Roman
nachsehen, was sie gerade treibt, weiß aber das Passwort nicht.
• Facebook: Genial! Lexi ist einer meiner »Freunde«, also sollte ich auf ihre Pinnwand kommen.
• Wenn nichts funktioniert: Dann laufe ich durch die Straßen von London und suche sie selbst.
• Ich trommle einen Suchtrupp zusammen.
• Ich rufe Martin an. Nein, ich kann Martin nicht anrufen; er ist nicht mein Freund, er ist der Freund einer anderen.
Ich rufe Martin an.
Er kommt zwanzig Minuten später, und da haben mich die Bilder von den Müllcontainern schon völlig überschwemmt, und ich sitze auf dem Sofa, den Kopf in den Händen vergraben.
Martin steht vor mir, die Hände in den Taschen, und sein Bauch schaut unter seinem braunen Gap-T-Shirt heraus, während er ein komisches »Hmmm« vor sich hin brummt.
»Es ist alles meine Schuld«, sage ich. »Ich sollte auf sie aufpassen, ich war für sie verantwortlich, und dann hatten wir gestern Abend einen Streit, aber ich war so besessen von meiner verdammten Arbeit und To…«
Ich verstumme gerade noch rechtzeitig.
»To…tal beschäftigt, sodass ich vergessen habe, dass sie nicht zurückgerufen hat, und dann war es zu spät, und jetzt …«
»Ich glaube, anstatt in Selbstmitleid zu versinken, sollten wir lieber handeln, Caro, hmmm?«
Er hat natürlich recht. Das hat er immer.
Wir versuchen es zuerst bei Facebook. Alles, was ich auf ihrer Pinnwand sehe, ist jedoch ein Dialog zwischen Lexi und Carly Greenford. Das ist also ihr Nachname. Carly scheint mächtig wütend zu sein, aber ich wäre auch ziemlich wütend, wenn ich befürchten müsste, schwanger zu sein, und mein Freund mich gerade verlassen hätte.
Auf ihrem Profilbild hat Carly gewellte blonde Haare und runde Bäckchen. Sie sieht aus wie ein Engel. Aber sie schreibt:
Carly Greenford an Alexis Simone Steele: Habe beschlossen, wofür S steht: SACK . Er sollte mich vor zwei Tagen treffen, war aber nicht da, also kann er mich jetzt mal. Ich bin offiziell über ihn weg. Wem mache ich was vor? Ich werde nie über ihn wegkommen!
Alexis Simone Steele (riesiger Pelzmantel, Lidschatten, Schmollmund) an Carly Greenford: Vergiss ihn! Du hast was Besseres verdient als das. DGYF ! I love you, Meerkatze. Muah xxx
Carly Greenford an Alexis Simone Steele: Aaaah! Ich liebe dich auch, Meerkatze. Was machen wir denn bloß? Wir sind irre schlaue Bräute und lassen uns von so Idioten verarschen. Grrr. Du warst auch viel zu gut für den. Der Kerl ist tot für dich. CM , okay? Muah xxx
» DGYF ?«, murmelt Martin verwirrt.
»Damn girl you’re fine – dir geht’s gut, Mädchen.« Ich weiß das, weil Lexi mir das schon mal in einer SMS geschrieben hat.
»Oh, genau. Und CM ?«
»Call me – ruf mich an.«
»Richtig«, sagt er und klingt zufrieden mit sich. »Es ist gar nicht so schwer, wenn man den Dreh einmal raushat, oder?«
»Also ist Lexi verlassen worden. Das ist los mit ihr«, sage ich halb zu mir selbst.
»Äh? Woraus liest du das?«
»Weil Carly schreibt: ›Er ist tot für dich.‹«
»Tot für dich?« Martin schiebt sein Kinn zurück, wenn er verwirrt ist, wodurch er – wie ich finde – langsam wie Gordon Brown aussieht.
»Ja, tot für dich, du weißt schon.«
Mann, wir haben ein Problem, wenn wir nicht mal Teenagersprache decodieren können.
»Es bedeutet, du bist über ihn weg, er spielt keine Rolle mehr für dich. Die Leute sagen das zu einem, wenn man verlassen wurde, um einen zu trösten.«
»Wirklich? Niemand hat das zu mir …«
»Ohmeingott!« Ich unterbreche ihn, als ich etwas lese, das mein Herz noch schneller schlagen lässt, als es das ohnehin schon tut.
Alexis Simone Steele an Carly Greenford: Weißt du, was du machen solltest? Internet-Dating. Das funktioniert! Hab gerade einen total geilen Typen kennengelernt. Er ist neunundzwanzig, sieht aber viel jünger aus, und du weißt ja, ich steh auf Oldtimer. Hab ihn schon getroffen.
»Scheiße!«
Ich schlage mir die Hand vor den Mund.
»Was?«, fragt Martin alarmiert. »Was ist los?«
»Ich muss in Lexis E-Mail-Account reinkommen«, sage ich und fuchtele mit den Armen herum. »Du bist ein IT -Mann, du weißt, wie man sich in so was reinhackt.«
»Das ist vielleicht gar nicht nötig«, erklärt Martin ruhig. Immer die Ruhe selbst. »Wenn du ihr Passwort kennst.«
»Aber das tue ich nicht! Warum zum Teufel sollte ich ihr Passwort kennen?«, fahre ich ihn an, und dann fühle ich mich schrecklich. Der arme Martin. Schließlich hätte er heute Abend nicht kommen
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