Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
Vom Netzwerk:
wie eine Düsenjäger-Staffel, die einen einsamen Jet ausgemacht hat und verfolgt.
    Neben mir eine Bewegung: Es ist Shane, der sich lautlos und schnell zwischen mir und den Kleinstadt-Gang-Weibern positioniert.
    Lässig rutsche ich von der Bank hinunter. »Ich kann selbst auf mich aufpassen.«
    »Allein gegen neun?«
    »Was sollen die mir schon … heilige Scheiße!«
    Jolene schwingt ein Messer mit gezackter Klinge. Ich erkenne es als das, was Lori benutzt, um Früchte für die Cocktails zu schneiden. Immer noch zieren Schokoladenflecken Jolenes nasses Tank-Top.
    Ich wende mich Shane zu. »Lass mich das Reden übernehmen, nicht dein Testosteron! Ich möchte hier nichts lostreten, dem Blutvergießen und eine Gefängniszelle folgen.«
    Er verschränkt die Arme vor der Brust und stellt sich breitbeinig neben mir auf. »Ich bin jedenfalls da, wenn du mich brauchst.«
    Der Schwarm bleibt genau vor uns stehen. Die Brautjungfern imitieren sogleich Shanes Defensivhaltung. Ich frage mich, ob sie alle Barzubehör als Waffen dabeihaben, Eiszangen vielleicht oder einen Messbecher aus Metall. Ich verspüre wenig Lust, mich mit einem Barsieb verprügeln zu lassen.
    Jolene fuchtelt mit dem Messer vor meiner Nase herum. »Du hast meine Party ruiniert. Das wirst du büßen, ihr beide werdet mir das büßen!«
    »Ich habe mich doch entschuldigt. Was willst du noch von mir?«
    »Ich will dein TShirt.«
    Mein rotes Lieblingsshirt? Das kann sie vergessen! »Es wird dir nicht passen.«
    Sie kommt einen Schritt auf mich zu. »Was meinst du mit ›es wird nicht passen‹?«
    »Es wird dir nicht passen, weil ich …«, das Gegenteil von einem ausgewachsenen Kalb bin, »… weil ich kleinere Brüste habe.«
    Jolene begutachtet meine Figur; ihr Blick zeigt wachsenden Zweifel. »Gib es mir trotzdem!« Wieder fuchtelt sie mit dem Messer herum, allerdings schon mit weniger Überzeugungskraft als zuvor.
    »Dann gib mir deins! Wir tauschen.«
    Sie packt den Saum ihres Tops. »Aber meine beste Freundin hat es für mich gemacht.«
    »Ich schick es dir morgen mit der Post zurück.«
    »Gib mir einen Grund, warum ich dir trauen sollte!«
    »Du weißt, wo ich arbeite.« Ich hoffe, Shane lässt mich jetzt nicht hochgehen, weil er mir einen fragenden Blick zuwirft. »Warum im Übrigen sollte ich ein Zukünftige-Braut-Shirt behalten wollen? Ich bin nicht verlobt. Das wäre, als würde ein Red-Sox-Fan eine Yankee-Kappe klauen.«
    Das vorgebrachte Argument hat gerade genug Logik für einen alkoholbenebelten Verstand. Langsam nickt Jolene; ihr Blick bekommt etwas Verletzliches. »Versprochen, dass du es mir schickst?«
    »Ja, klar, per Express. Können wir jetzt von der Straße runter? Jemand könnte sie zum Autofahren benutzen wollen.«
    Wir gehen in den kleinen Park vor der Bibliothek. Ich deute auf zwei kleine Gebüsch-Gruppen, die sich am Weg gegenüberstehen. »Wir können uns hinter den Büschen da umziehen. Shane macht den Überbringer.«
    Jolene strahlt bei dem Gedanken, er könne sie halbnackt sehen. Sie beeilt sich, hinter dem Gebüsch auf der rechten Seite zu verschwinden. Ich sammle Bier und Popcorn von der Bank und ziehe mich dann hinter das andere Gebüsch zurück. Die Schlägertruppe der Braut hält Wache.
    Ein paar Minuten später erscheint Shane mit dem weißen Top.
    »Was hat so lange gedauert?«, frage ich ihn.
    »Die Umstände haben mehr Zeit erfordert.« Er dreht sich zur Straße um, als sich ein Auto nähert. »Cops!«
    Und tatsächlich: Ein Scheinwerferlicht streift über die Klinkerfassade der Bibliothek, dann hält der Lichtkegel inne. Mit dem typischen Geräusch wird eine Autotür geöffnet.
    Ich schnappe mir die Tragetasche und haste davon, vom Bibliotheksgebäude fort in Richtung Parkplatz. Obwohl ich wegen meines Herzschlags Shanes Schritte nicht hinter mir hören kann, weiß ich genau, dass er da ist. Sein Schatten hält mühelos mit meinem Schritt.
    Der Kiesweg windet sich den Hügel hinunter und um das Gebäude herum. Beinahe wäre ich gegen eine hüfthohe Absperrung gerannt, die Skateboarder davon abhalten soll, ungebremst in die Autos auf dem Parkplatz zu rasen. Mit der Leichtigkeit eines Olympia-Hürdenläufers springt Shane über die Barriere.
    »Wohin jetzt?«, fragt er.
    Ich schätze, ich nehme ihn jetzt wohl mit nach Hause. Ich will ihm gerade mit einem Wink zeigen, er solle mir folgen, da bemerke ich, was er immer noch in der Hand hält.
    Von der anderen Seite des Gebäudes kreischt Jolene meinen Namen gefolgt von

Weitere Kostenlose Bücher