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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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ignorieren konnten. Ich spürte Tobys Blick heiß auf meinen Lidern, während ich las. Also sah ich von dem Buch auf, und er hielt meinen Blick fest. Ich las mit klopfendem Herzen weiter. Doch dann war da ein Satz, in dem der Erzähler sagt, er habe mit seiner Frau nie »das Nichtstun genießen« können, weil sie immer so beschäftigt gewesen sei, zu viel vom Leben gewollt habe.
    »Ich kenne das Gefühl«, meinte Toby. Sein Blick war intensiv, durchbohrte mich. Den lustigen, süßen Toby gab es nicht mehr; er war ernst. »Wenn man sich vernachlässigt und unwichtig fühlt.«
    Im Zimmer war es mucksmäuschenstill geworden, und ich zog eine Grimasse. Zweifellos völlig unattraktiv, aber das passiert mir immer, wenn ich nervös bin.
    Dann sagte Toby: »Weißt du was, Caroline?« (Er nannte mich sonst nie Caroline, nur Steeley.) »Ich glaube, du gehörst vielleicht zu den wenigen Frauen, die mich tatsächlich verstehen.«
    Ich trank mein Glas Rotwein in einem Zug aus. Daraufhin setzte Toby sich neben mich – sein Gesicht war nur noch Millimeter von meinem entfernt – und küsste mich, aber ich hatte keine Zeit, den Wein herunterzuschlucken, deshalb endeten ein paar Tropfen in seinem Mund.
    »Tut mir leid!« Ein bisschen lief mir noch über das Kinn, sodass ich jetzt wie ein unfähiger Vampir aussah.
    »Du musst dich nicht entschuldigen«, entgegnete er. »Rotwein und Caroline Steele. Zwei meiner Lieblingsdinge.«
    Von da an ging es innerhalb von zehn Minuten von null auf hundert. Wir ließen die Bücher und mein Top hinter uns und fingen an, Wodka zu trinken (der Anfang vom Ende). Ich erinnere mich noch, dass ich auf dem Boden im Wohnzimmer lag und eine Lucky Strike rauchte, während Toby meinen Bauch mit Küssen bedeckte (das Ende vom Ende) und mir erklärte, wie geheimnisvoll ich wäre, und ich ihm erklärte, wie schwer es mir fiele, ihn im Büro nicht zu berühren, und dass er für mich aussehe wie James Dean. An diesem Punkt, denke ich, war ich dann nicht mehr geheimnisvoll.
    Und dann sagte er: »Also, wenn ich schon jung sterben muss, dann sollte ich vielleicht vorher noch ein bisschen knutschen«, und gab mir den unglaublichsten Stoppelbart-Kuss überhaupt. In meinem Unterleib fand eine kleine Explosion statt.
    Dann endeten wir in meinem Bett.
    »Wir brauchen Kondome!«, rief ich, als er mir die Strumpfhose auszog. »Wir brauchen Kondome, und wir brauchen Kippen!« Das ist das Letzte, an das ich mich erinnere. Als ich wieder aufwachte, hatte ich nur noch meinen BH an und eine Lucky Strike – man lebt oder man stirbt, der Witz des Abends – in meinem Ausschnitt.
    In diesem Fall starb ich. Vor Scham. So etwas hatte ich noch nie in meinem Leben getan. Toby dagegen fand es zum Brüllen komisch.
    »Und ich dachte, du wärst verklemmt«, meinte er am nächsten Tag in der Büroküche, während er lachte und lachte und ich mein Gesicht in den Händen vergrub.
    »Das darf nie, nie wieder passieren«, zischte ich. »Du bist verdammt noch mal verheiratet, und ich – ich möchte Single sein.«
    Er hob seine James-Dean-Augenbrauen und sah mich an. Meine Wangen brannten.
    »Nicht, dass ich damit sagen wollte …«
    »Oh, Steeley«, entgegnete er mit seinem unwiderstehlichen kleinen Lispeln und nahm meine Hand. »Beruhig dich. Das bleibt unser kleines Geheimnis.« Dann seufzte er. »Aber ja, du hast recht, wir dürfen das nicht wiederholen.« Er verzog das Gesicht auf eine Weise, die mir verriet, dass er das überhaupt nicht ernst meinte. »Allerdings bist du verdammt sexy. Denk daran.«
    Das tat ich. Und wie ich das tat.
    Ich schleppte mich später – nach einem entsetzlichen Fast-Kotz-Erlebnis in der U-Bahn, wo ich würgen musste, aber nichts rauskam, sodass die Leute im Waggon sich wie eine Welle teilten, während ich Geräusche wie ein sterbendes Nilpferd machte – zur Arbeit. Ich war grün, und ein Absatz meines Schuhs fehlte. Er wurde zuletzt gesehen, als er die Rolltreppe an der Marble Arch Station herunterkullerte.
    Im Laufe des Tages, als die Wirkung des Alkohols nachließ, wurde mir langsam klar, was ich da gemacht hatte. Ich hatte mit einem verheirateten Mann geschlafen. Innerhalb von fünf Monaten hatte ich meinen Verlobten verlassen, eine Reihe von Männern verlassen und mit dem Mann einer anderen geschlafen.
    Und es hatte alles so gut angefangen! Während der ersten vier Jahre unserer Zusammenarbeit war ich die einzige von zweiundzwanzig Absolventinnen des Skidmore-Colt-Davis-Graduiertenprogramms gewesen,

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