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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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sich unsere Gäste nach und nach immer hübschere Zimmer erarbeiten.«
    Ich werfe einen Blick in einen Raum, der so geschmackvoll eingerichtet ist wie eine Hotelsuite in einer Vier-Sterne-Unterkunft – verglichen mit dem Rattenloch, in dem Jim und ich momentan hausen. »Was meinst du mit Punktesystem?«
    »Punkte für die Nahrung, die wir anbieten, ebenso für alle anderen Dienstleistungen wie saubere Wäsche, geputzte Zimmer, gepflegte Außenanlagen und Kinderbetreuung.«
    »Klingt nach einer Kommune.« Oder einem Gefängnis. Ich frage mich, wer von den so genannten Gästen Nummernschilder stanzen darf.
    Ned nickt, als hätte ich etwas besonders Tiefgründiges von mir gegeben. »Ja, genau, es ähnelt einer Kommune ungemein! Die Gäste unterstützen einander und unterstützen die Vampire im Tausch gegen ein Heim und ein Leben, das einen Sinn besitzt.«
    Ich trete aus der Suite wieder hinaus auf den breiten Korridor. »Können die Gäste gesammelte Punkte auch wieder verlieren?«
    Neds Fassade der Heiterkeit scheint einen Lidschlag lang zu schwanken. »Aber ja doch«, erwidert er. »Manche brauchen eben Zuckerbrot, andere die Peitsche.«
    Mir schießt die Frage durch den Kopf, was wohl passiert, wenn jemandes Punktestand unter Null rutscht. Ich entschließe mich, mir die Frage zu sparen. Wenn ich diesen Ned auf meine Seite ziehen kann, kommt er vielleicht mit mehr Infos rüber – vielleicht mit etwas, das es mir ermöglicht, uns aus der Scheiße hier herauszuholen.
    Wir gelangen an die Treppe. Zu meiner Erleichterung geht es nach oben, nicht nach unten. Aber Lawrence ist immer noch hinter uns.
    »Wo schlafen denn die Vampire tagsüber?«, frage ich Ned.
    »Im untersten Geschoss. Das ist aber nicht Teil dieser Führung.«
    Am Treppenkopf angelangt, liegt das weitläufige Erdgeschoss vor uns. Auf einem kuschelig-kleinen Sofa rekelt sich ein Typ in meinem Alter in den Armen einer älteren Frau mit knallrot angemalten Lippen.
    »Wir gehen weiter«, instruiert mich Ned. »Hier gibt’s gerade einen kleinen Snack vor dem Zubettgehen.«
    Die Frau beugt sich zum Hals des jungen Mannes hinunter. Erst da geht mir auf, dass es kein Lippenstift ist, der ihr die Lippen so rot färbt. Anstatt zu schreien, sitzt der Typ einfach nur da und schaut sich den allmorgendlichen Live-Talk Regis and Kelly auf dem Schwarz-Weiß-Gerät vor ihm an. Der Typ könnte genauso gut Blutspender beim Roten Kreuz sein.
    Ned und ich steigen in den ersten Stock hinauf. Dieses Mal bleibt Lawrence am Fuß der Treppe zurück. Ich kann gerade noch beobachten, wie er mit ausgefahrenen Fangzähnen auf das kleine Sofa zugeht.
    Ned hat es, mit mir im Schlepptau, plötzlich sehr eilig, die Treppe hinaufzukommen. Kurz bevor die nächste Tür hinter uns zufällt, höre ich Schreie aus dem Wohnzimmer im Erdgeschoss kommen.
    Mir stellen sich die Nackenhaare auf. »Was war denn das?«
    Ned zuckt mit den Schultern. »Mit dem Rang wachsen eben die Privilegien. Wie wär’s mit Frühstück? Iss doch ruhig noch was, solange du es noch genießen kannst.«
    Mein Magen rebelliert, was mir verrät, dass die letzte Mahlzeit, die ich genießen konnte, schon lange hinter mir liegt.
    Ned führt mich in eine helle Küche. An der Theke sitzen eine Frau in den Dreißigern und ein Junge im Teenie-Alter beim Frühstück. Beide beobachten mich mit besorgten Mienen. Dann nehmen sie ihre Teller und verziehen sich auf die rückseitige Veranda.
    »Keine Sorge, die Leute hier werden dich freundlicher aufnehmen, sobald du zu bleiben entschlossen bist. Nicht, dass sie dann noch eine Wahl hätten.« Mit übertrieben schwungvoller Geste öffnet Ned den Kühlschrank. Einen Kühlschrank, der so mit Nahrungsmitteln vollgestopft gewesen ist, habe ich seit dem Jahrtausendwechsel nicht mehr gesehen. Das war beim letzten Thanksgiving, das ich bei meinen Pflegeeltern verbracht habe. »Das meiste an Obst und Gemüse bauen wir selbst an«, erklärt mir Ned. »Auf diese Weise lassen sich die Fahrten zu einem der rund um die Uhr geöffneten Supermärkte unten in Frederick auf ein erträgliches Maß reduzieren. Die Vampire eskortieren uns nämlich, wann immer wir das Refugium verlassen.« Halb geht, halb schlittert er hinüber zur Theke und zieht eine Stoffserviette von einer großen Servierplatte. »Wir backen sogar unser eigenes Brot.«
    Auf der Platte stapeln sich, sicher einen halben Meter hoch, Bagels. Ned greift sich einen und zerteilt ihn mit den Fingern in eine obere und eine untere Hälfte. Aha,

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