Roman
Verhältnis angefangen.«
Toby zeigt mit dem Finger auf mich.
»Hey, du warst aber auch daran beteiligt! Dazu gehören immer zwei, weißt du.«
»Oh, das weiß ich«, versichere ich. Die Leute, die auf der Promenade spazieren gehen, machen einen weiten Bogen um uns und starren uns an, aber das ist mir egal. »Und bereue ich das nicht zutiefst? Wünschte ich mir nicht mehr als alles andere auf der Welt, ich hätte es nicht getan? Ich bin sicher nicht schuldlos, aber du? Toby, komm schon! Welcher Mann hat eine Affäre mit einer anderen, während er mit seiner Frau Fruchtbarkeitstests macht? Während seine Frau schwanger ist?«
Toby lässt den Kopf nach hinten kippen. Er kann das nicht ertragen, das weiß ich. Wie ein Kind, das man ausschimpft, will er sich einfach die Finger in die Ohren stecken und wieder irgendetwas Lustiges machen, damit er das alles vergessen kann.
»Sag mir die Wahrheit, Toby. Sag mir nur einmal in deinem Leben die Wahrheit«, verlange ich. Rachel hat es bereits bestätigt, aber ich will es von ihm hören. »An dem Tag in Brighton, als wir im Hotelzimmer waren und Rachel anrief, da hat sie dir erzählt, dass sie Blutungen hat, oder?«
»Äh, ja.«
»Und dann wolltest du Sex haben, weil du dich schuldig gefühlt hast und Ablenkung brauchtest, und als ich nicht wollte, hast du mir gesagt, dass du mich liebst, aber es stimmte nicht, oder? Deshalb bist du ausgeflippt und hast mich ignoriert, als ich dir die SMS geschickt habe, in der stand, dass ich dich auch liebe. Weißt du, wie benutzt und schäbig ich mich da gefühlt habe?«
»Oh, Steeley, aber ich liebe dich doch …« Toby kommt näher.
»Und hör auf, mich Steeley zu nennen.«
»Okay, dann Caroline«, sagt er betreten. »Caroline, ich liebe dich, ich bin nur …«, er hebt den Blick zum Himmel und schlägt sich dramatisch mit der Hand auf die Stirn – wieder etwas, was mich an eine Filmgeste erinnert. »Ich bin so verwirrt.«
Ich schüttele den Kopf und gehe weiter. Er ist wirklich einfach unglaublich.
»Natürlich bist du verwirrt!«, schreie ich zurück. »Du bist verwirrt, weil du alles auf einmal willst. Aber ich bin nicht bereit zu teilen, Toby. Mich bekommt man nur als Ganzes, danke.«
Wir steigen jetzt die Stufen zur Chelsea Bridge hinauf. Toby trottet hinter mir her und versucht, Schritt zu halten.
»Hör zu, es tut mir leid. Ich verstehe, dass es vielleicht so wirkt, als wäre ich ein Schwein. Aber ich will nicht, dass du denkst, ich sei ein Schwein, weil ich das nicht bin. Das bin ich wirklich nicht.«
Ich bleibe stehen und drehe mich zu ihm um. Er schwitzt jetzt und ist außer Atem. Richtig fertig sieht er aus, und für eine Sekunde habe ich das befriedigende Gefühl, ihn nicht mehr attraktiv zu finden.
»Ich bin sicher, dass du das nicht bist. Nicht komplett jedenfalls. Vielleicht hat dein kleiner Zeh tatsächlich noch etwas Anstand. Aber du hast dich während der letzten Monate wie ein Schwein benommen, Toby. Ich meine, dieses ganze Gerede über Rachels angebliche Migräne, dass du behauptet hast, sie wäre nervig und würde Theater machen, obwohl sie im Krankenhaus lag und eine Fehlgeburt hatte. Dass du mit mir geschlafen hast, während deine Frau sich Sorgen gemacht hat, sie könnte das Baby verlieren – dein Baby. Wie tief kann man sinken? Wie kannst du von mir erwarten, dass ich noch etwas für dich empfinde, wie kannst du glauben, ich hätte noch Respekt vor dir?«
Ich gehe weiter die Treppe hinauf. Als wir oben sind, laufe ich weiter, aber Toby bleibt auf der Brücke stehen und schreit über den Verkehrslärm hinweg:
»Aber ich hatte Angst! Ich wusste nicht, wie ich es dir sagen sollte. Ich wollte dich nicht verlieren.«
Ich drehe mich um. Er sieht plötzlich ganz klein aus – wie ein Zwerg – vor der riesigen Brücke, die sich hinter ihm erstreckt, und dem weiten, tief orange gefärbten Himmel darüber.
»Aber du musst mich verlieren, verstehst du das denn nicht? Wir können das nicht mehr machen. Ich will das nicht mehr. Es ist falsch, Toby.«
»Warte doch, Caroline, warte doch. Vielleicht können wir …« Er macht wieder diese Hände-auf-dem-Kopf-Sache.
»Geh zurück zu deiner Frau, Toby. Geh nach Hause zu ihr, weil sie wunderbar ist und du sie nicht verdient hast. Ich wäre sowieso nicht die Richtige für dich. Weißt du, wieso?«
Er schüttelt den Kopf.
»Weil ich zu viel brauche. Mehr, als du mir geben könntest. Weißt du noch, als wir in meiner Küche waren und du gesagt hast, dass du
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