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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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relative Dunkelheit des Hausinneren zurück. Mehr als einen Schopf dichtes, weißes Haar habe ich nicht erkennen können.
    Ich drehe mich wieder zu Ned um. »Wer war denn das?«
    Er schaut an mir vorbei auf die Veranda. Dann zuckt er mit den Schultern. »Ich habe niemanden gesehen.«
    »Ich auch nicht«, setzt Ellie mit fester Stimme hinzu. »Könnte ein Geist gewesen sein.« Sie lacht. »Aber keine Sorge, die tun nichts. Geister stören hier niemanden, und schon gar nicht die Vampire.«
    Ich starre zur Verandatür hinüber. Geist oder nicht – und ich setze mein ganzes Geld auf nicht –: irgendetwas an dem Typen, und ich habe keine Ahnung was, hat mir nicht gefallen.
    Nach dem Mittagessen, das ich nicht gegessen habe, und dem surrealsten Badminton-Spiel der Welt, bei dem ich nicht mitgemacht habe, liefert mich Ned wieder in meinem Zimmer ab.
    Jim, so stelle ich fest, schläft. Er liegt auf der Seite des Bettes, die zur Tür zeigt, hat mir also reichlich Platz auf der sicherer erscheinenden Seite gelassen. Dieser plötzliche Anfall von Ritterlichkeit weckt gleich mein Misstrauen. Aber ständig in Angst zu sein hat meine Batterien ziemlich erschöpft. Zumindest für ein paar Minuten, ehe ich mich wieder in meine Ecke zurückziehe, will ich mich auf dem Bett ausstrecken.
    Sobald ich auf dem Rücken liege, spüre ich, wie meine Beine und Arme schwer werden und tief in die herrlich weiche Matratze einsinken. Mir fallen die Augen zu. Vielleicht nicht so schlecht. Wenn ich jetzt ein bisschen döse, dann bin ich gleich viel wacher und schneller auf dem Sprung, wenn’s nötig …
    Ich fahre aus dem Schlaf hoch und bemerke, dass Jim mich beobachtet. Er liegt auf der Seite, den einen Arm unter dem Kopf, den anderen angewinkelt. Mir gelingt es gerade noch, einen Schreckensschrei zu unterdrücken.
    »Was ist?« Ich stelle die Frage so ruhig, wie es mir nur möglich ist.
    »Ich habe nachgedacht.« Mit Daumen und Zeigefinger fährt er eine Falte in der Bettdecke genau zwischen ihm und mir entlang. Keinen Augenblick lässt er mich dabei aus den Augen. »Wenn du schon ein Vampir werden sollst, könnte ich dich verwandeln. Gleich jetzt.«
    Ich zwinge meine Muskeln, nicht einmal zu zucken. »Lass nur, ist nicht nötig. Echt.«
    Er zieht die Augenbrauen zusammen. »Dir ist Gideon als Blutvater lieber als ich? Du wählst ihn vor mir?«
    »Nein.« Wahrscheinlich nicht. »Ich wähle das Leben, so abgedroschen das klingen mag.«
    »Aber was, wenn David den erforderlichen Beweis nicht erbringt oder Gideon nicht zufrieden damit ist?«
    »Das riskiere ich.«
    »Okay.« Für die Dauer eines Lidschlags senkt Jim den Blick. Aber noch ehe ich wegschauen kann, richtet er seinen Blick auch schon wieder auf mich, schlägt mich damit in seinen Bann. »Ich hab’s schon mal gemacht, weißt du?«
    »Wie oft?«
    »Öfter, als ich zählen kann.«
    Ich kämpfe darum, langsam und gleichmäßig zu atmen. »Haben alle es gewollt?«
    Jims Blick wandert zu einem Blutfleck auf seinem Kissen. »Manchmal«, sagt er leise, »passiert’s, wenn ich trinke, dass ich ein bisschen … zu gierig werde.« Er schweigt einen Moment lang, damit die letzten Worte Zeit haben, einen bleibenden Eindruck in meinem schockierten Verstand zu hinterlassen. »Dann bleibt mir nur eines – sie entweder zu verwandeln oder sterben zu lassen.«
    »Und wofür entscheidest du dich in der Regel?«
    »Für das, was sich richtig anfühlt.« Jim nimmt meinen Arm und dreht die blasse Unterseite nach oben. Am liebsten hätte ich meinen Arm weggerissen. Aber ich weiß nur zu gut aus meiner Erfahrung mit Shane, was es mir einbringt, wenn ich mich wehre.
    »Lass das.«
    Ich bin selbst überrascht, wie fest und bestimmt meine Stimme klingt. Jim lässt meinen Arm los, entschuldigt sich aber nicht.
    Ohne ihn aus den Augen zu lassen, schlüpfe ich aus dem Bett.
    »Was stimmt denn nicht?«, fragt er.
    »Du machst mir Angst.«
    Jim streckt das eine angewinkelte Bein aus, dorthin, wo ich eben noch gelegen habe. »Ich?«
    Er gibt sich unschuldig und überrascht. Ich denke daran, dass Jim Morrison auf der Bühne stand und sang, während Jim zum Vampir wurde. Jetzt scheint echt der Geist des Lizard King durch ihn zu sprechen.
    Gerade in diesem Augenblick geht die Tür auf. Noch nie zuvor war ich so froh, Lawrence zu sehen.
    »Sechs-Uhr-Nachrichten«, verkündet er.
    Lawrence lässt Jim und mich den Gang hinunter und dann eine Treppe tiefer ins erste Untergeschoss marschieren. Auf der Mattscheibe des

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