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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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Und über das Outfit meiner Mutter.
    »Das ging aber wirklich schnell, Schatz«, freut sie sich und legt den Arm um mich, zieht mich an sich.
    Schatz?
    Sie benutzt nie Kosenamen, das war immer Dads Job – ein Job, den er wirklich sehr ernst genommen hat, mit seinen »Honigschnütchen« und »Schnuckelchen« und »Zaubermäuschen« und »Zuckerschneckchen«. Und sie sieht großartig aus. Ich schwöre bei Gott, meine Mutter sieht heiß aus! Sie hat sich ihr grau meliertes Haar in einem warmen Braunton färben lassen und ihren üblichen Mutter-mittleren-Alters-Schnitt in eine Frisur geändert, die sogar der schicken Journalistin Fiona Bruce gestanden hätte. Die blauen Hosen mit Gummizug, die mich immer an eine Operationsmontur erinnert haben, sind verschwunden, und stattdessen trägt sie eine schicke Leinentunika in Taupe – so eine, wie man sie bei East oder Monsoon bekommt – mit einem bronzefarbenen Gürtel über einer Leggins. Meine siebenundfünfzigjährige Mutter in einer Leggins!
    Ich mustere sie überrascht von oben bis unten.
    »Mum, du siehst großartig aus!«
    Sie strahlt verlegen.
    »Findest du?«
    »Äh, ja.« Ich lege die Hand über die Augen, um die Sonne abzuschirmen, damit ich sie besser betrachten kann. »Alles, die Haare und dieses Oberteil und diese Leggins. Hallo. Beine. Mum!«
    »Na ja, ich dachte, es würde mal Zeit, dass ich mir etwas mehr Mühe gebe.« Sie streckt ihr Bein aus. »Roger vom Zeitungskiosk meinte, ich hätte sehr schöne Waden.«
    »Da hat Roger recht«, bestätige ich und folge ihr voller Bewunderung ins Haus. »Ich wünschte, ich würde in einer Leggins so toll aussehen.«
    Der Eingangsbereich hat sich seit meiner Jugend – genauer gesagt seit unserem Einzug 1986 – nicht verändert: der dicke beigefarbene Teppich mit dem auffälligen roten Blättermuster, das Telefontischchen mit dem muschelförmigen Adressbuch, auf das man drückt, und es springt auf – etwas, das ich immer wieder während meiner Marathon-Telefonate mit Pippa gemacht habe (»Hör jetzt endlich auf zu telefonieren! Du hast sie doch erst gestern Abend gesehen!«, kann ich meine Mutter noch aus der Küche schreien hören) –, das Mahagoni-Sideboard mit Mums Keramikfrosch-Sammlung und den Bildern von mir und meinem Bruder Chris bei unserem Schulabschluss, die darüber hängen. Chris sieht ziemlich ansehnlich aus – wenn einen eine Ponyfrisur bei einem Jungen nicht stört –, ich dagegen tragisch. Ich trage meine Brille, und mein rechtes Auge sieht aus, als hätte man mir wiederholt draufgeschlagen. (Die Aussicht, dass meine Eltern beide kommen würden, hatte dazu geführt, dass ich mich am Abend zuvor – völlig untypisch für mich – betrunken hatte und eingeschlafen war, ohne die Kontaktlinsen rauszunehmen.) Ich wirke aufgedunsen, verlegen und verkatert. Hätte ich den Collegehut nicht auf, könnte man es für ein Polizeifoto halten.
    Verzweifelt starre ich es an.
    »Ja, es war wirklich ein Jammer wegen den Kontaktlinsen«, sagt Mum, bevor sie meine Hände nimmt. »Oh, aber es ist so schön, dich zu sehen.«
    Irgendetwas geht hier vor!
    Wir gehen in die quadratische Küche mit den altmodischen Hähnchen-Kacheln und dem großen Formica-Tisch mit den dünnbeinigen Stühlen, auf denen ich damals – vor achtzehn Jahren – saß, als ich von der Ankunft meiner Schwester erfuhr.
    Alles ist so, wie es immer war, und doch fühlt sich das Haus anders an, als hätte jemand alle Fenster geöffnet und den Sommer reingelassen. Licht fällt in den Flur, das Radio ist an. Es stehen noch Sachen vom Frühstück auf dem Tisch – Marmelade und eine Gabel voller Margarine. In den zweiunddreißig Jahren, die ich meine Mutter jetzt kenne, hatte sie noch nie um neun Uhr morgens den Frühstückstisch noch nicht abgeräumt. Und sie isst auch keine Marmelade.
    Sie tritt von einem Fuß auf den anderen, beobachtet mich, wie ich Wasser in den Kessel fülle, und zupft an ihrer neuen Frisur herum, als hätte sie sich noch nicht daran gewöhnt, als wäre ein Stufenschnitt eine Schönheitsoperation.
    »Tee?«, frage ich und halte einen Teebeutel hoch.
    Mum sieht mich mit einem unsicheren Lächeln an und legt die Hand an ihren Hals.
    »Äh, eigentlich dachte ich, wir könnten vielleicht ins Betty’s gehen.«
    Soweit ich weiß, war Mum in den über zwanzig Jahren, die sie jetzt in Harrogate wohnt, noch nicht einmal in dem berühmten Tearoom der Stadt – und ganz sicher nicht mit mir. Mum misstraut allem, was ein »Erlebnis« ist,

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