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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Reihenhäuser, aus meinem Haus heraus, wo ich zu viele der letzten zehn Jahre verbracht habe. Ich lehne mich zurück und schließe die Augen. Das Ende des Sommers liegt schon in der Luft – diese feuchte Rauchigkeit, sie fühlt sich köstlich an. Ich habe den Herbst immer geliebt, dieses Zurück-zur-Schule-Gefühl, die Aussicht auf einen Neubeginn – und das hier ist meiner. Das hier ist meiner.
    Wieder sehe ich auf mein Telefon, jetzt ist er eine Viertelstunde zu spät. Vielleicht kommt er nicht, denke ich. Doch dann: »Was hast du vor, Steeley? Wieso hast du mich hierherbestellt?« Dieses vertraute Lispeln. Er taucht aus dem Nichts auf, küsst mich auf die Wange. Er trägt lange Shorts und ein blassrosa Knitterhemd. Außerdem schwitzt er. Pures Karlsberg, so riecht er jedenfalls. Er setzt sich neben mich und lehnt sich zurück, dann holt er eine Lucky Strike aus seiner Tasche und zündet sie an.
    »Also«, fragt er und tätschelt meinen Oberschenkel. »Alles gut, ja? Geht es dir gut? Wo ist überhaupt mein Picknick, Steeley? Oder tun wir’s jetzt gleich unter freiem Himmel?«
    Er kichert dieses Schuljungenkichern – das in mir nun den Wunsch weckt, ihm eine reinzuhauen –, bis er mein Gesicht sieht und sein Lächeln schwindet.
    »Ist alles in Ordnung?«
    »Wie geht’s deiner schweren Erkältung?«, frage ich und betone »schwer«.
    Auf mein Stichwort zieht Toby sehr unerkältet die Nase hoch.
    »Geht schon wieder besser«, antwortet er und zieht lange an seiner Zigarette. »Heute Morgen war es noch total übel: verschnupft, Halsschmerzen, starker Husten. Schlimm.«
    Ich ziehe die Knie an mich heran und beobachte einen Kahn, der sein riesiges Gewicht über das Wasser schiebt.
    »Mein Gott, ihr beide liefert euch ja einen richtigen Wettstreit, oder? Du mit deiner schweren Erkältung, Rachel mit ihrer Migräne.« Ich klinge schnippisch, das weiß ich. Eigentlich möchte ich Rachel da raushalten, aber ich kann es nicht verhindern. Ich drehe den Kopf, um ihn anzusehen, und er hält inne, die Zigarette auf halbem Weg zum Mund.
    »Was soll das denn heißen?«
    »Oh, komm schon, Toby. Wir müssen reden.«
    »Reden?« Er streichelt meine Wange, aber ich wehre ihn ab. »Du hast mich den ganzen Weg hierherkommen lassen, um zu reden?«
    Jetzt schaue ich ihn wieder an, betrachte das dämliche Grinsen auf seinem Gesicht und habe das dringende Bedürfnis, ihn zu schlagen.
    »Mein Gott, Toby. Hör einfach auf zu lügen, okay? Du bist unglaublich!«
    Er schnaubt.
    »Lügen? Bei was denn?«
    »Du warst heute nicht krank, mit dir ist alles in Ordnung. Abgesehen davon, dass du eine fragwürdige Moral und überhaupt kein Gewissen hast.«
    »Was soll das denn heißen?«, fragt er und bläst den Rauch zur Seite.
    »Du weißt, was das heißen soll.«
    »Herrgott noch mal. Dann habe ich heute eben krankgefeiert. Dann habe ich eben wegen der Erkältung gelogen. Eine echt große Sache!«
    Ich funkele ihn böse an. »Du kapierst es immer noch nicht, oder?«
    »Oh, warte.« Toby bohrt seinen Finger in mich. »Jetzt verstehe ich, jetzt weiß ich, worum es geht. Du hast mit Clive gesprochen, oder?«
    Wie ich schon sagte: unglaublich!
    »Clive ist mir scheißegal.«
    »Aber es ist dir nicht egal, was wir gemacht haben, oder? Du bist sauer deswegen, stimmt’s?« Er raucht den Rest seiner Zigarette und tritt sie aus. »Dann waren wir eben in einer Stripteasebar. Das bedeutet gar nichts. Wir haben uns nur ein bisschen amüsiert. Ich habe mit niemandem geknutscht oder jemanden für Sex bezahlt oder meinen Kopf zwischen die Titten der Frauen gedrückt.«
    Ich stampfe frustriert mit den Füßen auf den harten Beton.
    »Mein Gott, du bist so dämlich.«
    Toby lacht.
    »Es war eine Striptease-Bar, kein Puff, Steeley. Und wer bist du überhaupt? Meine Frau?«
    Ich halte inne und versuche, etwas zu sagen, aber mein Mund öffnet sich, ohne dass etwas herauskommt.
    »Nein, das bin ich nicht«, gelingt es mir schließlich zu sagen. Ich stehe auf. »Gott sei Dank. Aber die Frau, die es ist, tut mir sehr, sehr leid.«
    Kaum bin ich weggegangen, bereue ich es auch schon. Ich habe den Streit noch nicht beendet und nicht mal die Hälfte von dem gesagt, was ich sagen wollte, aber ich bin so wütend, dass ich da nicht mehr länger sitzen kann. Zum Glück folgt Toby mir, ich kann seine dämlichen Deckschuhe über die Promenade schlappen hören, über die ich jetzt auf die Chelsea Bridge zulaufe.
    »Hör zu, es tut mir leid, okay?«, ruft er hinter mir her.

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