Roman
»Es tut mir leid, dass ich das gesagt habe. Ich bin ein Idiot, du hast recht. Aber Montagabend war total harmlos, ehrlich, und ich finde, du bist eine wunderschöne Frau, Caroline. Und ich … ich empfinde wirklich viel für dich. Tatsächlich liebe ich dich, das tue ich, es ist nur …«
Ich drehe mich um und wickele verbittert meine Strickjacke eng um mich.
»Es hat nichts mit der verdammten Striptease-Bar zu tun! Hör einfach auf zu lügen, Toby. Herrgott. Was ist los mit dir? Denkst du, ich bin von gestern?«
Er bleibt stehen und lässt nun seine Hände, die er theatralisch auf den Kopf gelegt hatte, während er seine Augen fest zupresste – eine Geste, die er vermutlich in einem Film gesehen hat –, an den Seiten herunterhängen.
»Du liebst mich nicht, Toby, das hast du nie getan«, stelle ich halb lachend fest, weil es jetzt so offensichtlich für mich ist. »Du liebst deine Frau, obwohl du dich meistens so verhältst, als würdest du es nicht tun. Und jetzt sag nicht, dass man zwei Menschen gleichzeitig lieben kann, weil ich dich sonst schlage.«
»Aber ich … ich liebe dich«, wiederholt er und kommt auf mich zu.
»Wirklich? Ist schon komisch, dass du das immer nur sagst, wenn ich vor dir weglaufe oder keinen Sex mit dir haben will, nicht wahr? Aber es ist mir auch egal, wenn du es tust, weil ich dich nicht mehr liebe, und vielleicht habe ich das auch nie. Vielleicht war ich nur ein bisschen verknallt.« Dann haue ich es ihm um die Ohren: »Ich weiß von der Fehlgeburt, Toby.«
Sein Lächeln verschwindet aus seinem eben noch grinsenden kleinen Gesicht.
»Woher?«
»Rachel hat es mir erzählt.«
»Rachel?«
»Ja, Rachel. Du weißt doch? Deine Frau? Die, die bei der Preisverleihung war und den Preis gewonnen hat, obwohl du mir nicht mal erzählt hattest, dass sie überhaupt dafür nominiert war. Nicht, dass eine von uns sich jetzt noch einen Dreck darum schert. Diejenige, die du am Montagabend allein gelassen hast, um zwei Tage auf Sauftour zu gehen, fünf Tage, nachdem sie dein Baby verloren hat?«
Toby ist sprachlos. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, weiß er nicht, was er sagen soll.
»Weißt du was?«, frage ich. Es ist, als wäre mir jetzt, nachdem ich angefangen habe, alles egal. Da ist wirklich nichts mehr übrig: kein Stolz, keine Liebe, nicht einmal echter Schmerz, also kann ich auch genauso gut alles rauslassen. »Ich habe mir immer eingeredet, dass das, was wir machen, okay ist. Dass es okay ist, mit einem verheirateten Mann zu schlafen. Rachel war für mich nur die nervige Frau, von der du mir erzählt hast, und das spielte keine Rolle, weil du sie ja sowieso verlassen würdest – ha! Wie dumm von mir! Aber dann habe ich sie kennengelernt und gesehen, was für ein wunderbarer Mensch sie ist und wie undankbar du bist, so eine Frau für selbstverständlich zu halten. Und dann fühlte ich mich noch viel schrecklicher und habe mir so viele Vorwürfe gemacht. Aber ich war damals total verliebt in dich, weiß der Himmel, wieso! Und aus irgendeinem verrückten Grund habe ich mich immer noch an die Hoffnung geklammert, dass du sie verlassen würdest, daran, dass irgendwie all die Dinge, die du über sie gesagt hast, dass all dieser Quatsch darüber, dass sie selbstsüchtig und arbeitswütig wäre und dir nicht genug Aufmerksamkeit gäbe, wirklich stimmen würde und du dich für mich entscheiden würdest. Doch während der ganzen Zeit, während der ganzen Zeit, in der wir uns zum Buchclub getroffen haben, in der wir zusammen im Malmaison gebadet und gefickt und uns am Meer in Brighton amüsiert haben, hast du versucht, mit ihr eine Familie zu gründen. Und weißt du, was ich glaube?«
»Nein«, antwortet er. »Aber ich schätze, du wirst es mir gleich sagen.«
»Ich glaube nicht, dass es dein Wunsch war, ich glaube, es war nur Rachels. Ich glaube, du hattest eine Scheißangst. Rachel ist achtunddreißig, intelligent und weiß genau, was sie will. Sie wollte ein Baby, bevor es zu spät ist, aber da du fünf Jahre jünger und geistig ungefähr dreißig Jahre zurück bist, konntest du das einfach nicht verkraften.«
»Ich … ich weiß nicht, ich finde, das ist ein bisschen unfair.«
»Aber hör zu, Toby, das wäre sogar noch okay gewesen. Es ist keine Schande, Angst vor so großen Veränderungen wie der Gründung einer Familie zu haben – wenn du zu deiner Frau gegangen wärst und mit ihr darüber geredet hättest. Doch das hast du nicht, sondern hast stattdessen mit mir ein
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