Roman
sagt sie: »Ich habe gerade erst den Teppich reinigen lassen. Zieht also bitte eure Schuhe aus und geht über das ausgelegte Papier.«
Wir tun, wie verlangt, staksen von einem weißen Blatt Papier zum nächsten, als ob wir auf Steine träten, um einen Bach zu überqueren. In der Luft hängt ein leichter Seifengeruch. Shane hält sich die Hand vor die Nase. Chemische Reinigungsprodukte müssen für seinen gesteigerten Geruchssinn unerträglich sein.
Glücklicherweise scheinen die Teppiche auf der Treppe und im oberen Stockwerk schon wieder trocken zu sein. Wir gehen an einem dunklen Raum vorbei, dessen Tür nur angelehnt ist, und betreten dann am Ende des Flurs ein großes Schlafzimmer.
Was ich dort sehe, lässt mich sehnsuchtsvoll seufzen. Über einem riesigen Bett aus edler Eiche wölbt sich eine hohe Decke. Sie ist in einem Pfirsichton gestrichen, der eine Nuance dunkler ist als die Wände. Eine hohe Stehlampe taucht das Zimmer in das sanfte Licht einer dieser teuren Tageslicht-Birnen.
»Setz dich!« Mit einer Handbewegung deutet sie auf eine in die Fensterbank eingebettete Sitzgelegenheit. Die Polster hier sind mit grünem Samt bezogen. Ich gehorche und setze mich. Mein Glas stelle ich auf einen geschmackvollen Tisch aus Schmiedeeisen. Ich habe das Gefühl, völlig fehl am Platz zu sein. Daher wende ich den Blick ab und schaue aus dem Fenster in den hinteren Garten. Ein kaum erkennbares Gebilde befindet sich neben einem Blumenbeet, das von weißen Steinen eingefasst ist.
»Willst du nun zuschauen oder nicht?«
Die Stimme der Frau bringt mich dazu, meine Aufmerksamkeit wieder auf das Schlafzimmer zu richten. Die Brünette bedenkt mich mit einem scharfen Blick. Ich lehne mich an die Wand zurück und strecke meine Beine auf den Samtkissen aus. Jetzt lächelt unsere Gastgeberin.
»Ja, mach es dir bequem. Und sei still!«
Plötzlich wünsche ich mir, es wäre bereits alles vorbei.
Sie durchquert den Raum in Richtung Shane. Bei jedem Schritt umschmeichelt das rote Kleid ihre Schenkel. »Nimm den Hals!«
»Nein.« Mit den Fingerspitzen fährt Shane von ihrem Hals die Schulterlinie entlang. Sie erschauert. »Es ist Sommer. Da kannst du die Male nicht verstecken. Ich mach’s lieber hier.« Er lässt die Hand über ihre Taille gleiten, bis zu einem Punkt oberhalb ihres linken Hüftknochens.
»Was immer du für das Beste hältst.« Sie bewegt sich auf den Nachttisch zu. »Ich vertraue dir.«
Sie schnippt mit den Fingern, und der CD -Player geht an. Ein sinnliches Instrumentalstück, sehr saxophonlastig, füllt den Raum. Es ist der warme, satte Klang eines Baritonsaxophons.
Shane sieht mich lange an, als wolle er mich in seinem Gedächtnis speichern. Dann widmet er sich ganz der Frau im roten Kleid. Wird er versuchen, meine Anwesenheit zu vergessen? Oder wird er sie – ganz im Gegenteil – genießen, so wie seine Gespielin es ganz offenkundig tut?
Mit jedem Schritt, den Shane auf sie und das Bett zumacht, werden ihre Augen schmaler. Er lässt die Hände über den Stoff ihres Kleides wandern, streicht ihr über den Rücken, fährt ihr über Hüften und Taille. In der Halsbeuge saugt er den Duft der Frau ein. Sie stöhnt und presst sich eng an seinen Körper.
Shane gleitet an ihrem Körper hinunter und schiebt das Kleid an einer Seite über ihre Hüfte. Ohne weitere Umstände presst er die Lippen ins nackte Fleisch ihrer Taille.
Sie blickt auf ihn hinunter. »Was tust du denn da?«
Er hält inne, ohne den Blick zu heben. »Wonach sieht es denn aus?«
»Jetzt schon?« Sie entzieht sich ihm und setzt sich aufs Bett. »Ohne jegliches Vorspiel?«
Shane steht auf und schaut die Frau an. Seine Finger zucken. »Ich habe Durst.« Er vermeidet es, mich anzuschauen.
»Ich habe dich schon durstiger erlebt.« Sie lehnt sich zurück, stützt sich mit den Ellbogen auf dem Bett auf. Mit ihrem nackten Fuß fährt sie an der Innenseite von Shanes Bein entlang, höher und höher. »Fick mich zuerst.«
Oh Scheiße.
Shane starrt die Frau an. »Was ist mit deinem Verlobten?«
»Wir haben uns getrennt.«
Shane wirft einen Blick zu mir herüber. »Nicht, solange sie hier ist.«
»Es gibt nichts, wofür du dich schämen müsstest.« Ihre Zehen sind in Shanes Schritt angelangt. »Betrachte es als Werbegeschenk.«
»Nein«, sagt er, obwohl er ihre Beine spreizt und näher an ihren Körper rückt. »Gib mir einfach, wofür ich hierhergekommen bin!«
»Ich weiß ganz genau, dass du mir mein Blut mit Gewalt nehmen kannst, wenn
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