Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
Vom Netzwerk:
weißt ja, wo ich bin, falls du mich brauchst. Ich werde dann jetzt, äh …«
    »Super«, nicke ich, weil ich möchte, dass er verschwindet.
    »Nach Hause gehen. Ruf mich an, wenn du …«
    »Das mach ich. Danke, Martin.«
    »Weißt du, was dein Problem ist? Du bist frigide. Du bist analfixiert. Du würdest Spaß nicht mal erkennen, wenn man ihn dir hinten reinschiebt!«
    Wir stehen jetzt an der Ecke vor dem Shoreditch House, und Lexi ist absolut unglaublich schrecklich betrunken.
    »Wayne sagt, dass Leute, die fixiert darauf sind, ihre Umgebung zu kontrollieren, innerlich meistens ganz unglücklich sind …« Ihre Stimme wird leiser, während sie über ihre eigenen Füße stolpert und fast aufs Gesicht fällt.
    »Lexi, steig einfach ins Taxi, okay?« Was zum Teufel hat sie diesem Wayne erzählt?
    Der Fahrer hat runzlige Tränensäcke. Er lehnt an der Motorhaube und raucht, weil er weiß, dass das hier noch dauern kann.
    »Nein, werde ich nicht!« Sie stolpert auf ihren High Heels durch die Gegend. »Ich werde mir von dir nicht sagen lassen, was ich tun soll, du has’ meine Verabredung ruiniert. Tristan war nämlich ein echt netter Kerl.«
    »Er hätte dein Vater sein können und war völlig nüchtern, während du sturzbesoffen bist. Weißt du nicht, was das bedeutet?«
    »Dass er keinen Alkohol braucht, um gut drauf zu sein?«
    »Falsch. Dass er ein totales Arschloch ist und deinen Zustand ausnutzen wollte.«
    »Oh, hör auf, so ein Drama daraus zu machen! Dann bin ich eben betrunken, ja UND ?«, schreit sie, während ich meine Hand auf ihren Kopf lege und sie ins Auto drücke.
    »Betrunken in einem Swimmingpool, Lexi. Hast du irgendeine Ahnung, wie gefährlich das ist? Was für ein Mensch würde zulassen, dass du so etwas tust?«, frage ich, während ich sie anschnalle.
    »Du weißt überhaupt nicht, wie man lebt. Du bist so unglaublich LANGWEILIG !«
    »Nein, Lex. Du bist diejenige, die langsam langweilig wird.«
    Wir fahren jetzt über die London Bridge. Lexi ist in den Sitz gesunken und blickt mich feindselig an.
    »Sei jetzt einfach still, bitte«, seufze ich. »Es ist halb elf, und ich bin total müde.«
    »Ich wollte nach London kommen und den Sommer über Spaß haben. Spaß!«, lallt sie. »Aber ich schätze, du weiß’ nicht, wassas iss.«
    Der Fahrer sieht mich im Rückspiegel an und hebt die Augenbrauen, als wenn er sagen wollte: »Das ist aber echt eine kleine Ziege.«
    Wir fahren für eine Weile schweigend, vorbei an der düsteren Dickens’schen Atmosphäre des verlassenen Borough Market, vorbei an den Büros in der Southwark Street, eine Geisterstadt um diese Zeit. Wir kommen zu der Kreuzung Stamford Street und Blackfriars Road und wollen gerade nach links zum Elephant and Castle abbiegen, als Lexi plötzlich sagt:
    »Halt den Wagen an!«
    »Sei nicht albern, Lexi, du steigst hier nicht aus.«
    »Halt das Auto an«, krächzt sie. »Ich muss kotzen.«
    Jetzt reibe ich Lexis Rücken, während sie sich in meine Toilettenschüssel übergibt.
    »Ich sterbe«, stöhnt sie.
    »Oh, ich glaube, du hast noch ein paar Jahre. Du wirst zumindest die Nacht überleben. Morgen um diese Zeit wirst du schon wieder ein Glas Wein trinken wollen.«
    » UURGHH !« Sie würgt erneut. » NIEMALS ! Ich werde nie wieder trinken. Ichbinsodämlich«, lallt sie. Ich blicke nach oben. Wie lange wird diese Selbstgeißelung noch andauern? »Ich meine, sieh mich an. Ich bin lächerlich, ich bin ein Wrack, ich bin fett. Ich bin ein Totalausfall …«
    »Lexi, du bist nichts dergleichen …«
    »Niemand liebt mich, niemand findet mich gut«, schluchzt sie. »Es überrascht mich nicht, dass er mich nicht liebt. Es überrascht mich nicht, dass er mich verlassen hat«, sagt sie, und das ist der Zeitpunkt, an dem ich hellhörig werde.
    »Es überrascht dich nicht, dass wer was gemacht hat? Wer hat dich verlassen, Lex?«
    »Er!«, schreit sie und hebt den Kopf mit einem unfreiwilligen betrunkenen Ruck, sodass sie aus Versehen mein Gesicht trifft. »Loser, Arschgesicht, Schwanzlutscher, Wichser!«
    Ich beiße mir auf die Lippen, um nicht zu lachen. Es ist nur, – meine kleine, hübsche, elfengleiche Schwester flucht sternhagelvoll wie ein Bierbrauer …
    »Meinst du Clark? Den Mann, der angerufen hat?«
    Sie sieht mich unstet an, die Wangen voller Wimperntusche.
    »Wie ich gesagt hab. Loser, Arschgesicht, Schwanzlutscher, Wichser.«
    Dann schläft sie auf meinem Toilettensitz ein.
    Schließlich schaffe ich es, sie zum Sofa zu schleppen,

Weitere Kostenlose Bücher