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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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sich gegen die Lehne seines Stuhls fallen. Er sieht aus als hätte er Kopfschmerzen, die meinen Namen tragen. »Die Älteren halten es Wochen ohne aus. Brandneue Vampire brauchen es zweimal pro Nacht.«
    »Und wie ist das bei dir?«
    Er antwortet nicht. Stattdessen verzieht er das Gesicht und reibt sich mit Daumen und Zeigefinger den Nasenrücken.
    »Du siehst heute Abend nicht gerade wie der Hit aus«, sage ich ihm. Dann geht mir auf, dass das wie ein Angriff klingt. »Ich meine, du siehst …«, wie immer umwerfend aus, »… aus, als ob du dich nicht gut fühlst.«
    »Ich habe bloß Durst.«
    »Okay, die nächste Runde geht auf mich.« Ich hebe die Hand, um Lori unsere Bestellung zu signalisieren.
    Shane greift mein Handgelenk und zieht meine Hand wieder runter auf den Tisch. »Nein, nicht diese Art Durst.«
    »Oh!« Ich entwinde mein Handgelenk seinem Griff. »In diesem Fall geht die nächste Runde nicht auf mich.«
    Er klappt sein Handy auf. »Tut mir leid, ich muss jetzt gehen.«
    Eine Lois-Lane-artige Neugier (oder möglicherweise nichts anderes als Dummheit) ergreift Besitz von mir. »Kann ich mitkommen?«
    Shane blickt von seinem Handy auf. »Das willst du bestimmt nicht.«
    »Ach! Hast du Sorge, ich könnte eifersüchtig reagieren?«
    »Nein. Ich wünschte, du würdest eifersüchtig. Aber du könntest dich eher abgestoßen fühlen.«
    »Im Namen der Wissenschaft will ich diese Möglichkeit wahrnehmen, mehr nicht. Wir fahren getrennt. Dann kann ich nach Hause, falls ich ausraste.«
    »Es gibt da jemanden, nur ein paar Blocks von hier.« Er drückt auf Wählen und hält sich das Handy ans Ohr. »Jemanden, der es mag, wenn man dabei zusieht.«
    Ein belebender Schauder durchfährt mich, begleitet von einer vagen, nicht ganz fassbaren Angst. Oder vielleicht ist es auch andersherum: Es schaudert mich vage, und ich verspüre eine belebende Angst. Bitte lass diesen edlen Spender ein Typ sein!
    »Hi, ich bin’s«, meldet sich Shane am Telefon. »Kann ich rüberkommen? Ja, genau, jedenfalls wenn du dir sicher bist, dass du genug hast.« Die kryptische Wortwahl erinnert mich auffällig an einen Drogendeal.
    »Ich bringe jemanden mit«, sagt Shane der Person am anderen Ende. »Nein, noch nie.« Shane grinst. »Ja, ich fürchte nur, das ist ein Wort, das ihr nicht sonderlich gefallen wird. Rot ist gut, ja. Bin gleich da.« Er klappt das Handy zu.
    »Welches Wort wird mir nicht gefallen?«
    Shane kippt den Rest seines Biers in einem Zug runter. Dann schlägt er sein Glas wieder gegen meines. »Jungfrau.«

9
    People Are Strange
    »Sag am besten nichts!«, weist Shane mich auf dem kurzen Weg zu unserem Ziel an. »Wenn du meinst, du müsstest dich verziehen, tu’s leise und in aller Ruhe.«
    »Wirst du denn …«
    »Bitte, Ciara, keine Fragen mehr, okay?« Shane wischt sich mit dem Fingerknöchel über den Mundwinkel. »Ich bin schon verunsichert genug.«
    Wir gehen den Weg zu einem der typischen Kleinstadt-Reihenhäuser hinauf. Das Haus ist ein Backsteinbau. Das Licht vor dem Eingang erhellt einen ansprechend gestalteten, richtig netten Vorgarten.
    Shane öffnet die Fliegengittertür und klopft leise gegen das Holzblatt der Haustür, obwohl gleich rechts neben ihm eine Klingel ist.
    »Warum klingeln wir nicht einfach?«
    »Schscht!« Er wischt sich die Hände an der Jeans ab. »Ab jetzt hältst du den Mund, außer, sie spricht dich direkt an, verstanden?«
    Sie. Scheiße. Ich bin kurz davor, die ganze Sache abzublasen, da geht die Tür auf. Ein hübsche Brünette in den Dreißigern steht im Türrahmen; sie trägt ein leuchtend rotes Kleid. Die schmalen Träger lassen viel Haut unbedeckt, der Saum des Kleides endet kurz oberhalb der Knie. Ich wünschte, ich sähe in so einem Teil auch so scharf aus. Die Brünette trägt keinerlei Schmuck und keine Schuhe.
    »Shane«, haucht sie, »schön, dich zu sehen.«
    Die Art und Weise, wie er ihr Kleid anstarrt, sagt mir, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Sie schenkt mir ein derart echtes Lächeln, dass ich es einfach erwidern muss.
    Dann winkt sie uns in ihre hübsche, blitzblanke Küche, in der kein Licht brennt außer dem über dem glänzend weißen Herd. »Was zu trinken?«
    Ähhm, sind wir nicht genau deswegen hier?
    Dann wird mir klar, dass sie mit mir redet, nicht mit Shane. »Danke, äh ja, gern, ein Glas Wasser mit Eis vielleicht?«
    Sie sorgt dafür, dass ich mein eisgekühltes Wasser bekomme. Dann gibt sie uns ein Zeichen, ihr zu folgen. Auf der Schwelle zum Esszimmer

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