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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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einer langen Schimpftirade, die gipfelt in: »Du raffgierige, hinterhältige, Tops-abziehende Schlampe!«

4
    Just what I Needed
    »Wir sollten dem Bier erst mal ein bisschen Ruhe gönnen.« Ich packe das Sixpack in meinen Kühlschrank. »Ist ja ziemlich durchgeschüttelt worden, als wir uns von den Cops abgesetzt haben.«
    Shane reicht mir Jolenes Top. Ich stecke den Stöpsel in die Küchenspüle und drehe den Kaltwasserhahn auf.
    »Ich hoffe, sie hat es nicht schon mit warmem Wasser versucht. Das konserviert die Flecken nur.« Ich weiche das Top ein und reibe vorsichtig über die braunen Flecken. »Das Top ist mir eigentlich zu groß. Aber ich könnte ja drin schlafen.«
    »Du hast doch gesagt, du würdest es ihr schicken.«
    »Hat sie mir etwa ihre Adresse gegeben? Na bitte! He, was meinst du, was sie mit ›ihr beide werdet mir das büßen‹ wohl gemeint hat?«
    Shane gibt das Geräusch-Äquivalent eines Achselzuckens von sich.
    Ich streiche über mein Haar und zwirble es im Nacken zusammen, ehe ich es wieder über meine Schultern fallen lasse. »Tut mir leid, dass es hier drin so heiß ist. Nur das Schlafzimmer hat ein Klimagerät.« Ich frage mich, ob Shane jetzt vielleicht meint, meine letzten Worte seien eine versteckte Aufforderung gewesen. Ich frage mich selbst, ob sie das waren.
    Er scheint mich aber gar nicht gehört zu haben. Er ist nämlich damit beschäftigt, sämtliche Wände nervös mit den Augen abzusuchen.
    »Ich wohne allein hier, wenn es das ist, was dich beunruhigt.«
    Shane setzt ein verlegenes, schiefes Lächeln auf. »Ich wollte, ähm, … ist auch egal.«
    »Wonach hast du gesucht?«
    Er reibt sich über den dunkelblonden Drei-Tage-Bart. »Kruzifixe?«
    Ich lache. »Mach dir keine Sorgen!«, versichere ich ihm im dramatischen Flüsterton. »Es gibt keine Kruzifixe hier.«
    Er entdeckt das mit Fotos vollgestopfte Album, das auf dem Couchtisch liegt. »Darf ich da mal reinschauen?«, fragt er mit der ungeduldigen Wissbegier eines Kindes.
    »Na klar.« Kein Kerl je zuvor hat sich mein Fotoalbum zu Gemüte führen wollen. Ich knipse die Leselampe an und geselle mich zu Shane auf die Couch. Mit großer Geste schlägt er das Album auf, so als enthalte es die Geheimnisse des Lebens.
    »Wessen Hunde sind denn das?«
    »Eigentlich nicht meine. Ich habe damals bei einer Gruppe mitgemacht, die streunende Tiere rettet. Ich war Hundepatin. Das heißt, ich habe Geld für diese Hunde gespendet, damit sie im örtlichen Tierheim bleiben können und nicht im Tierasyl landeten, wo man sie vielleicht eingeschläfert hätte.« Ich blättere um. Die nächste Seite zeigt, ziemlich unscharf, ein großes weißes Etwas. »Das ist Banjo. Letzte Woche hat er sein letztes Heim gefunden.«
    Shanes Augen werden groß. »Ist er gestorben?«
    »Nein, er wurde vermittelt und hat jetzt ein neues Zuhause. Samstags war ich immer im Tierheim und hab ihn trainiert, ihm beigebracht zu gehorchen, damit er leichter zu vermitteln ist. Heutzutage reicht es nicht mehr, einfach nur niedlich zu sein.«
    Shane wirft mir einen amüsierten Seitenblick zu, und ich frage mich erneut, was er glaubt, wovon ich spreche. »Das ist wirklich nobel von dir.«
    »Nein.« Ich lasse das Album los. »Ich wollte mir nur selbst beweisen, ich sei ein guter Mensch.«
    »Blödsinn. Deiner Wohnung nach zu urteilen,kannst du dich selbst kaum ernähren, geschweige denn ein Rudel Hunde.«
    »Was ich zum Überleben brauche, besorge ich mir schon.«
    Dieses Mal sieht er mich lange an. »Zum Beispiel durch einen Job bei einer Mega- PR -Agentur in D. C.?«
    Sein Röntgenblick treibt mich vom Sofa hinunter und davon in Richtung Kühlschrank. »Das Bier wird jetzt wohl lange genug gestanden haben.«
    Ich höre, wie Shane mehrere Seiten voller Hundebilder durchblättert, während ich zwei Flaschen Bier von ihren Kronkorken befreie. Aus einem Flaschenhals schäumt das Bier heraus. Das meiste davon kann ich mit dem Mund auffangen. »Willst du ein Glas?«
    Keine Antwort. Ich schaue hinüber zu Shane und sehe, dass er an einer Seite mit Fotos hängengeblieben ist.
    »Sind das Sonnenauf- oder -untergänge?«, fragt er.
    »Beides.« Ich kehre zum Sofa zurück und stelle die Bierflaschen auf den Tisch. Zwei ungeöffnete Briefe dienen als Bierdeckel. »Mein Schlafzimmer liegt im Norden, also sehe ich im Sommer die Sonne über dem Campus aufgehen.«
    »Dann bist du also ein Morgenmensch.«
    »Ich bin ein Morgenmensch und ein Nachtmensch. Ich muss also ein Mensch der kurzen

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