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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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richten wir uns nach den bürgerlichen Dämmerungsphasen, nicht nach Sonnenauf- und -untergang.«
    Ich hatte in der Fibel davon gelesen, hatte es aber im Kopf durcheinandergebracht. »Was war gleich wieder bürgerliche Dämmerung?«
    »Die bürgerliche Dämmerung ist die Zeit zwischen Sonnenuntergang und dem Zeitpunkt, wo die Mitte der Sonnenscheibe sechs Grad unter dem Horizont steht – etwa ab da brauchen Menschen künstliches Licht, um etwas zu sehen. Der Sonnenuntergang selbst dauert in unseren Breiten etwa vier Minuten, die bürgerliche Dämmerung neununddreißig. Die halbe Stunde mehr bringt’s da wirklich.«
    »Was passiert denn, wenn Sonnenlicht auf eure Körper trifft?«
    Shane fährt mit dem Daumen über den Rand seines Glases, während er nachdenkt. »Hast du dir jemals einen Splitter unter den Fingernagel gerammt?«
    Ich zucke zusammen. »Autsch, ja.«
    »Also, so ist es nicht.«
    Ich gebe ihm das anerkennende ha-ha, auf das er spekuliert hat. Aber ich möchte das Thema nicht fallenlassen. »Drück dich jetzt nicht vor einer klaren Antwort! Also: Was passiert, wenn euch ein Sonnenstrahl erwischt?«
    »Dasselbe, was passiert, wenn uns Feuer berührt.«
    Sein Blick wird mit einem Mal unstet, verliert sich im Nirgendwo. Er wischt sich mit der Hand über die Stirn.
    Ich muss noch einmal nachbohren. »Also: Was passiert?«
    Er richtet seine Konzentration wieder ganz auf mich. »Wir verbrennen.«
    »Aber im Feuer verbrennt doch jeder.«
    Er schüttelt den Kopf. »Menschen brennen wie Holz, Vampire wie Papier. Wir besitzen Selbstheilungskräfte, die wir nach einem kurzen Kontakt mit Sonnenlicht oder Feuer einsetzen können. Außerdem können wir umso mehr Sonnenlicht oder Feuer vertragen, je älter wir sind. Du würdest dich wundern, wenn du wüsstest, wie oft Regina und Jim ihre Fingerspitzen regenerieren müssen, nur weil sie es nicht lassen können zu rauchen.«
    »Heftig!« Ich nehme mir eine Handvoll Popcorn. Shane, so bemerke ich, hat es bisher nicht angerührt. »Esst ihr eigentlich?«
    »Man muss, wenn man nicht auffallen will. Aber feste Nahrung hat etwas ganz schön Fades, wenn man tot ist. Alles schmeckt ziemlich britisch.« Er hebt sein Pint. »Flüssigkeiten sind okay, jedenfalls wenn der Geschmack intensiv genug ist – zum Beispiel so ein kräftiges Ale oder ein trockener Wein oder ein starker Kaffee. Deren Wirkstoffe, Alkohol, Koffein, haben auch noch Einfluss auf unseren Organismus, aber nicht so einen starken wie bei einem menschlichen Körper.«
    »Und was hat es auf sich mit Vampiren und Knoblauch?«
    »Unser Geruchssinn ist sehr hoch entwickelt. Daher können uns Nahrungsmittel, die wir im Atem oder auf der Haut von Menschen riechen, zu schaffen machen. Man bekommt kein Blut ohne Schweiß, verstehst du?« Shane nimmt einen Schluck von seinem Bier. »Mir macht Knoblauch nicht so viel aus. Spargel hingegen …« Er verzieht angeekelt das Gesicht.
    »Was ist mit dem Blut aus Blutbanken? Da ist doch kein Schweiß dran, wie schmeckt das denn so?«
    »Abgestanden, wie drei Tage alte Pizza. Es ist auch nicht so gesund wie frisches Blut. Also ist das nur eine Lösung, wenn man faul oder verzweifelt ist.«
    Ich kaue eine weitere Handvoll Popcorn und denke über die letzten Ereignisse nach. »Hast du je Menschen gebissen?«
    »Klar doch.«
    »Tust du das, nachdem … ich meine, als du mich gebissen hast, da waren wir gerade …«
    Er wendet den Blick ab, als suche er hastig nach einer Möglichkeit, mir die Antwort schuldig zu bleiben.
    »Du hast mir versprochen, du würdest ehrlich antworten!«
    Er nimmt einen langen Schluck von seinem Bier und wischt sich mit dem Handrücken über den Mund. »Blut schmeckt beim Orgasmus besser. Beim Orgasmus des Menschen, nicht meinem.«
    »Oh.« Mein Hals wird schlagartig heiß. Ich lasse mir das Haar ins Gesicht fallen, um diesen Umstand zu verbergen. »Und wenn du von Männern trinkst …«
    »Das kommt ganz darauf an.«
    »Auf was?«
    »Die Umstände. Oder den Typen. Bei manchen bring ich’s kaum über mich, denen meine Zähne in den Hals zu schlagen, geschweige denn …« Er schiebt sein Glas auf dem Tisch hin und her. Es sieht fast aus, als umreiße er ein Schlachtfeld. »Wenn die Chancen gleich gut stehen, bevorzuge ich Frauen. Aber wir können es uns nicht leisten, wählerisch zu sein. Ein konsequent hetero oder konsequent schwuler Vampir endet als konsequent unterernährter Vampir.«
    »Wie lange kannst du es denn aushalten, so ohne Blut?«
    Shane lässt

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