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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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Kaffeebecher in Richtung Tür. »Könnte deine letzte Gelegenheit für ein Sonnenbad sein.« Von einem Garderobenhaken neben der Tür fischt Ned sich eine Baseball-Mütze von den Chicago White Sox herunter. »Eines der Dinge, die mir am besten daran gefallen, ein Vampir zu sein, ist, dass man nicht mehr über so etwas wie Hautkrebs auf der ungeschützten Kopfhaut nachdenken muss.« Ned setzt sich die Mütze auf und schiebt die Terrassentür auf.
    Morgendliche Schwüle hüllt uns ein wie eine Decke, als wir auf die schmale Holzveranda treten. Die Frau und der Teenie aus der Küche sitzen an einem runden, weiß lackierten Tisch aus Schmiedeeisen. Sie vermeiden es, mich anzusehen. Aber ich kann spüren, wie sich mir ihre Blicke in den Rücken bohren, als ich hinunter in den großen Hinterhof trete.
    »Ellie ist freundlicher.« Ned zeigt mit ausladender Geste zum Spielplatz hinüber. Dort ist eine junge Frau dabei, einem Jungen Hilfestellung zu geben, der sich am Klettergerüst entlanghangelt. »Du hast es geschafft!« Sie reißt ihn in eine Umarmung und setzt ihn dann auf dem Boden ab. Das orangefarbene TShirt des Jungen rutscht ihm hoch, als er am Körper der Frau hinunter auf den Boden gleitet. Ich kann nicht anders: Ich halte sofort Ausschau nach Bisswunden. »Jetzt geh und spiel ein bisschen im Sandkasten. Mommy muss sich mit Neddy unterhalten. Versuch bitte, dieses Mal keinen Sand in die Hose zu bekommen, ja?«
    Ned stellt uns einander vor. Ellie schüttelt mir die Hand. »Ein Neuzugang?«
    »Über Gideon«, sagt Ned zu Ellie. Die Betonung liegt auf dem Namen ihres spirituellen Führers. Dann wendet Ned sich an mich. »Du kannst Ellie alles fragen, was dir einfällt.«
    Ich suche nach einer Frage, die diplomatisch erscheint, deren Beantwortung mir aber neues Wissen liefert. »Wie hast du den Weg in Gideons Refugium gefunden?«
    »Ich war auf Sozialhilfe angewiesen.« Sie steckt eine blond gelockte Strähne wieder unter die Plastikhaarspange, die ihr den Pony aus dem Gesicht hält. »Um genau zu sein, stand ich kurz davor, keine Leistungen mehr zu bekommen. Aber ich konnte einfach keinen Job finden. Ich bin Blut spenden gegangen, um Geld für Lebensmittel zu kriegen. Dort haben mich Gideons Leute aufgelesen.« Lächelnd lässt sie den Blick über ihre Umgebung schweifen. »Jetzt habe ich ein Dach über dem Kopf und genug zu essen, einen Ort, an dem mein Kind sicher ist, und ein Ziel im Leben. Und kostenlose Hepatitis-Impfungen.«
    »Ein Ziel im Leben? Vampire mit Blut zu versorgen bedeutet ein Ziel im Leben zu haben?«
    »Teil einer Gemeinschaft zu sein ist es. Etwas zur Gemeinschaft beizutragen.«
    Ned schlürft seinen Kaffee. »Ellie gibt den Kindern hier Hausunterricht.«
    Meine Gedanken rotieren. »Ihr habt hier eine Schule?«
    »Wir können doch die Kinder nicht wie kleine Wilde aufwachsen lassen«, meint Ellie mit einem Lachen. »Obwohl ihnen das bestimmt sehr viel mehr Spaß machen würde.« Ihr Blick wandert zu ihrem kleinen Jungen hinüber. »Trevor ist natürlich noch zu klein. Aber wir haben hier sechs schulfähige Kinder, von sieben bis vierzehn Jahren.«
    »Was passiert, wenn sie groß sind, volljährig?«, will ich von Ellie wissen. »Werden sie dann … Gäste?« Ich blicke Ned an. Mit einem Mal bin ich es leid, meine Feindseligkeit zu verbergen. »Oder wartet Gideon nicht einmal so lange, um von ihnen zu trinken?«
    Ned umfasst den Kaffeebecher mit beiden Händen. Die Geste wäre eines Predigers würdig. »Gideon respektiert in hohem Maße Familie und Familienbande.« Ned neigt den Kopf ein wenig zur Seite. »Er hat mir erzählt, er hätte mit dir über seinen Sohn Antoine gesprochen.«
    Mir ist klar, dass Ned mir auf meine Frage keine Antwort gegeben hat. »Was hat das mit diesen Kindern zu tun?«
    »Ciara.« Ellie hakt die Daumen in die Gürtelschlaufen ihrer Jeans und schenkt mir einen milden, gütigen Blick. »Es ist in Gideons ureigenem Interesse, dass wir bei Gesundheit bleiben und glücklich sind.«
    »Weil ihr alle dann besser schmeckt. Wie Biohühnchen.«
    Die beiden Gideonisten blinzeln nicht einmal. Sie lächeln, höchst ausdauernd. Allerdings hat ihr Lächeln jetzt etwas Mitleidiges.
    »Du wirst das alles sicher bald verstehen«, meint Ned.
    Ich wende mich ab, ehe mir noch so ein Kommentar herausrutscht.
    Die Frau und der Teenie sitzen nicht mehr auf der Veranda. Aber ein großer, sehr dünner Mann steht hinter der Scheibe der Schiebetür. Rasch wendet er sich ab und zieht sich in die

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