und es wie ›Animimität‹ klingt.
    »Das auch. Ich habe eurem dummen und gefährlichen Werbefeldzug ein Ende gesetzt und Antoines Tod gerächt. Man könnte sagen, ich habe zwei Fliegen mit einem Pflock geschlagen.«
    Ich senke den Blick, meine Gedanken rasen. Also hat er Elizabeth umgebracht, weil sie eine Liga-Agentin war, nicht wegen ihrer Verbindung zu seinem Sohn. Davon scheint er tatsächlich nichts zu ahnen.
    Aber er könnte es herausfinden. Ich muss also unbedingt David warnen. Elizabeth und er wären nicht hierhergekommen, wenn sie gewusst hätten, dass Gideon der Blutvater von Elizabeths Blutvater war. Jemand ziemlich weit oben in der Liga muss sorglos geworden sein oder arrogant. Oder beides.
    »Einen Penny für deine Gedanken«, sagt Gideon sanft.
    Ich zittere und blicke weiter auf den Boden vor meinen Füßen. »Ich dachte nur gerade, dass ich nicht gewusst habe, wie dramatisch ein Vampirleben sein kann. Was Anthony zugestoßen ist, ist schrecklich.«
    »Antoine.«
    »Oh. Ja. Verzeihung.«
    Gideons Schweigen scheint sämtliche Luft aus dem Raum zu saugen. Er kommt auf mich zu; er kommt näher und näher, bis seine Schuhe in mein Blickfeld geraten. Er ist jetzt keine Armeslänge mehr von mir entfernt.
    Als er zu sprechen beginnt, klingt seine Stimme leise und sanft. »Heute wirst du erfahren, dass wir mit einigen wenigen Ausnahmen keine Monster sind. Vielleicht wirst du dich dann zum Bleiben entschließen.« Als ich nicht antworte, geht er in Richtung Tür davon. »Aber, Ciara – solltest du Fluchtgedanken hegen, bedenke eines: Wenn ich dich bei Sonnenuntergang nicht in deinem Zimmer finde, wird dein Gentleman und Freund hier gepfählt. Ganz langsam. Genieße den Tag.«
    Kaum dass die Tür ins Schloss fällt und abgesperrt wird, setzt sich Jim kerzengerade im Bett auf.
    Ich schreie vor Schreck auf und verschlucke mich beinahe an meinem eigenen Atem. »Ich dachte, du würdest schlafen.«
    »Ich habe es vorgetäuscht, um das Überraschungsmoment nicht zu verlieren.«
    »Es hat funktioniert. Jedenfalls bei mir.«
    »Im Übrigen war dieses Mädchen dermaßen zugekokst, dass ich vielleicht nie wieder schlafen kann.« Mit zittrigen Händen fährt er sich durch die Locken. »Wir stecken in der Scheiße, oder?«
    »Glaubst du, Gideon weiß, wer seinen Sohn

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