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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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können.« Vorsichtig bewegt David mein Knie, um meine Schenkel weiter auseinanderzudrücken. »Aber sobald man fünfundzwanzig oder dreißig Jahre ältere Vampire betrachtet, wie beispielsweise Jim oder Noah, sind diese … abwesender. Unausgeglichen.«
    »Aber wie verhindert der Sender, dass es …«, beinahe hätte ich ›unseren Vampiren‹ gesagt, »… Ihren Vampiren nicht ebenso ergeht?«
    »Die Musik verbindet die DJ s mit der Vergangenheit, mit ihrer Lebenszeit, und die Nachrichten und Wetterberichte, die sie verlesen müssen, verbinden sie mit der Gegenwart.« Er neigt den Kopf zur Seite. »Zumindest oberflächlich.«
    »Und wo sind all diese anderen Vampire, die immer schwächer werden und zugrunde gehen?«
    »Überall.« David fischt eine winzige Schere aus dem chirurgischen Nähset. »Aber soweit ich weiß, sind unsere sechs die einzigen in Sherwood.«
    Mir entgeht nicht, dass er ›unsere‹ gesagt hat. »Hängen Vampire denn gewöhnlich in Gruppen herum wie die DJ s des Senders?«
    »Manche sind Einzelgänger. Aber die meisten versuchen, eine Gruppe von Gleichgesinnten zu finden.« David macht einen raschen Schnitt mit der kleinen Schere. »Es gibt eine große Gruppe draußen in den Bergen, knapp eine Stunde von hier. Die sind allerdings ziemlich fanatisch, wenn es darum geht, unter sich zu bleiben.«
    Er bedeckt die genähte Wunde mit einem großen Wundpflaster. »Fertig.« Dann gibt er mir eine Tube mit Schmierzeugs und ein Päckchen Antibiotika. »Nehmen Sie jetzt die erste von den Tabletten und sorgen Sie dafür, dass die Wunde zumindest einen Tag lang trocken bleibt!«
    Ich lese die Hinweise auf den Verpackungen. »Ich bin echt ein Idiot! Gestern Abend habe ich keine Sekunde darüber nachgedacht, dass ich eine Infektion bekommen könnte.«
    »Schockzustände führen beim Menschen zeitweise zum Verlust jeglicher Intelligenz. Aber machen Sie sich keine Sorgen – Vampire sind genau genommen ja tot, daher sind in ihrem Speichel keine Bakterien.« David begutachtet meine schmuddelige Couch. »Obwohl sich die Wunde die Nacht über durchaus hätte entzünden können. Falls Sie Fragen haben oder Probleme auftreten, die Tür zu meinem Büro ist immer … okay, eigentlich ist sie immer geschlossen. Aber Sie brauchen nur zu rufen.«
    Ich schnaube höhnisch. »Beim Sender lasse ich mich bestimmt nicht mehr blicken!«
    »Werden Sie doch.« Er schließt den Reißverschluss der roten Tasche. »Entweder das, oder Sie leiern weiterhin alten Damen den letzten, mühsam ersparten Cent aus dem Kreuz.«
    Plötzliche Kälte wandert meine Wirbelsäule hinauf und breitet sich im ganzen Körper aus. Woher weiß er …?
    Die Liga! Eine Gruppierung wie diese dürfte Zugang zu mehr Daten haben als Hinweise im polizeilichen Führungszeugnis oder Auskünfte über Kreditwürdigkeit.
    Ich starre David an und wünschte, ich bekäme auch nur ein Wort heraus.
    »Aber ich glaube, das liegt hinter Ihnen, Ciara. Ich glaube, Sie sind bereit, Ihre Talente einem besseren Nutzen zuzuführen.«
    Meine Stimme ist leise. »Ich habe noch nie alte Damen bestohlen. Nicht ein einziges Mal!«
    »Alle Räuber, im Tier- wie im Menschenreich, suchen sich die Schwachen und Hilflosen aus.« David sammelt die Handschuhe ein, die Schüssel, die blutigen Waschlappen, und das alles mit solcher Beiläufigkeit, als sprächen wir wie Baseball-Fans über das letzte Spiel der Baltimore Orioles. »Warum sollten Sie anders sein?«
    Ich ziehe die Decke über mich, bis hoch unters Kinn. »Wer sonst weiß davon?«
    »Nur die Eigentümerin und ich.« Er trägt die OP -Utensilien hinüber zur Spüle in der Küche. »Bis jetzt.«
    Ich unterdrücke ein Schaudern. »Sie erpressen mich also, damit ich für Sie arbeite.«
    Da blickt er hoch, überrascht. »Nein. Das ist allein Ihre Entscheidung. Aber Sie brauchen einen richtigen, echten Job, und wir brauchen jemanden, der verkaufen kann.«
    »Der mit allen Wassern gewaschen ist und anderen den letzten Cent abschwatzt.«
    »Wie auch immer Sie es ausdrücken möchten.« David dreht den Wasserhahn auf und schrubbt sich die Hände. »Der Punkt ist doch der, dass unsere Interessen übereinstimmen.«
    Die Bemerkung über die alten Damen rast wie ein Querschläger durch meine Gehirnwindungen, jede Bandenberührung ist ein schmerzhafter Stich in mein Ego.
    »Sie glauben wohl, Sie wüssten alles über mich.« Meine Stimme klingt so kühl, wie sich meine Haut anfühlt. »Sie haben nicht die geringste Ahnung.«
    »Mag sein. Aber ich

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