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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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müssen. Er hat eine Freundin, und ich sitze hier und mache ihn an, als wäre ich seine Freundin. Dabei habe ich mich nicht mal nach seiner Freundin erkundigt! Mein Gott, bin ich furchtbar.
    Ich lehne meinen Kopf an seine Schulter. »Tut mir leid. Wirklich, ich weiß es zu schätzen, dass du gekommen bist. Ich bin nur so gestresst.«
    »Ich weiß. Aber wir werden sie finden, okay? Konzentrier dich jetzt ganz auf die Suche nach dem Passwort.«
    Ich versuche es mit »Carly«. Nein. Ich versuche »Simone«. Nein. Ich versuche »Meerkatze«, da das so eine Art Insider-Witz zwischen den beiden zu sein scheint, aber das ist es auch nicht.
    »Versuch ›Caroline‹«, verlangt Martin.
    »Machst du Witze? Ich muss für sie die meistgehasste Person auf dem Planeten sein.«
    »Versuch es einfach.«
    Ich tue es, und es funktioniert. Und irgendwie sorgt diese kleine Sache – dieser überraschende Hinweis darauf, dass meine Schwester etwas für mich empfindet – dafür, dass mir die Tränen über das Gesicht laufen, als ich hinter Martin her zur Battersea Park Station laufe.
    ***
    Es ist vermutlich typisch für eine Siebzehnjährige, dass sie lächerlich schlecht darin ist, ihre Spuren zu verwischen, wenn sie mit einem Mann, der doppelt so alt ist wie sie selbst, nach Notting Hill abhauen will. Gott sei Dank. Fünf Sekunden Herumsuchen in ihrer Mailbox, und wir wissen die folgenden Dinge:
    Sie trifft sich mit einem Typen namens Tristan, den sie bei Match.com kennengelernt hat.
    Er klingt wie ein totales Arschloch.
    Er wohnt in Notting Hill. Natürlich wohnt er da.
    Sie treffen sich im Shoreditch House. (Eine schnelle Suche bei Google ergibt, dass das ein fünfstöckiger Club nur für Mitglieder in der Nähe der Liverpool Street ist.)
    Ich muss sie retten.
    Martin und ich reden wenig auf dem Weg dorthin. Martin weiß, dass ich mich nicht unterhalten kann, wenn ich gestresst bin, also pfeift er auf dem Weg zur U-Bahn die ganze Zeit. Martin gehört nämlich zu den Leuten, die Schweigen nicht ertragen können, selbst bei jemandem, den sie seit vierzehn Jahren kennen. Dann sind wir auf dem Weg die Bishopsgate entlang mitten ins Herz der Stadt. Es ist jetzt Viertel nach neun, und die aufragenden gläsernen Bürotürme, glatt wie Haifischflossen, die uns umgeben, leuchten in der untergehenden Sonne, während die letzten Angestellten in ihren Anzügen nach einem weiteren langen Tag auf dem Weg zur U-Bahn sind.
    Martin rennt vor mir her, und seine Gap-Jacke flattert um ihn herum.
    Ich rufe ihm nach: »Was sollen wir machen, wenn er ihr schon Rohypnol eingeflößt hat? Ich werde mir das nie verzeihen!«
    Er: »Jetzt mal doch nicht so schwarz. Im schlimmsten Fall ist sie betrunken. Es wird schon gut gehen.«
    Ich: »Aber sie ist siebzehn.«
    Er: »Na ja, aber denk doch mal an damals, als du siebzehn, achtzehn warst. Du warst doch kein völliger Idiot, oder? Du konntest doch auf dich aufpassen?«
    Ich: »Ja, aber mit achtzehn war ich schon mit dir zusammen.«
    Er: »Stimmt.«
    Wir keuchen beide, als wir das Shoreditch House erreichen. Der Türsteher – ein Berg von einem Mann mit einem blonden Schnurrbart – betrachtet uns misstrauisch.
    »Haben Sie ein … ein Mädchen gesehen? Dünn … kurzes, dunkles Haar, trägt wahrscheinlich fast nichts und hat ein lächerliches Tattoo auf dem rechten Arm?«
    Er hebt die Augenbrauen und sieht mich an.
    »Also, haben Sie sie nun gesehen oder nicht?«
    »Wir glauben, dass sie mit jemandem zusammen ist«, mischt Martin sich ein, die Hände auf die Knie gestützt, während er versucht, wieder zu Atem zu kommen. Ich weiß, was ihm durch den Kopf geht: Ich bin geliefert, wenn ich mich mit diesem Kerl anlegen muss.
    »Irgendeine Ahnung, wer das sein könnte?« Der Mann an der Tür gehört zu denjenigen, die beim Umgang mit Gästen Augenkontakt für unnötig halten.
    »So ein Vollidiot namens Tristan.«
    Martin stößt mich mit dem Ellbogen an.
    »Tristan Banks. Mr Banks ist einer unserer angesehensten Gäste.«
    »Ich wette, das ist er«, erwidere ich. »Hören Sie, können wir einfach reingehen und nach ihr suchen?«
    Ich versuche, mich an ihm vorbeizudrängen, aber der Mann streckt den Arm aus.
    »Dieser Club ist nur für Mitglieder, Madam. Das bedeutet, Sie müssen Mitglied sein, um reinzukommen.« Er mustert Martin. »Außerdem fürchte ich, dass Ihr Freund nicht entsprechend gekleidet ist.«
    Ich betrachte Martin in seinem ausgeblichenen Gap-T-Shirt, das nicht über seinen Bauch reicht, und seiner

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