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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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erkläre ich. »Und wirklich betrunken. Oh.« Ich zerzause ihm herablassend das Haar. »Dein Hosenstall steht übrigens offen.«
    Ich gehe, die Augen fest zugekniffen. Das war gut, Steele, denke ich. Ruiniere es nicht, indem du dich umdrehst. Doch während ich die Treppe zur Empore des Grosvenor-House-Ballsaals hinaufsteige, wo eine Schlange von anderen Frauen in glänzenden Satinkleidern an der Bar steht, spüre ich eine schreckliche Welle der Enttäuschung und einen demütigenden Stich, den ich nicht loswerden kann. Ich kann nicht leugnen, dass Toby seit dem abgesagten Buchclub letzte Woche – eigentlich sogar schon seit Brighton, das erkenne ich jetzt – extrem kühl zu mir ist. Ich bekomme keine Flirt-Mails mehr, er berührt nicht mehr meine Hand auf dem Flur, küsst mich nicht mehr heimlich in der Küche, und er wirft in letzter Zeit auch keine Kulis mehr nach mir. Vielmehr hätte man glauben können, dass er mir aus dem Weg geht, bei all den Terminen, die er in der letzten Woche außerhalb des Büros hatte.
    Man hätte auch glauben können, dass ich darüber glücklich wäre, dass es dadurch einfacher würde, ihn bald zu verlassen. Bald. Sehr bald.
    Aber das ist viel leichter gesagt als getan, und ein kleiner Teil von mir (streichen Sie das, jede einzelne Zelle von mir!) hofft auf ein Wunder, klammert sich an die Hoffnung, dass er zu irgendeinem Zeitpunkt – vielleicht heute Abend, wenn er mich in meinem schulterfreien Coast-Kleid sieht, in dem ich mir jetzt overdressed vorkomme, oder oben auf der Bühne, wenn ich meinen Preis entgegennehme – erkennen wird, dass er mich liebt. Dass er sich dann für mich und nicht für sie entscheiden wird. Aber jetzt ist er so betrunken und eindeutig so wenig beeindruckt von dem Ganzen, dass es an ein Wunder grenzen würde, wenn er überhaupt bis zu meiner Kategorie durchhielte, ohne in einer Lache seines eigenen Erbrochenen zusammenzubrechen. War es zu viel verlangt, dass er ein bisschen stolz auf mich sein sollte?
    Aber jetzt ist nicht die Zeit, über so etwas nachzudenken, sage ich mir, während ich in der Schlange stehe. Jetzt geht es nur um den Job, es ist dein Abend. Der Abend, auf den du das ganze Jahr über hingearbeitet hast. Wo ist jetzt deine Fähigkeit, die Dinge in verschiedene Bereiche einzuteilen, Caroline Steele? Was ist mit der Frau passiert, die bis vor ein paar Monaten ihr Leben noch wie Wäscheberge sortieren konnte? Jetzt fühlt sich das alles wie ein riesiger, chaotischer Haufen an, auf den ich – statt ihn zu sortieren – immer nur noch etwas mehr werfe.
    Schnell nehme ich mir noch ein Glas Sekt von dem Tablett, das auf der Bar steht. Das muss mein letzter sein, sage ich mir, wenn ich auf der Bühne nicht hinfallen oder es wie Judy Finnigan machen und allen meinen BH zeigen will. Die Verleihung beginnt in einer Viertelstunde.
    »Ich hoffe, das ist dein letzter, Schätzchen.«
    Als ich mich umdrehe, stehe ich vor Heather vom Arbeitsschutz, die in ihrem langen Knautsch-Samtkleid mit Bolero strahlend schön aussieht und offensichtlich meine Gedanken gelesen hat.
    »Wir zählen auf dich. Du bist unsere einzige Hoffnung.«
    »Oh, danke, aber das stimmt doch gar nicht«, erwidere ich bescheiden, aber tief in meinem Innern bin ich ziemlich zuversichtlich. Meine Präsentation vor den Juroren lief gut, und Janine hat gemeint, dass ich definitiv im Rennen bin – vielleicht verdiene ich mal ein bisschen Glück?
    »Ich meine es ernst!«, ruft Heather und packt mich am Arm. »Dieser Preis gehört dir.«
    In letzter Zeit mag ich Heather richtig gerne. Wir haben uns durch unsere monatlichen Brandschutzbeauftragten-Treffen und die Erste-Hilfe-Kurse besser kennengelernt – komisch, das war eine tolle Ablenkung von der angespannten Situation mit Toby. Und wenn man darüber hinwegsieht, dass Heather sich immer ständig in alles einmischt und zu den Frauen gehört, denen es nichts ausmacht, einen vor allen Kollegen zu fragen, ob man Verdauungsschwierigkeiten hat, dann erkennt man, dass sie ein Herz aus Gold hat.
    »Nun komm schon.« Heather nimmt meinen Arm und führt mich weg von der Bar, bahnt sich mit mir den Weg durch die ungefähr vierzig nummerierten Tische mit den strahlend weißen Decken und den Blumendekorationen, die alle von Kerzen in ein stilvolles Licht getaucht werden.
    Das ist meine erste Product-Sales-Award-Verleihung. In den letzten Jahren konnte ich aus dem ein oder anderen Grund nicht daran teilnehmen, aber es hat mir nie viel ausgemacht, weil

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