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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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weil sie »Erlebnis« mit überteuert gleichsetzt, und dazu zählen auch McDonald’s (ich hätte als Kind für eine McDonald’s-Party gemordet, aber es nützte nichts), der Alton-Towers-Themenpark (ich war noch nie drin) und Betty’s Tearoom.
    »Warum sollte ich fast zehn Pfund für eine Tasse Tee und Scones ausgeben, wenn ich das Gleiche für einen Bruchteil des Preises zu Hause haben kann?«, sagte sie mehr als einmal. Aber sie hat ja auch mal eine Dokumentation über den Nil und die Pyramiden gesehen und gefragt: »Warum sollte ich jetzt noch zu den Pyramiden fahren, wo ich sie doch schon im Fernsehen gesehen habe?«, was, glaube ich rückblickend, der Auslöser für Dads Affäre mit Cassandra in ihren wallenden bunten Gewändern war.
    Sie machten im Sommer danach eine Kreuzfahrt auf dem Nil.
    »Von mir aus, ich liebe das Betty’s«, stimme ich zu und fülle den Kessel weiter. »Aber wir haben es doch nicht eilig, oder?«
    Eine Pause, man hört nur das laufende Wasser.
    »Also, eigentlich dachte ich, dass es schön wäre, wenn wir noch vor dem Mittagsandrang dort wären.«
    »Das ist doch schön, oder?«, seufzt Mum. Nachdem wir zehn Minuten angestanden haben (und Mum sich nicht einmal beschwert hat), bekommen wir einen Platz auf einer cappuccinofarbenen Lederbank in dem Montpellier-Café-Bereich von Betty’s Tearoom und sehen auf die volle Straße hinaus.
    Ich war schon oft mit Freundinnen im Betty’s (wir veranstalteten damals auch Dinnerpartys mit Thunfisch-Pasta-Auflauf – ein Teil von uns wollte einfach schon erwachsen sein), und es erinnert mich immer an eine sehr elegante italienische Eisdiele: weitläufig, mit hohen Decken, in Vanille und Gold gehaltenen, und einem Marmorfußboden, auf dem Kellner in Westen und schicken roten Krawatten emsig herumlaufen.
    Ich bestelle das Krabben-Sandwich und danach die Himbeer-Makronen (im Grunde ein Orgasmus in Zuckerform). Mum bestellt nur Tee.
    »Ich esse kein Weizenmehl«, erklärt sie, als ich sie komisch ansehe. »Davon nehme ich in letzter Zeit so zu, und ich will den hier endlich loswerden, Caroline Marie.« Sie tätschelt ihren Bauch. »Die Gürtel spannen sonst nämlich.«
    Gürtel. Wann hat Mum angefangen, Gürtel zu tragen? Oder überhaupt modische Accessoires irgendeiner Art?
    Sie setzt sich auf und rückt ihren Gürtel gerade, zupft wieder an ihrem Pony. Sie wirkt nervös und aufgeregt. Mum ist selten aufgeregt.
    Eine Gruppe von Damen sitzt neben uns; eine davon – eine Frau mit einem ledernen Gesicht und schwarzen Haaren, die aussieht wie eine Wahrsagerin, – beugt sich zu uns herüber.
    »Ich nehme an, Sie sind Mutter und Tochter?« Sie lächelt, und wir lächeln zurück. »Wir sind alle alte Schulfreundinnen«, erklärt sie und deutet auf die anderen Damen, die bei ihr sitzen. »Das hier ist meine letzte Mahlzeit, bevor meine Chemotherapie beginnt. Brustkrebs«, flüstert sie. »Sieht nicht gut aus. Sie haben Metastasen in meiner Lunge gefunden, und eine Rippe sieht schwarz aus. Ich war schon in jeder verdammten Maschine, die es gibt, und sie haben noch nicht mal mit der Behandlung angefangen.«
    Ich beobachte Mum. Normalerweise ist das ihr schlimmster Albtraum: eine verrückte Fremde, die ihr Dinge erzählt, die sie gar nicht wissen will. Aber sie stellt ihre Teetasse ab.
    »Meine Freundin hatte auch Krebs«, entgegnet sie. »Blasenkrebs. Sie dachte, sie hätte noch drei Wochen zu leben, und jetzt, sechs Jahre später, ist sie immer noch da. Da sehen Sie es. Sie müssen einfach positiv denken, mehr können Sie nicht tun.«
    Ist das wirklich meine Mutter?
    Das Essen kommt; Mum verschiebt die Teller auf dem Tisch und sieht sich im Raum um, als würde sie beobachtet.
    »Und? Wie steht es so bei dir?«, fragt sie dann. »Wo ist denn Lexi dieses Wochenende?«
    »Sie arbeitet in einem Laden am Camden Market«, antworte ich und beiße in mein Sandwich.
    »In was für einem Laden?«, erkundigt sich Mum.
    »Vintage-Sachen, Möbel und Kleidung. Der Mann, der dort bedient, ist sehr nett«, füge ich völlig unnötigerweise hinzu.
    »Oh, wie schön. Wie schön, dass sie einen Job für den Sommer gefunden hat, oder?« Ich warte auf eine gemeine Bemerkung über Lexi, über Dad, aber es kommt keine. »Und wie läuft es so? Mit Lexi, meine ich. Wie war der Sommer? Ich habe ja kaum mit dir gesprochen.«
    Ich frage mich immer noch, wohin das alles führt. Wir reden jetzt über Lexi, was bedeutet, dass wir gleich auch über Cassandra sprechen, was bedeutet, dass

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