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Roman

Roman

Titel: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katy Regan
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sagen.
    Martin liegt jetzt seit einer Dreiviertelstunde unter meiner Küchenspüle, und man sieht ungefähr zweieinhalb Zentimeter von seinem Maurer-Dekolleté.
    Da kommt Lexi rein und stellt ihren Toastteller zur Seite.
    »Nette Arschritze«, kommentiert sie.
    »Danke schön«, erwidert Martin. »Ich finde auch, dass ich ziemlich knackig bin.« Ich zucke zusammen. Versuch nicht, dich bei den Jugendlichen anzubiedern, Martin, das musst du wirklich nicht. »Außerdem«, fährt er fort und klappert mit irgendwelchen Werkzeugen, »habe ich mit dir noch ein Hühnchen zu rupfen, Lexi.«
    Lexi sieht mich an und hebt eine Augenbraue. Ich zucke mit den Schultern, als wollte ich sagen: Hat nichts mit mir zu tun.
    »Stimmt es, dass du diesen fiesen Kerl magst?«
    »Weiß nicht«, antwortet Lexi. »Mag ich einen fiesen Kerl?«
    »Deine Schwester sagt, du hättest mit Clark Elder gesprochen.«
    Lexi wirft mir einen bösen Blick zu. »Nein, ich habe nicht mit Clark Elder gesprochen«, entgegnet sie abwehrend. »Das ist ja der Punkt: Ich will nicht mit ihm sprechen.«
    »Okay, dann ist es ja gut«, meint Martin. »Weil du dich von ihm fernhalten solltest. Er ist ein schlimmer Finger, dieser Elder, ein richtig fieser Kerl.«
    »Und wieso glaubst du das?«, will sie beleidigt wissen.
    »Weil ich ihn kenne. Ich stamme aus seiner Gegend, weißt du nicht mehr? Er ist doch ungefähr fünfunddreißig wie ich, oder nicht?«
    »Fünfunddreißig? Du hast mir nicht erzählt, dass er fünfunddreißig ist, Lexi!«
    Sie beißt sich verlegen auf die Lippe.
    »Ist er nicht, er ist zweiunddreißig.«
    Martin redet weiter: »Na ja, jedenfalls hat er in unserer Gegend gewohnt, als du noch in die Windeln gemacht hast.«
    Lexi tritt von einem Fuß auf den anderen.
    »Und was hat er Schlimmes getan?« Man kann sehen, dass sie das jetzt wirklich interessiert. Oder hat sie einfach Angst?
    »Oh, nur Sachen, die nicht gut waren – ich meine, wirklich nicht gut! Also bleib weg von ihm! Mehr sage ich gar nicht.«
    Lexi sieht mich an und blinzelt, als wäre das alles neu für sie.
    »Tja, also, er hat sich geändert«, erklärt sie. »Er arbeitet jetzt für meinen Dad und hält Motivationsreden in den Healing-Horizons-Kursen, also muss er in Ordnung sein. Dad überprüft alle seine Referenten. Er redet ständig über Leistungen, persönliche Ziele und Leute mit Tatendrang.«
    Ich sage: »Du sprichst nicht mit ihm, also spielt es doch sowieso keine Rolle, oder?«
    Sie nickt.
    »Gut. Ich wollte nur sichergehen.«
    Martin scheint ewig lange zu bleiben, repariert dies und das und trinkt eine Tasse Tee nach der anderen. Er hebt ein Foto hoch. Es zeigt mich vor acht Jahren vor dem Duke of Cambridge.
    »Ah, ich erinnere mich an diesen Tag«, meint er. »Damals hattest du gerade den Job bei SCD bekommen, und ich habe im Duke Champagner bestellt.«
    »Mmm«, sage ich, »das stimmt.«
    Er macht weiter, sieht meine CD s durch. »Hörst du die immer noch?«, fragt er und holt David Grays Album White Ladder heraus. Ich zucke leicht zusammen. »Damit verbinde ich schöne Erinnerungen, Sommerabende im Garten, zu viel Rioja, nicht wahr, Caro?«
    Langsam fühle ich mich unwohl. Er lächelt mich an – es ist das gleiche Lächeln wie im Duke. Das, von dem ich nicht sicher bin, ob ich es mag.
    »Und?«, frage ich fröhlich. »Hast du Polly in letzter Zeit gesehen? Hast du dich mit ihr verabredet?«
    »Warum?«, will er in einem neckenden Tonfall wissen.
    »Nur so.« Ich zucke mit den Schultern. »Weil sie nett aussah.«
    »Stimmt«, erwidert er mit ausdruckslosem Gesicht. »Nein, ich habe mich nicht mit ihr verabredet, ich hatte viel zu tun.«
    Es entsteht eine verlegene Pause, dann berührt er meinen Arm und sieht mich lächelnd an.
    »War das die richtige Antwort?«
    »Martin, es gibt keine richtige Antwort.«
    Endlich geht er, und ich kehre in die Küche zurück, wo Lexi meine Küchenwände entstellt, indem sie mit meinem Handmixer einen Smoothie macht.
    »Der ist immer noch total in dich verknallt«, ruft sie über den Lärm hinweg.
    »Nein, ist er nicht!«
    »Doch, ist er. Das sieht doch jeder Idiot. Warum sonst opfert er seinen Samstag, um herzukommen und unter deiner Spüle zu liegen?«
    Tief in meinem Innern weiß ich, dass sie recht hat. Ich will es nur nicht wahrhaben. Jetzt sage ich es ihr, denke ich, ich sage es ihr, wenn sie mit dem Smoothie fertig ist.

17
    Ich schätze, ich hatte die geplante Dinnerparty des Grauens vergessen, oder vielleicht habe ich sie auch

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