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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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schäbigen beigen Gap-Jacke, die er en gros kauft, und plötzlich empfinde ich einen Anflug von Mitleid und Liebe.
    »Hören Sie, zu meiner Verteidigung möchte ich sagen, dass ich nicht wusste, dass ich zum Shoreditch House kommen würde, als ich mich auf den Weg zu meiner …« Er sieht mich an. »… meiner Freundin gemacht habe«, erklärt Martin. »Bei allem Respekt: Was ich anhabe, ist nicht wirklich mein Problem. Mein Problem ist, dass die Schwester meiner Freundin, die erst siebzehn ist, hier mit einem Mann zusammen ist, den sie nicht kennt, und dass wir uns Sorgen um sie machen. Also lassen Sie uns bitte rein.«
    Martin hebt triumphierend das Kinn, und ich möchte ihn plötzlich umarmen.
    Der Türsteher nickt. »Sie sind auf dem Dach«, verrät er.
    Unter anderen Umständen wäre es fantastisch gewesen. Als sich der Fahrstuhl öffnet, stehen wir in einer riesigen Lounge im Kolonialstil mit weißen Korbmöbeln und einem dunklen Holzboden. In der Mitte ist Holz aufgestapelt – vermutlich für einen Holzofen, den man während der Hitzewelle in London nicht braucht –, und dahinter wackelt an einer Granitbar ein Mädchen mit einer Afrofrisur zu einer ibizaesken Entspannungsmusik mit den Hüften. Ich scanne die weißen Lederstühle, auf denen Paare mit ineinander verschränkten Beinen einen zweifellos total überteuerten Sundowner genießen, aber Lexi entdecke ich nicht. Dann höre ich Martin hinter mir sagen: »Großer Gott, sieh dir das an.«
    Ich drehe mich um, weil ich sehen will, was er meint. Hinter Glasschiebetüren, die offen stehen, befindet sich ein Dachpool. Er ist tropisch türkis und liegt vor einer absolut atemberaubenden Londoner Abend-Skyline, an der die Silhouetten von Kränen wie prähistorische Kreaturen aussehen und die Fenster der Hochhäuser leuchten und flimmern wie die Lichter einer Stereoanlage.
    Dann ein hohes, freudiges Kreischen und ein »Lass das! Meine Bikinihose rutscht sonst runter!«
    Mein Herz bleibt stehen.
    »Sie ist in dem verdammten Pool!«
    »Was sagst du?«, fragt Martin.
    »Sie ist in dem verdammten Pool.«
    Ich löse mich von der Stelle und lege meine ganze Kraft in das Öffnen der Türen, die wieder zugegangen sind. Jetzt stehe ich drinnen, Martin hinter mir, und nehme das in mich auf, was sich wie die ganze glitzernde Stadt anfühlt, die uns zu Füßen liegt. Nur sehe ich nicht auf die Stadt, sondern auf meine winzige Schwester. Sie planscht im Pool mit Tristan Banks.
    Ihr Unterkiefer klappt herunter, als sie mich entdeckt.
    »Caroline!«
    Guter Gott, sie ist betrunken.
    »Wassmastu’n hier? Ich wusste nicht, dass du auch Mitglied im Swadish House biss.«
    »Bin ich auch nicht. Ich bin deine Schwester, und ich bin gekommen, um dich abzuholen. Und jetzt komm verdammt noch mal aus dem Pool, und zieh dich an. Wir gehen.«
    »Was?« Sie tritt Wasser und geht dabei immer mal wieder unter. Ich entdecke zwei große Cocktails neben dem Pool. »Warum? Wir amüsieren uns grossartich. Echt. Tristan arbeitet in der Musikbranche. Erzähl ihnen von all den Leuten, die du unter Vertrag hast, Trischt. Hey, erzähl ihnen von dem Abend mit den Kills und Kate Moss in dem Hotel in Miami. Das war ja so krank.«
    »Hi, Leute!« Tristan (offensichtlich Amerikaner), der bis jetzt jeden Blickkontakt vermieden hat, schwimmt zu unserer Seite und stemmt sich in einer eleganten Bewegung aus dem Becken. Er ist mindestens eins neunzig groß, schlank, extrem behaart und trägt eine dicke Silberkette um den Hals. Geübt schüttelt er sein Haar, sodass es im Rock-and-Roll-Stil über seiner Stirn liegt. Er sieht sehr gut aus, das muss ich ihr lassen.
    »Ich bin Tristan Banks«, verkündet er. »Ist hier alles in Ordnung, oder haben wir ein Problem?«
    »Wir haben ein Problem, und das sind Sie«, erkläre ich.
    Hinter mir erscheint Martin, die Hände in die Hüften gestützt, mit seinem sieben Zentimeter hervorstehenden Bierbauch.
    »Oh Gott, du schon wieder!«, stöhnt Lexi. »Ich weiß nicht, was du glaubst, wer du bist, was für ein Recht du hast …«
    »Lexi«, falle ich ihr ins Wort, weil ich Angst habe, dass sie wieder von der Verlobungssache anfängt. »Ich würde es zu schätzen wissen, wenn du nicht unhöflich zu Martin wärst.«
    Ich drehe mich zu Martin um. »Hör zu, ich glaube, ich komme jetzt klar. Ich schaff das allein. Vielen Dank, dass du gekommen bist, aber ich glaube, du weißt schon …« Ich drücke seine Hand.
    »Na klar, sicher«, sagt er und geht zurück zu den Glastüren. »Du

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