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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeri Smith-Ready
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trifft mich hart wie ein Tritt ins Gedärm. Dann aber bemerke ich das Zucken um seine Mundwinkel.
    Hörbar atme ich aus, so erleichtert bin ich. »Du Arsch!«
    »Kleiner Scherz«, sagt er. »So tot bin ich nun auch wieder nicht. Jedenfalls noch nicht.« Er klopft sich mit der CD -Hülle auf die Handfläche. »Okay, ich habe schon gehört, dass Green Day ’ne Rockoper gemacht haben. Aber es hat mich nicht genug interessiert, um mal reinzuhören. Ich probiere es aus. Aber erwarte keine Wunder, okay?«
    Ich winke ihm, mir den Gang hinunter zu folgen. Wir kommen an ein paar gepiercten Teenies männlichen Geschlechts vorbei, die allen Ernstes darüber diskutieren, ob man AFI noch zu den Emo-Bands zählen darf oder nicht.
    Shane überholt mich und ist mit ein paar schnellen Schritten bei P. Dort zieht er unter den Alben von Prince Purple Rain heraus. »Die hier hatte ich auf Vinyl. Der Film hat mich dazu gebracht, Gitarre zu lernen.« Sein Blick geht glatt durch die nächste Wand hindurch und verliert sich im Nirgendwo. »Ich war mit meiner ersten Freundin in dem Film.«
    Mir entgeht das kleine Lächeln auf Shanes Gesicht nicht. Ich frage mich, zu welchen Taten Prince’ Erotik Shanes kleine Freundin in jener Nacht wohl inspiriert hat. Ich nehme selbst eine Ausgabe zur Hand und werfe einen Blick auf das Erscheinungsjahr: 1984. Da war ich fast noch flüssig!
    Also besser wieder zurück in die Neunziger. Ich lotse Shane zurück zum Buchstaben M. »Wenn ich mich recht entsinne, hast du auch schon Morphine in deiner Sendung aufgelegt.«
    Shanes Gesicht hellt sich auf. »Magst du sie?«
    »Bariton-Saxophon, Slide-Bass und Schlagzeug. Ihre Musik ist einzigartig. Viel Ironie, und dennoch irgendwie sinnlich. Dream-Rock.« Autsch, ich klinge ja fast wie eine Musikkritikerin. »Ihre Cure For Pain von ’93 ist die rauchigste Musik, die ich je gehört habe. Mehr Sex und Erotik geht nicht.« Ich ziehe eine ihrer neueren CD s heraus. Dieses Mal schnappt sich Shane das Ding, ohne zu zögern. Die anderen, die er noch in der Hand hält, gibt er mir zurück.
    »Gibt’s die Band noch?«
    »Der Sänger ist ’99 gestorben.«
    Betroffen blickt Shane mich an. »Mark Sandman ist tot?«
    »Er hatte einen Herzinfarkt während eines Konzerts in Rom.«
    »Scheiße, das ist heftig.« Shane runzelt die Stirn, als er die Liste der einzelnen Tracks durchgeht. »Ich habe ihn gemocht.«
    Ich rücke etwas näher an ihn heran. »Warum macht es dir so viel aus, dass er tot ist?«
    Er schaut mich an, runzelt die Stirn. »Sollte es nicht jedem etwas ausmachen, wenn jemand stirbt?«
    »Gestern Abend sind vier Menschen bei einem Autounfall unmittelbar vor der Stadt ums Leben gekommen. Macht dir das so viel aus wie Mark Sandmans Tod?«
    Shane schüttelt den Kopf. »Die Leute habe ich nicht gekannt.«
    »Aber Mark Sandman hast du auch nicht gekannt.«
    »Das ist was anderes.« Er fährt mit dem Daumen über die CD -Kanten. »Ich hatte das Gefühl ihn zu kennen – durch seine Musik.«
    »Ist da sonst noch was an seinem Tod, das dir nahegeht?«
    Shane kratzt sich den Nacken. Dann schaut er woanders hin. »Die Welt hat etwas verloren, als er gestorben ist.«
    Ich deute auf das Morphine-Schild am Regal. »Aber wir haben ihn nicht verloren. Wir können seine Musik hören, wann immer wir wollen.«
    »Aber das, was er nicht mehr hat schreiben können, das können wir nicht mehr hören. Alles, was zu tun er keine Gelegenheit mehr bekommen hat, ist mit ihm gestorben.«
    »Genau!« Ich greife nach Shanes Hand. »Hör dir doch nur selbst zu. Du denkst an all die Morphine-Alben, die es nicht mehr geben wird. Du denkst an die Möglichkeit neuer Musik. An neue Musik, die du kennenlernen kannst. Punkt.«
    Mit dem Daumen umfasst Shane meine Hand. »Warum ist es dir so wichtig, dass ich mir darüber Gedanken mache?«
    »Ich möchte nicht, dass du so weiterlebst: gefangen im Jahr 1995. Du bist nicht glücklich, so wie es ist, und je mehr Zeit ins Land geht, desto unglücklicher wirst du sein.« Jetzt umklammere ich seine Hand fest. »Ich möchte nicht, dass du allmählich erlischst und gehst.«
    Selbst im Licht der Leuchtstoffröhren hier im Laden scheinen seine blassblauen Augen zu leuchten, während er mich ansieht. Über unseren Köpfen dröhnt Musik, als Shane sich über mich beugt, um mich zu küssen.
    Aus irgendeinem Grund habe ich geglaubt, Shanes Küsse würden für mich zur Routine. Ich war überzeugt, kein Kuss könnte besser oder anders sein als der davor.
    Damit

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